Die Séance
ist.”
Ihr Gesicht verhärtete sich. “Was ist er dann? Immerhin hat er meinen Bruder ermordet.”
“Er hat auf ihn geschossen”, sagte Jed ruhig. “Das ist nicht ganz dasselbe.”
Sie wedelte das weg. “Trotzdem ist Beau tot. Und obwohl immer mehr Leichen auftauchen, glauben die meisten Leute immer noch, er wäre ein psychotischer Killer gewesen. Larry Atkins bekommt eine hübsche Pension und lebt da draußen in den Hügeln mit seinen Pferden. Entschuldigen Sie, dass ich manchmal ein bisschen bitter klinge.”
“Hören Sie, ich bin ganz dafür, die Unschuld Ihres Bruders zu beweisen”, sagte er. “Und erst recht will ich dem Mörder das Handwerk legen. Aber für Rachegefühle ist da kein Platz.”
Er merkte, dass sie ihn gar nicht mehr ansah. Sie sah an ihm vorbei und wirkte plötzlich sehr verärgert. Er drehte sich um, um zu sehen, was sie so aus der Fassung brachte, und erblickte Christina mit Genevieve, Thor und Adam an einem der Außentische. Und Killer. Sie war schon ihr ganzes Leben lang ins O’Reilly’s gegangen und wusste zweifellos, dass sie den Hund mitbringen konnte, wenn sie draußen aßen.
Aber warum geriet Katherine bei ihrem Anblick so in Rage?
Sie starrte Jed an. “Hat Sie ein gewisser Jemand dazu aufgefordert, mich anzurufen? Sich hier mit mir zu treffen?”
Er versuchte gar nicht erst zu lügen. “Ja.”
“Christina Hardy?”
“Wieder ja.”
“Ihre Freundin ist verrückt.”
Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, denn in diesem Punkt war er sich selber nicht ganz sicher.
Dicke Tränen stiegen in ihren Augen auf. “Wissen Sie, die Leute sagen mir dauernd, ich solle endlich darüber wegkommen, ich bin ja noch ein Kind gewesen, als das alles passierte. Sie sagen, mein Bruder ist jetzt schon zwölf Jahre tot. Als würde das bedeuten, dass es weniger wehtut. Aber das ist Unsinn. Und Sie sagen der … Sie sagen dieser Frau, dass … sagen Sie ihr nur, Sie soll mich in Ruhe lassen!”
“Katherine, sie will Ihnen nicht wehtun”, versicherte Jed ihr, dann seufzte er erschöpft. “Ich habe keine Ahnung, was auf dem Friedhof passiert ist, aber eins weiß ich genau: Sie beide – also Christina und Sie – sollten eine Heidenangst haben. Wenn ihr beide nicht erkennen wollt, wie ähnlich ihr den Opfern seht, ist euch nicht mehr zu helfen. Ihr müsst beide außerordentlich vorsichtig sein. Ja, sie hat mich angerufen. Sie hat sich Sorgen um Sie gemacht. Sie ist unterwegs mit ein paar Leuten, die sie kennt und denen sie vertraut. Sie hingegen spazieren ganz allein auf einem verlassenen Friedhof herum.”
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, starrte ihn an. “Was soll ich Ihrer Ansicht nach tun? Das Grab meines Bruders nicht mehr besuchen? Nicht mehr zur Arbeit gehen?”, fragte sie.
“Müssen Sie heute Nachmittag noch arbeiten?”, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. “Nein”, gab sie zu. “Bis Montag hab ich frei.”
“Dann bringe ich Sie nach Hause”, sagte er. “Und ich möchte, dass Sie dieses Wochenende im Haus verbringen, außer Sie werden von Ihren beiden Eltern begleitet. Oder meinetwegen einer Brigade Fallschirmjäger”, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
Sie erwiderte das Lächeln tatsächlich. “In Ordnung.”
“Haben Sie schon bestellt?”
“Noch nicht. Sie müssen nicht mit mir essen. Ich kann auch zu Hause essen.”
“Ich habe aber Hunger. Lunch klingt doch gut.”
Er winkte nach einer Kellnerin, und sie bestellten. Sie beugte sich weit vor. “Halten Sie bloß diese Frau von mir fern. Ich sehe schon, was Sie an ihr finden, aber …”
Jed sah aus dem Fenster. Christina fing seinen Blick auf, wurde rot und wandte sich ab.
Jed sah genauer hin und runzelte die Stirn. Der Hund hockte mehr als einen Meter von ihr entfernt auf der Bank, als würde er Platz für eine weitere Person zwischen ihnen lassen. Killer hob plötzlich den Kopf, als würde ihm jemand die Ohren kraulen – bloß war da niemand, der ihn kraulte.
Jed wandte sich schnell ab und knirschte mit den Zähnen. Er würde sich nicht hineinziehen lassen, egal was für einen Blödsinn Adam Harrison untersuchen sollte. Ein leibhaftiger Mörder lief frei herum, und sie brauchten einen klaren Verstand und Logik, um ihn zu schnappen.
“Hey, McDuff”, rief Mr. Smith.
Dan wollte gerade zu seinem Auftritt. Er fragte sich, wieso Smith ihn aufhielt, wo der Mann doch wusste, dass das Publikum auf den Sensemann wartete. Die Antwort sollte er prompt bekommen.
“Dan, ich habe es
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