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Die Séance

Die Séance

Titel: Die Séance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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weil es sonst nichts zu tun gab. Der Tag begann schön. Nachmittags würde es heiß werden. Jetzt war der Himmel kristallblau, aber zweifellos würden gegen Abend wieder die Sturmwolken durchziehen.
    Endlich kehrte Jed zurück, riss sie aus ihrer Tagträumerei, als er auf die Veranda trat und den Kopf schüttelte. “Nichts. Jetzt ist jedenfalls keiner im Haus.”
    Sie atmete langsam aus. “Jed, das war real. Der Mann war real. Ich hab die Augen geöffnet und einen Mann am Fußende meines Bettes stehen sehen.”
    “Wir gehen jetzt zusammen durch das ganze Haus”, sagte er, der Ausdruck in seinen dunklen Augen undurchdringlich. “Dann kannst du feststellen, ob irgendwas nicht an seinem Platz ist.”
    Sie folgte ihm ins Haus. “Zuerst oben?”, schlug er vor.
    Oben lagen die Zimmer, in denen früher ihre Familie gelebt hatte, leer und unverändert. Selbst in ihrem Schlafzimmer wirkte alles ganz normal. Die Decke lag zurückgerissen, nachdem sie aufgesprungen war, sonst war alles noch genau so, wie sie es verlassen hat.
    “Irgendwas entdeckt?”, fragte Jed.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er starrte sie an. “Du und Ana, ihr hättet nicht mit diesem bescheuerten Ouija-Brett spielen sollen.”
    “Ach, jetzt plötzlich glaubst du an Ouija-Bretter?”, sagte sie.
    “Nein. Aber ich glaube an die Einbildungskraft.”
    Sie schritten die Treppe runter. Die Küche war aufgeräumt, das hatte sie letzte Nacht noch geschafft. Bloß der Müllbeutel war noch nicht entsorgt, das war alles.
    Im Salon standen die Kisten, wo sie gestern auch gestanden hatten.
    Zu blöd, dass ich keinen Geist habe, der für mich auspackt, dachte sie.
    Nein. Es gab überhaupt keinen Geist. Außerdem, falls hier irgendwer spukt, wäre es ihre Granma, wie sie letzte Nacht gewitzelt hatten. Und die wäre ein strenger, aber freundlicher Geist.
    Aber natürlich gibt es so was wie Geister überhaupt nicht, sagte sie sich selbst.
    “Also, ist irgendwas gestohlen?”, fragte Jed. “Oder auch nur bewegt worden?”
    “Nein, ich glaube nicht.”
    Sie konnte nicht anders, sie wünschte, ihr Haar wäre nicht voller Grashalme, und das Baumwollnachthemd wäre nicht feucht und hinge unvorteilhaft an ihr herum.
    “Das Tafelsilber noch da?” Sie bemerkte, dass seine Stimme jetzt ziemlich trocken klang.
    “Ja”, sagte sie, zunehmend durcheinander.
    Er sagte, eher beunruhigt als amüsiert: “Christie, wenn wirklich jemand im Haus gewesen wäre, würde entweder etwas fehlen, oder er wäre dir hinaus gefolgt und hätte dich draußen angegriffen.”
    Sie blickte sich im Salon um und entdeckte etwas.
    Das Ouija-Brett.
    Es war bewegt worden; da war sie ganz sicher.
    Sie hatte die Schachtel oben auf ein paar Kisten gelegt, als sie gestern zu Ende gespielt hatten, aber jetzt …
    Jetzt lag es, in der Schachtel, wieder auf dem Boden, in der Mitte des Raumes.
    “Da ist doch etwas bewegt worden”, sagte sie plötzlich.
    “Was?”, fragte Jed.
    “Das Ouija-Brett.”
    Er stöhnte.
    “Das meine ich ernst!”
    Er blieb so still, das sie schwören konnte, sie könnte jeden einzelnen Atemzug von ihnen beiden hören, und sogar jeden Herzschlag.
    “Setz dich hin, Christina”, schlug er vor.
    Sie sah ihn verwirrt an. Dann wurde ihr klar, dass er nur versuchte, geduldig zu sein. Er hatte sich wieder in einen Polizisten verwandelt, der einen aufgewühlten Bürger beruhigen will.
    “Christina, ich bin ja nicht so besonders lange Polizist gewesen, aber ich habe noch nie davon gehört, dass jemand in ein Haus einbricht, bloß um ein Ouija-Brett herumzuschieben.”
    Sie funkelte ihn gereizt an und erstarrte, wollte ihm nicht die Befriedigung verschaffen, sich tatsächlich hinzusetzen.
    “Ich versichere dir, als ich gestern Abend ins Bett ging, war die Schachtel mit dem Ouija-Brett nicht da, wo sie jetzt ist.”
    “Setz dich”, bat er noch mal. “Ich kann dir ein Glas Wasser holen oder Kaffee aufsetzen, wenn das hilft.” Sie wusste, er machte sich nicht über sie lustig. Er behandelte sie bloß genauso wie damals, als sie alle Kinder waren und er fünf Jahre älter war als die anderen.
    “Jed, ich sage doch …”
    “Nein. Lass mich das Reden übernehmen”, sagte er.
    Er drückte sie in einen der großen Sessel und hockte sich vor sie hin, nahm ihre Hände. “Es ist hart. Glaub mir, ich weiß, wie hart es ist.”
    “Wovon redest du?”
    “Christie, du hast Dan und Mike, aber sonst hast du deine ganze Familie verloren.” Seine Miene wurde für einen Augenblick

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