Die Séance
Kaffeemaschine. Während der Kaffee durchlief, beeilte sie sich nach oben zu kommen. Diese feuchten Grashalme waren jetzt lange genug in ihrem Haar, und sie hatte zu viel zu tun, um den ganzen Tag in ihrem Nachthemd herumzulaufen.
Vielleicht bin ich verrückt, dachte sie, als sie duschte. Oder zumindest angeschlagener, als ich dachte, zu empfänglich für dämliche Einbildungen.
Denn er hatte ja recht. Kein Mensch bricht in ein Haus ein, bloß um ein Ouija-Brett zu verrücken.
Außer …
Außer er will, dass alle dich für verrückt halten.
Police Detective beim Beseitigen seines Opfers erschossen.
Police Detective Beau Kidd als Interstate-Killer identifiziert.
Die Schlagzeilen wiesen überhaupt nicht darauf hin, dass Beau Kidd damals nur der vermeintliche Mörder gewesen war. Eine kleine innere Stimme flüsterte Jed Schuldgefühle ein, obwohl er wusste, dass er, rational gesprochen, keinen Anlass gehabt hatte, etwas anderes anzunehmen, solange die Polizei, die Medien und alle anderen Beau Kidd für schuldig erklärten.
Er hatte diese Geschichte als furchteinflößend, schrecklich und traurig empfunden – und als eine Lektion dafür, wie unmöglich es ist, selbst diejenigen genau zu kennen, die einem am nächsten stehen, denen man eigentlich blind vertraute. Er war von Beau Kidds Schuld vollkommen überzeugt gewesen.
Jetzt war er genauso überzeugt, dass er falschgelegen hatte.
Aber wieso?
Er saß vor dem Computer in seinem Haus, mit Blick auf einen der vielen Seen dieser Gegend, und ging die Dateien mit seinen Notizen über den Fall noch einmal durch. Er starrte auf die Namen, das Alter der früheren Opfer, als ob diese Daten ihm plötzlich eine neue Wahrheit enthüllen könnten. Kelly Dunhill, vierundzwanzig; Janet Major, achtundzwanzig; Denise Grant, einunddreißig; Theodosia Wallace, zweiundzwanzig; und Grace Garcia, fünfundzwanzig. Nur eine von ihnen, Grace, stammte hier aus der Gegend und war in Tampa geboren. Die übrigen stammten aus vier verschiedenen Staaten: Kelly aus Tennessee, Janet aus New York, Denise aus Iowa und Theodosia aus Kalifornien. Alle hatten sie langes rotes Haar, von hellem Erdbeerblond bis zu einem tiefen Dunkelrot. Ihre Augenfarben waren unterschiedlich, und ihre Körpergröße variierte von knapp unter eins siebzig bis gut eins fünfundsiebzig. Alle wurden sie im Gras neben einem der Highways gefunden, nackt, die Arme über der Brust gekreuzt. Keine wies Anzeichen von Folter auf, wie Brandmale von Zigaretten, aber es wurden Prellungen festgestellt, als ob sie herumgestoßen worden wären, als sie noch lebten.
Als ob sie sich gewehrt hätten.
Alle waren sexuell missbraucht worden, aber Sperma wurde keins gefunden; der Mörder musste also Kondome benutzt haben. Es gab auch keine Hautabschürfungen unter den Fingernägeln, weshalb man keine DNA feststellen konnte. Der Mörder war sehr vorsichtig gewesen.
Die Verneinungen nahmen kein Ende.
Nein, keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Fußspuren, keine Zigarettenstummel irgendwo bei den Fundorten. Schlichte Physiologie spricht eigentlich dafür, dass irgendetwas zurückbleibt, wenn zwei menschliche Körper aufeinanderprallen. Aber nicht in diesem Fall. Nichts, was irgendwie von Nutzen hätte sein können, wurde jemals gefunden. Das war verblüffend, und es wurde damals als Hinweis darauf gedeutet, dass jemand von der Polizei, der Staatsanwaltschaft oder der Gerichtsmedizin dahinterstecken müsste.
Er las alles noch einmal durch, was er damals aus den Medien und den Ermittlungsakten zusammengetragen hatte, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, etwas Neues, ein Fitzelchen Information oder auch nur Desinformation, das ihm auf die Sprünge helfen könnte. Aber er fand nichts.
Er beschloss, seinem alten Revier unten in der City mal einen kleinen Besuch abzustatten.
Christina schaute sich noch einmal im Haus um, während sie auf eine junge Sängerin wartete, ein Mädchen aus der Gegend namens Allison Chesney, die mit ihr an einem Werbespot für neue fettfreie Kartoffelchips arbeiten sollte. Die Werbeabteilung des gigantischen Lebensmittelkonzerns hatte sich für sie entschieden, weil sie den gewissen “Pep” in der Stimme hatte, berichtete ihr Kontaktmann dort jedenfalls.
Christina hatte es geschafft, die Umzugskisten aus dem Weg zu bekommen, indem sie die meisten davon auf dem Dachboden verstaute – etwas, das viele neue Häuser heute gar nicht mehr hatten. Sie besaß sogar einen Keller, noch eine Rarität im Staate
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