Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
bereit, ohne volle Laderäume in See zu stechen, und so tat ich, als wäre mir die Küste bekannt - Gott möge mir die Seele nehmen, wenn ich sie nach dieser Sache je wiedersehe -, und bot an, die Gruppe landeinwärts zu einem Dorf zu führen, in dem sie Beute finden mochten. Sie wußten nichts von einem Dorf, glaubten mir aber, als ich sagte, daß es in einem versteckten Tal liege. Auf diese Weise verlängerte ich mein Leben, während ich auf die Gelegenheit wartete, mich an ihnen zu rächen. Eine törichte Hoffnung, ich weiß. Aber.« - er grinste - »zufällig hatte sie doch ihre Berechtigung, ja?«
    Der Mann mit dem schwarzen Bart musterte Elric nervös; er wußte nicht, was der Albino antworten würde, hoffte aber auf Kameradschaft, obwohl ihm durchaus bekannt war, wie hochmütig Melniboneer waren. Elric erkannte deutlich, daß seinem neuen Bekannten solche Gedanken durch den Kopf gingen; schon viele Männer hatte er gesehen, die ähnliche Überlegungen anstellten. Er lächelte offen und schlug dem Mann auf die Schulter.
    »Du hast mir ebenfalls das Leben gerettet, mein Freund. Wir können uns beide glücklich schätzen!«
    Der Mann seufzte erleichtert und warf sich die Axt auf den Rücken. »Aye - glücklich sind wir, das ist das richtige Wort. Aber ob uns das Glück treu bleibt?«
    »Du kennst die Insel überhaupt nicht?«
    »Ebensowenig wie das Meer hier in der Gegend. Wie wir hierherkamen, weiß ich nicht. Zweifellos ein verzauberter Ozean. Hast du die Farbe der Sonne bemerkt?«
    »Ja.«
    »Nun.« - der Seemann bückte sich, um dem Pan Tangier ein Halsband abzunehmen -, »du müßtest über magische Sprüche und Zauberkräfte mehr wissen als ich. Wie bist du hierhergekommen, Melniboneer?«
    »Ich weiß nicht. Ich floh vor Wesen, die mich verfolgten. Ich kam an eine Küste und konnte nicht weiter. Dort habe ich viel geträumt. Als ich erwachte, war ich wieder an der Küste, aber an der Küste dieser Insel.«
    »Irgendwelche Geister, die dir womöglich freundlich gesonnen sind, haben dich von den Feinden fortgebracht, in Sicherheit.«
    »Das ist durchaus möglich«, sagte Elric, »denn wir haben viele Freunde unter den Elementargeistern. Ich heiße Elric und habe Melnibone freiwillig verlassen. Ich reise durch die Welt, weil ich der Meinung bin, daß ich von den Menschen der Jungen Königreiche lernen kann. Ich habe keine Macht, außer dem, was du schon gesehen hast.«
    Der Mann mit dem schwarzen Bart kniff abschätzend die Augen zusammen, als er mit dem Daumen auf sich selbst deutete. »Ich bin Smiorgan Kahlschädel, einst Meer-Lord der Purpurnen Städte. Ich befehligte eine Handelsflotte. Vielleicht tue ich das immer noch. Das werde ich aber erst erfahren, wenn ich zurückkehre - wenn ich jemals nach Hause zurückkehre.«
    »Dann sollten wir unser Wissen und unsere Kräfte zusammentun, Smiorgan Kahlschädel, und uns vornehmen, diese Insel so schnell wie möglich zu verlassen.«
    Elric kehrte zum Feuer zurück, wo Würfel und Elfenbeinstückchen, Silber- und Bronzemünzen in den Boden getreten worden waren, und fand das goldene melniboneische Rad. Er hob es hoch und legte es sich auf die ausgestreckte Hand. Das Rad bedeckte beinahe die ganze Handfläche. Früher waren diese Räder die Währung der Könige gewesen.
    »Es hat dir gehört, Freund?« fragte er Smiorgan.
    Smiorgan Kahlschädel, der noch immer den Pan Tangier nach Diebesgut absuchte, hob den Kopf. »Aye. Möchtest du es als deinen Teil der Beute behalten?«
    Elric zuckte die Achseln. »Ich wüßte lieber, woher es kommt. Wer hat dir die Münze gegeben?«
    »Sie ist nicht gestohlen! Sie stammt aus Melnibone?«
    »Ja.«
    »Das hatte ich vermutet.«
    »Woher hast du sie?«
    Smiorgan, der seine Leichenfledderei beendet hatte, richtete sich auf. Er kratzte sich an einer kleinen Wunde am Unterarm. »Mit der Münze bezahlte jemand seine Passage auf unserem Schiffehe wir uns verirrten, ehe die Räuber uns angriffen.«
    »Passage? Ein Melniboneer?«
    »Kann sein.« Er schien sich nicht auf weitere Spekulationen einlassen zu wollen.
    »Ein Krieger?«
    Smiorgan lächelte in seinen Bart. »Nein. Eine Frau hat mir das Ding gegeben.«
    »Wie kam es, daß sie mitfahren wollte?«
    Smiorgan begann den Rest des Geldes aufzusammeln. »Eine lange Geschichte, den meisten Handelsschiffen bestens bekannt. Wir suchten neue Märkte für unsere Waren und hatten eine ziemlich große Flotte zusammengestellt, über die ich als größter Anteilseigner das Kommando führte.«

Weitere Kostenlose Bücher