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Die Séance

Die Séance

Titel: Die Séance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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viert, und sie war ganz allein.
    Aber dieses enervierende Gefühl, verfolgt zu werden, hatte sie nicht mehr, dieses Gefühl unmittelbarer Bedrohung, das sie vorhin gequält hatte, und sie stellte plötzlich fest, dass sie längst entschieden hatte, diese Leute würden keine Gefahr darstellen, anders als der Fahrer dieses Fahrzeugs, der … na ja, darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken.
    “Mein Bruder war unschuldig”, sagte sie, ohne nachzudenken. Diese Worte hätte sie schon vor Jahren auf Band aufnehmen sollen, dachte sie. Sie konnte sich einfach nicht davon abhalten, sie ständig zu wiederholen.
    “Das wissen wir”, sagte Christina Hardy. “Wollen Sie sein Grab besuchen? Wir begleiten Sie später gerne auf dem Rückweg.”
    Katherine merkte, dass sie ziemlich verängstigt gewirkt haben musste, denn Christina redete sofort weiter.
    “Ich bin … eine Freundin von Jed Braden, und ich weiß, Sie haben mit ihm darüber gesprochen, den Fall Ihres Bruders noch einmal aufzurollen.”
    “Ja”, antwortete Katherine. Sie deutete auf die Blumen in ihrem Arm. “Ja, mit ihm habe ich über meinen Bruder gesprochen, und ja, ich bin hier, um Beaus Grab zu besuchen.”
    “Wir begleiten Sie”, sagte Christina. “Und dann bringen wir Sie zurück zu Ihrem Wagen.”
    Katherine spürte eine plötzliche schneidende Kälte und wunderte sich, wieso sie es nicht längst gespürt hatte. Sie war in Gefahr. In tödlicher Gefahr. Sie versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.
    “Herein”, sagte Michael McDuff abwesend. Er war damit beschäftigt, eine St.-Patrick’s-Day-Show für einen der Parks im nächsten Frühjahr zu planen. Wenn sie das gut über die Bühne bekamen, konnten sie möglicherweise gleich nach dem Valentinstag anfangen und den St. Patrick’s Day auf einen ganzen Monat ausdehnen.
    Wie Halloween im Oktober.
    “Hallo, Mike.”
    Er hätte wissen müssen, dass sie noch einmal vorbeikommen würde; hätte es spüren müssen. Hatte er aber nicht. Er war viel zu tief in sein neues Projekt versunken gewesen. Er sah auf.
    Angela war wieder da. Er traf sie in den letzten paar Tagen öfter als in den letzten zwei Jahren, dachte er. Und zum Teil waren sie während dieser Zeit noch verheiratet gewesen.
    “Hallo, Angela.”
    Sie kam herein und setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs. Er lehnte sich zurück und fragte: “Was willst du?”
    “Nur mal sehen, wie’s dir so geht”, sagte sie.
    “Nein, das ist es nicht.”
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah einen Augenblick mürrisch drein, dann beschloss sie offenbar, dieses Mal aufrichtig zu sein. “Ich habe gehört, dass die Erstbesetzung der Hera gestern Nacht einen Unfall hatte.”
    “Und?”
    “Dan und ich sind eigentlich immer gut miteinander ausgekommen, und ich weiß, er ist als Zeus besetzt, also wenn sie eine andere Hera brauchen sollten …”
    Er schüttelte den Kopf, verblüfft über ihre Dreistigkeit. “Für die Besetzung bin ich nicht zuständig, das weißt du doch. Wenn ich es wäre, hätte ich ganz bestimmt nicht meinen eigenen Bruder dieser Folter ausgesetzt, endlos warten zu müssen, ob er die Rolle bekommt. Und Marcie McDonnagh kommt schon wieder in Ordnung, gar nicht davon zu reden, dass die Zweitbesetzung auch schon vergeben ist.”
    Angela erhob sich vom Tisch. “Ich dachte bloß, du solltest wissen, falls, und damit meine ich falls, du erfahren solltest, dass sie jemand brauchen, der einspringt, bis sie wieder auf dem Damm ist – ich bin gerade verfügbar.”
    Er hob die Schultern. “Okay. Du stehst zur Verfügung.”
    Sie lächelte und offenbar im Glauben, es wäre besser, nicht weiter zu drängen, verließ sie das Büro wieder, mit schwingenden Hüften.
    Als sie weg war, stellte er fest, dass er die Hände im Schoß zu Fäusten geballt hatte. “Ich weiß, was ich gern mit meinen Händen tun würde”, sagte er laut, als er seine Finger zwang, sich zu entkrampfen.
    Er stand auf, schnappte sich sein Jackett und marschierte aus dem Büro. Heute hatte es keinen Sinn mehr, arbeiten zu wollen.
    Als sie mit Katherine Kidd erneut vor dem Grab standen, war Beau plötzlich auch anwesend. Christina sah seine Augen, die beim Anblick seiner Schwester aufleuchteten. Sah die Tränen, die in ihnen aufstiegen.
    “Sie ist wunderschön, nicht wahr?”, fragte er Christina.
    “Ja”, erwiderte Christina, ohne nachzudenken.
    “Ja?” Katherine Kidd betrachtete sie mit gerunzelter Stirn.
    “Ist er hier?”, fragte Adam

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