Die Séance
Sie lächelte. “Lass uns mal gemeinsam auf den Friedhof gehen.”
“Sicher, aber …”
“Was ist los?”, fragte Genevieve.
Christina schüttelte den Kopf, dann versuchte sie es zu erklären. “In der Nacht hatte ich einen Albtraum. Ich war gefesselt, geknebelt und meine Augen waren verbunden.”
“Macht das der Mörder mit seinen Opfern?”, fragte Genevieve.
“Das … das weiß ich nicht.”
“Okay, was noch?”, drängte Genevieve.
“Dann bin ich aufgewacht.”
Genevieve betrachtete sie nachdenklich. Adam Harrison kam näher und sah ihr in die Augen. “Es ist möglich, dass …”
“Dass was …?”, fragte Christina, gar nicht sicher, ob sie die Antwort hören wollte.
“Wir wissen, dass Beau Kidd eine Verbindung zu Ihnen hat”, sagte Adam, “also könnte vielleicht eins der Opfer, wegen Beau, ebenfalls mit Ihnen sprechen.”
“Oh Gott. Und ich habe gespürt, was sie gespürt hat. Kurz bevor …” Christina starrte ihn an und bekämpfte eine Woge unaussprechlicher Furcht.
“Es ist alles gut. Sie sind aufgewacht. Aber niemand weiß wirklich, was der Verstand alles anstellen kann. So ein Traum ist völlig in Ordnung, Christina”, versicherte Adam ihr. “Ein Traum könnte am Ende den Schlüssel liefern, um diesen Fall zu lösen. Die Toten können sich verständlich machen.”
Jed wartete in Jerrys Büro, bis sein Freund zurückkehrte und eine Akte auf den Tisch warf. “Sind nur Kopien – du kannst alles haben”, sagte er.
Jed hob eine Braue. “Was hast du herausgefunden?”
Jed setzte sich in den Stuhl vor seinem Schreibtisch. “Verblüffend wenig. Ich vermute, wenn sie von Privatleuten Aufträge bekommen, bleibt das vertraulich, aber hier drin sind auch Artikel über einige Städte, sogar ein paar Staaten, die Harrison Investigations engagiert haben, um … außergewöhnliche Begebenheiten zu untersuchen.”
“UFOs und dergleichen?”, fragte Jed.
“Nein, eher irgendwas, bei dem nachts Türen schlagen und Stühle ruckeln.” Jerry beugte sich vor, öffnete die Mappe. “Hier zum Beispiel … sogar eine Geschichte aus Florida, über den Old Dixie Highway, außerhalb von St. Augustine. Da wurde eine ganze Reihe Teenager entführt. Die ortsansässigen Leute behaupteten, nachts gäbe es Lichter in den Bäumen neben dem Highway und die Kids wären von den Geistern dreier Frauen entführt worden, die dort im 19. Jahrhundert von einem Lynchmob aufgehängt worden waren, kurz nachdem Florida ein Staat geworden ist. Die Stadt wandte sich an den Staat, und der Staat wandte sich an Harrison Investigations.”
Jed betrachtete Jerry skeptisch. “Lass mich raten. Harrison Investigations veranstaltete irgendeine Art Voodoo-Ritual und die Entführungen hörten auf?”
Jerry lehnte sich zurück, schüttelte den Kopf. “Harrison Investigations hat die jungen Leute gefunden, in einer Hütte im Wald, in der sie gefangen gehalten wurden. Der Daddy von einem von ihnen war der Chef einer Ölfirma. Der Kidnapper, ein ehemaliger Angestellter mit Wut im Bauch, hatte vor, irgendwann Lösegeld zu verlangen, aber erst wollte er seinen früheren Boss leiden sehen.”
“Die Polizei konnte diese Hütte nicht finden, aber Harrison Investigations hat das geschafft? Gab es dafür eine Erklärung?”
“Adam Harrison hat die Hütte höchstpersönlich gefunden”, sagte Jerry. “Er behauptete, er hätte Stimmen gehört, als er im Wald spazieren ging.”
Jed schüttelte den Kopf, offenkundig voller Zweifel.
“Unser eigener Verbindungsmann beim FBI, Gil, hat mir erzählt, Adam Harrison wäre ein vollkommen rechtschaffener Mann. Er hat nie persönlich mit ihm zusammengearbeitet, kennt aber Leute, die auf ihn schwören würden.”
Jed starrte Jerry an, irritiert. Er wusste gar nicht, warum, aber er suchte anscheinend nach einem vernünftigen Grund, um dem Mann misstrauen zu können, besonders nachdem er auf die Sache mit Harrison Investigations gestoßen war. Dieser Kerl musste doch irgendeine Art Scharlatan sein. Oder nicht?
“Was ich gern wüsste”, meinte Jerry, “wieso ist dieser Mensch plötzlich bei deiner Freundin aufgetaucht?”
Jed schüttelte den Kopf, machte sich nicht die Mühe, der Bezeichnung “Freundin” zu widersprechen. Tatsächlich mochte er das Wort sogar irgendwie, wie er zu seiner eigenen Verblüffung feststellte. “Hat mit dem Fall nichts zu tun”, sagte er. Was, wie er wusste, eine Lüge war, aber da keiner ihm die Wahrheit verriet …
“Er ist gerade erst
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