Die Séance
hast gesagt, du wärst clever, weißt du noch? Du würdest keine blödsinnigen Sachen anstellen.”
Sie starrte ihn an. Sie musste einen Albtraum gehabt haben. Unmöglich konnte sie den Geist von Beau Kidd gesehen haben. Jetzt, bei hellem Tageslicht, war die Vorstellung einfach lächerlich. Aber sie lag tatsächlich auf dem feuchten Gras, also war sie auch wirklich aus dem Haus gerannt. Und sie war aus dem Haus gerannt, weil da jemand gewesen war. Oder etwa nicht?
Sie stieß die Worte aus, ohne nachzudenken. “Da war jemand in meinem Haus.”
Jed starrte sie an und hob langsam eine Braue. “Jemand war in deinem Haus?” Er klang gleichzeitig beunruhigt und zweifelnd.
“Ja.”
Beklemmung machte sich auf seinem Gesicht breit. “Jemand ist eingebrochen und hat dich aus deinem Haus gejagt, und dann … hat er dich dazu gezwungen, auf dem Rasen zu schlafen?”
Sie starrte ihn an. “Ich sage doch, da stand ein Mann am Fuß von meinem Bett.”
“Aber du sagst auch, dass er dich nicht angegriffen hat, oder?”
“Nein. Er war bloß … da.”
“Und was hat er da getan?”
“Mich angestarrt. Ich … habe ihn gespürt, meine Augen aufgemacht und ihn gesehen, dann bin ich aus dem Bett gesprungen und nach draußen gerannt”, erklärte sie.
“Du hast hinter uns abgeschlossen, oder? Du hast sichergestellt, dass die Tür verschlossen war, nachdem alle gegangen waren?”
Jed erhob sich und streckte die Arme aus, um ihr aufzuhelfen. Er trug Jeans, ein Poloshirt und eine lässige Wildlederjacke, stand jetzt aufrecht und wirkte ganz entspannt. “Christina, üblicherweise rennen die Leute irgendwo hin, wenn sie vor einer Gefahr fliehen. Sie rollen sich nicht einfach auf dem Rasen zusammen und schlafen ein.”
“Ich bin nicht einfach eingeschlafen!”, schleuderte sie ihm zornig an den Kopf.
“Oh?”
“Glaub mir, ich erzähle keinen Mist.”
“Christie, es passieren manchmal die komischsten Sachen”, sagte er sanft, seine Augen dunkel wie Onyx. “Jetzt ist nicht die Zeit, mich anzuschreien.”
“Das würde ich nie tun”, sagte sie, aber die Wut stieg trotzdem in ihr hoch.
“Okay, also was genau ist passiert?”
“Ich bin aus dem Haus gerannt und …”
“Und dann?”
“Da bin ich mir nicht sicher.”
Seine Stimme wurde noch sanfter. “Aber du bist sicher, dass du nicht irgendwie belästigt worden bist?”
War sie das? Sie war schlicht ohnmächtig geworden. Aber niemand hatte sie angegriffen oder so etwas. Da war sie ganz sicher.
“Nein. Mir hat niemand etwas getan. Er hat mich überhaupt nicht berührt”, murmelte sie.
“Okay, also dieser Mann brach in dein Haus ein, bloß um dich anzustarren, und dann, als du rausgerannt bist … was hat er dann getan? Das Haus verwüstet?”
Nein … irgendwie war er noch schneller als ich. Er tippte mir auf die Schulter und hat mich so erschreckt, dass ich ohnmächtig geworden bin. Aber das konnte sie Jed doch so nicht sagen.
Sie senkte den Kopf, schloss die Augen und errötete. “Ich bin nicht sicher.”
“Na ja, sehen wir uns mal um?” Er marschierte auf das Haus zu. Einen Augenblick lang stand sie da und sah ihm hinterher; dann eilte sie ihm nach.
“Jed, was machst du überhaupt hier?”, fragte sie.
“Ich kam vorbei, um mit Ana einen Kaffee zu trinken, und dann sah ich dich da liegen.” Er bedeutete ihr mit einer Handbewegung, draußen auf der Veranda zu warten, sein Gesicht ernst und entschlossen.
“Er könnte noch im Haus sein”, sagte er, und das machte durchaus Sinn – bis auf die Tatsache, dass sie genau wusste: Er konnte eigentlich gar nicht glauben, was sie ihm über ihren nächtlichen Besucher erzählte.
Aber sie wusste auch, er konnte nicht wagen, einfach zu ignorieren, was sie gesagt hatte. Vielleicht glaubte er, sie wäre verrückt – hätte zu viel getrunken, während sie okkulten Unsinn gespielt hatten. Andererseits: Ein Mörder war in der Gegend, da konnte er keine Risiken eingehen.
“Ich glaube, ich bin sicherer, wenn ich bei dir bin”, rief sie ihm nach, als er im Haus verschwand. “In diesen ganzen Horrorfilmen … wenn der Kerl das Mädchen allein lässt, ist es hinterher immer tot!”
Keine Antwort.
Sie stand nervös auf der Veranda herum und fühlte sich wie eine Idiotin. Auch wenn sie hier in Florida waren, der Herbst stand vor der Tür, und ihr war kalt, wie sie da in ihrem feuchten Baumwollnachthemd und mit bloßen Füßen herumstand.
“Jed?”
Immer noch keine Antwort. Sie blickte sich um, einfach
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