Die Schwingen des Todes
man sich schon was einfallen lassen. Im Augenblick bin ich noch im Versuchsstadium, experimentiere mit Ratgeberseiten oder speziellen Duftstoffen im Papier. Mit jungem Fleisch lässt sich ganz legal ein Haufen Geld machen. Ich will mit dreißig halb Harlem in der Tasche haben. Klar tun mir meine Mädchen Gefallen, aber ich bin kein rücksichtsloses Schwein. Das ist die Wahrheit. Glauben Sie mir, wenn ich wollte, könnte ich meine Mädels tagtäglich, sieben Tage die Woche rund um die Uhr beschäftigen. Der elfte September hat mehr als nur einen New Yorker in die Midlifecrisis gestürzt. Alles Männer, die gesehen haben, wie diese Hurensöhne in die Türme des World Trade Center krachten, und dachten, jetzt sei alles aus. Aber sie haben es überlebt, genauso wie ihre Schwänze, und seither ist ihr Hunger nach Sex, besonders nach frischen jungen Muschis, besonders groß.«
»Komisch, Donatti«, knurrte Decker. »Ich hab Helden gesehen, keine Perversen.«
»Wir sehen das, was wir sehen wollen«, konterte Donatti. »Ich weiß nur, dass im Moment die Nachfrage groß ist. In der momentanen Wirtschaftslage ist ein schneller Fick immer noch ein billiges Vergnügen. Also tun die Mädchen mir ein paar Gefallen mehr als sonst. Aber die Sklaverei ist in unserem Land abgeschafft. Gezwungen wird bei mir keine.«
»Kommt darauf an, wie Sie Zwang definieren.«
»Die Kids können jederzeit gehen. Aber wer geht, kann nicht wieder einsteigen. Wenn sie glauben, sie könnten es mit der großen bösen Welt da draußen aufnehmen - dann kann ich ihnen nur viel Erfolg wünschen.«
»Ein bisschen Einschüchterung kann ja nie schaden.«
»Es ist eine grausame Welt da draußen, Decker. Wenn das, was ich ihnen erzähle, sie vorsichtiger werden lässt - damit kann ich leben.«
Decker strich sich über den Bart. »Und Sie haben keine Angst, dass jemand mal auspacken könnte?«
»Meine Schützlinge reden nicht. Bisher habe ich eine Stillhaltequote von hundert Prozent. Ich bin eben sehr überzeugend.«
»Und falls doch mal jemand auspackt?«
Donatti schüttelte kaum merklich den Kopf. »Das ist nicht Ihr Problem.«
Decker schnaubte und wandte sich ab. Dann knallte er die Faust auf den Tisch.
»Ich weiß«, sagte Donatti, »Sie wollen mir die Scheiße aus dem Leib prügeln. Sie wollen meine hübsche, arrogante Fresse zu Brei schlagen und mir meinen Riesenschwanz abhacken, weil ich nämlich am Steuer sitze, Decker. Es war auch schon mal andersherum - da habe ich mich genauso gefühlt wie Sie jetzt. Aber inzwischen sind wir erwachsen. Sie müssen schlucken, Decker, so wie ich acht Jahre lang geschluckt habe. Wenn Sie ehrlich mit sich sind, müssen Sie zugeben, dass ich Ihnen ganz schön entgegenkomme. Immerhin haben Sie mein Leben ruiniert.«
Decker lachte trocken. »Dafür haben Sie sich aber gut erholt, Chris.«
»Einen Scheiß wissen Sie«, sagte Donatti wütend. »Ich hatte meinen Onkel überzeugt. Ich hatte sie überzeugt. Sie hätte mir gehören können, mit Haut und Haar - wenn Sie mir die Sache nicht vermasselt hätten.«
»Frauen sind keine Leibeigenen mehr, Donatti.«
»Ja, das glauben Sie«, fauchte Donatti. »Ich war so nahe dran!« Er markierte mit Zeigefinger und Daumen einen kaum erkennbaren Abstand. Dann lehnte er sich zurück und seufzte. »Sie wissen ja, wie das ist. Am versessensten ist man auf die, die einem durch die Lappen geht. Und ich war von Anfang an v ersessen auf sie.« »Besser für Sie«, sagte Decker.
»Sie meinen, besser für sie.« Donatti nahm einen großen Schluck Scotch. »Scheiß auf die Vergangenheit. Ich bin jetzt ein großer Junge. Okay, sie gehört mir nicht, aber ich miete sie. Und zwar auf Langzeitbasis. Außerdem ist Terry hier nicht das Thema. Also vergessen Sie Terry. Sie haben ganz andere Probleme. Und Ihr Problem ist im Moment bei mir einquartiert und fühlt sich da auch sehr wohl.«
Decker spürte, wie sein Blutdruck stieg, was die Sache nicht einfacher machte. »Ist sie unversehrt?«
»Absolut.«
»In welcher Verfassung befindet sie sich?«
»Aufgewühlt. So habe ich sie aufgelesen. Im Moment spricht sie nicht darüber. Mir soll es recht sein. Die Einzelheiten interessieren mich nicht.«
»Und was stellen Sie mit ihr an?«
»Ich lasse sie einfach ausruhen. Ich bin kein Zuhälter, aber wenn, würde ich in dem Zustand niemand arbeiten lassen. Viel zu instabil.«
»Das heißt, Sie geben ihr Kost und Logis, ohne irgendeine Gegenleistung?«
»Das trifft es ziemlich genau. Kann sein,
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