Die Séance
gestoßen.”
“Teenager!”, explodierte Ilona.
Ja, könnte es das denn gewesen sein?, fragte Christina sich selbst. Selbst wenn jemand sie gestoßen hätte, wieso war sie so sicher, dass eine bösartige Absicht dahintersteckte? Ilona hatte recht; wahrscheinlich waren das bloß ein paar herumpöbelnde Teenager gewesen. “Lasst uns was essen gehen”, sagte sie. “Der Sensemann hat ja für heute Abend ausgesprochen.”
Jed hatte gar nicht vorgehabt, über Nacht in Christinas Haus zu bleiben, aber er wusste nicht, was er von “Onkel” Adam halten sollte. Nicht dass Christina mit ihm allein gewesen wäre; Genevieve und Thor waren ja auch da – und Killer natürlich.
Aber irgendetwas nagte an ihm. Lag es an dem Haus? Oder an Christina?
Mit ziemlicher Sicherheit hatte sie recht mit dem, was sie über die Nacht vor zwölf Jahren gesagt hatte, in der Larry Atkins Beau Kidd erschossen hat. Und Larry hatte sich nicht wie jemand verhalten, der buchstäblich ein paar Leichen im Keller liegen hatte. Er verhielt sich wie ein Mann mit einem ernsten Schuldkomplex, ein Mann, der Angst hatte, dass er seinen Partner irrtümlich erschoss. Es gab eigentlich nur eine Erklärung dafür, weshalb Beau Kidd damals seine Waffe zog: Er hatte Larry nicht erkannt und Angst gehabt vor dem, der da draußen in der Dunkelheit auftauchte.
Aber wie zum Teufel war Christina überhaupt dahintergekommen?
Ilona und Tony hatten beschlossen, im Park zu bleiben, als die anderen essen gingen. Während sie aßen, piepte Christinas Handy. Dan meldete, dass mit Marcie alles in Ordnung wäre, obwohl sie keine Ahnung hatte, was passiert war. Ihre Erinnerung setzte erst wieder ein, als sie im Krankenhaus zu sich kam. Trotz der guten Neuigkeiten wirkte Christina verstört, als sie auflegte.
“Was ist los?”, fragte Mike.
Sie zuckte die Achseln. “Dan macht sich Sorgen – noch mehr solcher Vorfälle, und der Park könnte vielleicht dichtmachen.”
“Vorfälle?”, fragte Adam. “Was ist denn noch passiert?”
“Eine der ermordeten Frauen, das zweite Opfer, hat im Park gearbeitet”, erklärte Christina. “Und ich sage das nicht gern, aber dieser Nebel heute Abend, da hat jemand ziemlich übertrieben, das riecht förmlich nach einer Klage.”
“Gegen so was sind die bis Oberkante Unterkiefer versichert, davon bin ich überzeugt”, sagte Mike.
Nach dem Essen trennten sie sich. Jed kam einfach mit in Christinas Haus, ohne auf eine Einladung zu warten. Falls das jemand merkwürdig vorkam, wurde jedenfalls nichts gesagt.
Christina ging sofort in die Küche, um Tee zu kochen, obwohl sie gerade erst gegessen hatten, und Jed wurde klar, dass das einfach immer schon so in diesem Haus gewesen war, als ihre Großmutter noch lebte. Man kam herein, und es gab Tee. Eine hübsche Tradition, stellte er fest.
Während sie Tee tranken und Kekse knabberten, drehte sich die Unterhaltung um das Schatztauchen, womit Gen und Thor ihren Lebensunterhalt verdienten. Jed erzählte von einigen Unterwasserhöhlen in der Nähe, die Thor noch nie untersucht hatte, und sie beschlossen, eine Gruppenexpedition zu unternehmen.
“Macht das besser, bevor das Wasser zu kalt wird”, meinte Christina.
“Wie weit weg ist das von hier?”, fragte Thor.
“Vielleicht anderthalb Stunden”, sagte Jed, und plötzlich merkte er, dass er eine Karte des Staates Florida vor seinem inneren Auge sah.
Eine Karte mit sämtlichen Highways.
Und einem X an den Fundorten jeder einzelnen Leiche.
Vor zwölf Jahren war das erste und das letzte Opfer neben dem Interstate 4 gefunden worden, gleich beim International Drive, auf dem die ganzen Touristen unterwegs waren. Ein weiteres wurde in der Nähe des Schlagbaums für die Mautgebühr gefunden, zwei weitere am Beeline Expressway.
Und diesmal …
Die erste Leiche wurde wieder neben dem Interstate 4 beim International Drive gefunden, die nächsten beiden nicht weit von dem Schlagbaum.
Der Mörder suchte sich sogar dieselben Highways aus, um seine Opfer dort abzuladen.
Er tauchte aus diesen Gedanken wieder auf, als Christina sagte: “Samstagabend kommen wir hier alle wieder zusammen.”
“Große Party?”, fragte Jed.
“Nein, nur Tony und Ilona, Mike und Dan, du und Ana, Adam, Thor und Genevieve. Und ich natürlich auch.”
Ihm wurde klar, dass sie vorfühlte, wie dieser Vorschlag bei ihm ankam. Aber warum? “Klingt gut”, meinte er. “Hat Dan frei?”
“Ja, er kann eine frühere Schicht einlegen. Er ist natürlich nicht nur
Weitere Kostenlose Bücher