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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Ungerührt setzte er sich auf den massigen Körper des toten Chalaliten und begann das Geld zu zählen. »Möchtest du die Geschichte hören, oder langweile ich dich schon?«
    »Ich höre sie mir gern an.«
    Smiorgan griff nach hinten, zog dem Toten eine Weinflasche aus dem Gürtel und bot sie Elric an, der dankend annahm und einige Schlucke des ungewöhnlich guten Weins probierte.
    Als Elric getrunken hatte, nahm Smiorgan die Flasche. »Der Wein gehörte zu unserer Ladung«, sagte er. »Wir waren stolz darauf. Ein guter Wein, nicht wahr?«
    »Ausgezeichnet. Ihr verließt dann die Purpurnen Städte?«
    »Aye. In östlicher Richtung, mit Kurs auf die Unbekannten Königreiche. Einige Wochen lang blieben wir auf Ostkurs; dabei sahen wir einige der ödesten Küsten, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Schließlich war eine Woche lang überhaupt kein Land mehr auszumachen. In dieser Woche erreichten wir ein Gewässer, das wir die Brausenden Felsen nannten - ähnlich wie die Schlangenzähne vor der Küste von Shazar, doch viel ausgedehnter und auch größer. Riesige vulkanische Klippen, die ringsum aus dem Meer aufragten. Überall wogte und brodelte und brauste das Wasser mit einer Wildheit, wie ich sie selten erlebt habe. Kurz gesagt, die Flotte wurde auseinandergetrieben, und mindestens vier Schiffe zerschellten auf den Felsen. Endlich entkamen wir diesem gefährlichen Gebiet - allein. Eine Zeitlang suchten wir nach unseren Schwesterschiffen und beschlossen schließlich noch eine Woche weiterzufahren, ehe wir die Rückfahrt antraten - wir hatten keine Lust, wieder zwischen die Brausenden Felsen zu geraten. Als unsere Vorräte zur Neige gingen, sichteten wir endlich Land - grasbewachsene Klippen, freundliche Strände und, im Binnenland, Anzeichen von landwirtschaftlicher Bebauung. Endlich hatten wir die Zivilisation wiedergefunden. Wir fuhren in einen kleinen Fischerhafen ein und überzeugten die Einheimischen - die keine Sprache der Jungen Königreiche kannten -, daß wir friedliche Absichten hatten. Und da meldete sich die Frau bei uns.«
    »Die melniboneische Frau?«
    »Wenn sie das wirklich war. Eine gutaussehende Frau, das muß ich sagen. Wir hatten kaum noch Vorräte, das habe ich bereits erwähnt, und auch kein Geld mehr, neue zu kaufen, denn die Fischer der Gegend hatten wenig Interesse an den Gütern, die wir zum Tausch anbieten konnten. Nachdem wir unsere ursprüngliche Absicht aufgegeben hatten, waren wir es zufrieden, wieder in Richtung Westen auszulaufen.«
    »Und die Frau?«
    »Sie wollte bis zu den Jungen Königreichen mitfahren und war damit einverstanden, uns bis nach Menii zu begleiten, unserem Heimathafen. Die Passage bezahlte sie mit zwei Goldrädern. Für eine der Münzen kauften wir in der Stadt Vorräte ein - ich glaube, sie hieß Graghin -, und nachdem wir das Schiff repariert hatten, brachen wir erneut auf.«
    »Aber ihr erreichtet die Purpurnen Städte nicht?«
    »Neue Unwetter fielen über uns her - seltsame Unwetter. Unsere Instrumente und Magnetsteine waren nutzlos. Wir verirrten uns noch gründlicher als vorher. Einige meiner Leute meinten, wir hätten unsere Heimatwelt völlig verlassen. Nicht wenige gaben der Frau die Schuld mit der Behauptung, sie wäre eine Zauberin, die eigentlich gar nicht nach Menii wollte. Ich aber glaubte ihr. Die Nacht brach herein und schien ewig zu dauern, doch schließlich segelten wir in eine ruhige Morgendämmerung hinein, unter einer blauen Sonne. Meine Männer waren der Panik nahe - es bedurfte schon eines gehörigen Schocks, um sie in Panik zu versetzen. Plötzlich sichteten wir die Insel. Wir hielten darauf zu, und die Piraten griffen uns mit einem Schiff an, das in die ferne Geschichte gehörte - es hätte längst nicht mehr schwimmen dürfen, sondern gehörte eigentlich auf den Meeresboden. In einem Tempel in Tarkesh habe ich Wandbilder solcher Fahrzeuge gesehen. Das Schiff rammte uns. Beim Rammen brach seine halbe Backbordseite ein, und es sank, noch während die Piraten uns stürmten. Es waren verzweifelt kämpfende Männer, Elric - halb verhungert und blutrünstig. Obwohl wir nach der langen Reise erschöpft waren, wehrten wir uns nach Kräften. Die Frau verschwand während des Kampfes, vielleicht beging sie Selbstmord, als sie sah, von welchem Schlag die Sieger waren. Nach langem Kampf waren nur ich und ein zweiter Mann übrig, der aber nach kurzer Zeit starb. Da besann ich mich auf meinen Verstand und beschloß meine Rache aufzuschieben.«
    »Die

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