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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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einen finden.«
    »Tu das. Und ruf mich dann unter dieser Nummer zurück. Ich brauche ungefähr zwanzig Minuten, bis ich so weit bin.«
    »Ich etwa dreißig«, meinte Decker.
    »Dann mach dich jetzt besser auf den Weg.«
    Nachdem Decker ein Taxi gefunden hatte, war der Rest einfach. Zum Glück war Raisie zu Hause. Jonathans Frau, eine zierliche Person mit elfenhaften Zügen, einer spitzen Nase und runden, leuchtenden Augen, hatte glänzendes rotes Haar, das sie, abgesehen von ein paar federartigen Fransen, die ihr in die Stirn fielen, dicht an den Kopf gekämmt trug. Ein loser, bunter Kaftan hing um ihren Körper. Sie legte einen Finger an die Lippen. »Ich hab gerade die Kinder ins Bett gebracht.«
    »Ich werde ganz leise sein.«
    Die Levines wohnten in einem Appartement an der Upper West Side in Manhattan. Es gab zwei kleine Schlafzimmer, zwei winzige Badezimmer, eine Küche, die kaum größer war als ein Schrank, und ein voll gestopftes Zimmer, in dem gerade zwei Sofas und ein Esstisch Platz hatten. Für den Luxus dieser neunzig Quadratmeter großen Wohnung bezahlten sie ungefähr viertausend Dollar Miete im Monat. Decker mochte es kaum glauben und fragte sich, warum jemand sich mit einem solchen Mietwucher abfand, besonders nach den Terroranschlägen. Aber die New Yorker sind ein eigenartiges Völkchen und reden sich ständig ein, weniger sei mehr.
    Sie ließ ihn eintreten, schien aber nicht glücklich darüber, ihn zu sehen. »Jonathan ist in der schul.« »Ich muss dein Telefon benutzen, Raisie.« »Hast du kein Handy?«
    »Ich brauche einen Festnetzanschluss.« Er sprach leise. »Ich w eiß - ich werde langsam zu einer Landplage.« Etwas Ähnliches hatte sie wohl zu Hershfield gesagt. »Bald geh ich euch nicht mehr auf die Nerven. Ihr müsst euch deswegen keine Sorgen machen.«
    Sie senkte den Kopf. »Akiva, es tut mir so Leid. Es ist alles meine Schuld. Jonathan wollte dich nicht anrufen. Ich habe ihn darum gebeten. Es ist nur, weil Chaim denkt, dass.« Raisie unterbrach sich.
    »Was denkt Chaim?«
    »Er hat diese verrückte Idee, dass deine Nachforschungen Shayndies Leben gefährden könnten.«
    »Verstehe.« Decker musste sich zurückhalten. »Und wie kommt er darauf?«
    »Er glaubt, dass sie sich irgendwo versteckt hat, und je näher du ihr kommst..., dass es sie verschrecken könnte. Oder dass es vielleicht den Leuten, die Ephraim getötet haben, verrät, wo sie ist.«
    Deckers Herzschlag setzte für eine Sekunde aus. »Sie hat zu ihm Kontakt aufgenommen?«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. »Nein, jedenfalls nicht dass ich wüsste. Vielleicht. Er redet verrücktes Zeug. Genau wie Minda. Wahrscheinlich sind sie beide nur völlig verzweifelt.«
    »Ich weiß nicht, Raisie. Für mich klingt das so, als kämen die Ideen von woanders. Hat er mit dir über Ephraims Tod gesprochen, dir irgendeinen Verdacht anvertraut?«
    »Die Antwort lautet nein. Aber ich will ehrlich sein, Akiva. Selbst wenn er mir etwas anvertraut hätte, würde ich es dir nicht sagen. Ich muss die Wünsche der Familie respektieren.«
    Deshalb das Gespräch mit Hershfield und der Versuch, ihm weitere Informationen vorzuenthalten. »Selbst wenn es bedeuten würde, Shayndies Wohl zu gefährden?«
    Sie wurde zornig. »Keiner von uns würde jemals etwas tun , was ihr Wohl gefährden könnte.« Decker schwieg.
    »Hast du irgendeine Ahnung, wann Ephraims Leiche freigegeben wird?« Ihre Stimme war kalt. »Wir möchten, dass unser Bruder eine richtige Beerdigung bekommt.«
    »Ich weiß es nicht, aber ich werde Novack anrufen und ihn fragen.«
    Raisie legte eine Faust an ihre Stirn. Dann sah sie auf. »Danke.«
    »Gern geschehen.« Decker versuchte, seine Verärgerung zu verbergen. »Kann ich dein Telefon benutzen? Ich muss ungestört telefonieren.«
    »Im hinteren Schlafzimmer.« Sie seufzte. »Akiva, sei mir nicht böse. Reg dich nicht auf, bitte. Wenn Jonathan wüsste, dass ich dich verärgert habe, wäre er sehr wütend. Er verehrt dich.« Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich habe meinen Bruder verloren. Bitte, hab ein wenig Geduld.«
    Decker fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Die Frau trauerte um ihren toten Bruder, hatte zwei kleine Kinder und stand unter einer großen Anspannung. »Es tut mir Leid, Raisie. Ich bin sehr verbissen, wenn ich arbeite. Es ist eine Berufskrankheit. Ich rufe Novack für dich an, sobald ich den anderen Anruf erledigt habe.«
    »Vielen Dank.«
    »Wie wär's, wenn ich das Telefon in der Küche benutze, und du

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