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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ließen, ging ich allein nach Elwher. Meine Natur läßt körperliche Angst nicht zu. Doch habe ich meine Reisen bisher überlebt, weil ich vor jeder Expedition Umsicht und Vorsicht walten ließ. Jetzt will mir scheinen, als müßte ich mich auf Gefahren einstellen, die ich nicht vorher berechnen kann - vielleicht Zauberkräfte. Deshalb kam mir der Gedanke, daß ich vielleicht einen Verbündeten brauchte, der Erfahrung darin hat, sich gegen Zauberei zur Wehr zu setzen. Und da ich mit den normalen Zauberern von der Sorte der Pan Tangier nichts zu tun haben wollte, kamst du als einziger in Frage. Du suchst Erkenntnisse, Prinz Elric, genau wie ich. Man könnte wohl sogar sagen, daß dein Cousin Yyrkoon ohne dein Streben nach Erkenntnis sicher nicht versucht hätte, den Rubinthron von Melnibone an sich zu bringen.«
    »Genug davon«, sagte Elric verbittert. »Sprechen wir von deiner Expedition. Wo ist die Karte?«
    »Du begleitest mich?«
    »Zeig mir die Karte.«
    Herzog Avan zog eine Schriftrolle aus der Tasche. »Hier.«
    »Wo hast du sie gefunden?«
    »Auf Melnibone.«
    »Du bist kürzlich dort gewesen?« Elric spürte Zorn in sich aufsteigen.
    Herzog Avan hob die Hand. »Ich war mit einer Gruppe von Kaufleuten dort und zahlte einen hohen Preis für eine Truhe, die anscheinend seit Ewigkeiten verschlossen war. In der Truhe fand sich diese Karte.« Er breitete sie auf dem Tisch aus. Elric erkannte Stil und Schrift - die alte Hochsprache Melnibones. Die Karte zeigte einen Teil des westlichen Kontinents - mehr, als er bisher auf Karten gesehen hatte. Ein großer Fluß war zu sehen, der sich hundert Meilen oder weiter ins Innere wand. Der Fluß durchquerte einen Dschungel und teilte sich in zwei Arme, die später wieder zusammenfanden. Die auf diese Weise gebildete ›Insel‹ wies einen schwarzen Kreis auf. Neben diesem Kreis stand in der komplizierten Schrift des alten Melnibone der Name ›R'lin K'ren A'a‹. Elric untersuchte die Rolle sorgfältig. Sie schien nicht gefälscht zu sein.
    »Ist das alles, was du gefunden hast?« fragte er.
    »Die Karte war versiegelt, und dies befand sich in dem Siegel«, antwortete Herzog Avan und reichte Elric einen Gegenstand.
    Elric hielt das Gebilde in der Hand. Es war ein Rubin, so tiefrot, daß er auf den ersten Blick schwarz wirkte. Als Elric den Stein jedoch ins Licht drehte, erblickte er in der Mitte des Rubins ein Bild, das er wiedererkannte. Er runzelte die Stirn und sagte: »Ich gehe auf deinen Vorschlag ein, Herzog Avan. Darf ich dies behalten?«
    »Weißt du, was es ist?«
    »Nein. Aber ich würde es gern herausfinden. Irgendwo in meinem Kopf spukt eine Erinnerung herum.«
    »Na schön, behalte es. Ich behalte die Karte.«
    »Wann gedachtest du loszufahren?«
    Herzog Avans Lächeln hatte etwas Sarkastisches. »Wir segeln bereits um die Südküste herum zum Kochenden Meer.«
    »Nur wenige sind aus diesem Ozean lebend zurückgekehrt«, sagte Elric leise. Er blickte über den Tisch und bemerkte, daß Smiorgan ihn mit den Blicken anflehte, Elric möge sich nicht auf Herzog Avans Pläne einlassen. Elric lächelte seinen Freund an. »Das Abenteuer ist ganz nach meinem Geschmack.«
    Niedergeschlagen zuckte Smiorgan die Achseln. »Sieht so aus, als dauerte es noch ein bißchen, bis ich in die Purpurnen Städte heimkehren kann.«

2
    Die lormyrische Küste war in einem warmen Nebel untergegangen, und Herzog Avan Astrans Schoner richtete den schmalen Bug nach Westen auf das Kochende Meer.
    Die vilmirische Besatzung des Schoners war ein weniger anstrengendes Klima und ein weniger anstrengendes Arbeitstempo gewohnt und kam Elric ziemlich verdrossen vor.
    Graf Smiorgan Kahlschädel stand neben Elric auf dem Poopdeck des Schiffes und wischte sich den Schweiß von der Glatze. »Die Vilimirier sind ein fauler Haufen, Prinz Elric«, knurrte er. »Für eine solche Reise brauchte Herzog Avan richtige Seeleute. Ich hätte ihm eine ordentliche Mannschaft ausgesucht, aber ich hatte ja keine Gelegenheit.«
    Elric lächelte. »Keiner von uns hatte die Gelegenheit dazu, Graf Smiorgan. Die Mannschaft war bereits komplett. Ein kluger Mann, dieser Herzog Avan.«
    »Eine Klugheit, die ich aber nicht voll zu respektieren vermag, denn er ließ uns eigentlich keine Wahl. Ein freier Mann ist ein besserer Reisebegleiter als ein Sklave - das sagt schon ein alter Aphorismus.«
    »Warum bist du dann nicht ausgestiegen, solange du noch die Chance dazu hattest, Graf Smiorgan?«
    »Wegen der Hoffnung auf den

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