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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Schatz«, anwortete der Mann mit dem schwarzen Bart, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. »Ich möchte ehrenvoll in die Purpurnen Städte zurückkehren. Vergiß nicht, daß ich eine Flotte befehligt habe, die untergegangen ist.«
    Elric verstand den anderen durchaus.
    »Meine Motive sind sehr einfach«, fuhr Smiorgan fort. »Die deinen sind viel komplizierter. Du scheinst dich nach der Gefahr zu sehnen, wie andere nach der Liebe oder nach dem Alkohol - als könntest du in der Gefahr Vergessen finden.«
    »Trifft das nicht auf viele Berufssoldaten zu?«
    »Du bist aber kein bloßer Berufssoldat, Elric. Das weißt du so gut wie ich.«
    »Dennoch haben mir nur wenige Gefahren, die ich durchstehen mußte, beim Vergessen geholfen«, wandte Elric ein. »Vielmehr haben sie mich noch stärker an das erinnert, was ich bin - an das Dilemma, dem ich mich gegenübersehe. Meine Instinkte stellen sich gegen die Traditionen meiner Rasse.« Elric tat einen tiefen Atemzug und sagte melancholisch: »Ich suchte die Gefahr, weil ich glaubte, darin vielleicht eine Antwort zu finden - einen Grund für all das Tragische und Widersprüchliche. Gleichzeitig weiß ich, daß ich sie nie finden werde.«
    »Aber deshalb fährst du doch nach R'lin K'ren A'a, oder? Du hoffst, deine entfernten Vorfahren wußten die Antwort, die du brauchst?«
    »R'lin K'ren A'a ist ein Mythos. Selbst wenn sich die Karte als echt erweist, werden wir nicht viel mehr finden als ein paar uralte Ruinen. Imrryr steht seit zehntausend Jahren und wurde mindestens zwei Jahrhunderte erbaut, nachdem sich mein Volk auf Melnibone niederließ. Die Zeit muß R'lin K'ren A'a ausgelöscht haben.«
    »Und die Statue, den Jademann, von dem Avan gesprochen hat?«
    »Wenn die Figur je existiert hat, kann sie in den vergangenen hundert Jahrhunderten längst geraubt worden sein.«
    »Und das Wesen, das zum Leben verurteilt wurde?«
    »Eine Sage.«
    »Aber du hoffst doch, nicht wahr, daß alles so ist, wie Herzog Avan es beschrieben hat.?« Graf Smiorgan legte Elric eine Hand auf den Arm. »Oder?«
    Elric starrte in den Dampf, der aus dem Meer stieg. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Graf Smiorgan. Ich fürchte, daß alles so ist, wie Herzog Avan es dargestellt hat.«
    Der Wind zeigte sich launisch, und der Schoner kam nur langsam voran, während die Hitze weiter zunahm und die Besatzung immer mehr litt und bald ein angstvolles Raunen anstimmte. Auf den verschwitzten Gesichtern zeigte sich ein Anflug von Entsetzen.
    Herzog Avan schien als einziger den Mut nicht zu verlieren. Er forderte die anderen auf, sich zu fassen; er versicherte ihnen, daß sie bald reich sein würden, und ordnete an, die Ruder auszufahren, da man sich auf den Wind nicht mehr verlassen konnte. Die Männer murrten, und zogen die Hemden aus; die Haut darunter war so rot wie die gekochter Krebse. Herzog Avan witzelte darüber. Die Vilmirier aber lachten nicht mehr über seine Scherze, wie sie es noch im milderen Klima ihrer Heimatgewässer getan hatten.
    Das Meer rings um das Schiff brodelte und brauste, und sie berechneten den Kurs nach den wenigen Instrumenten, die sie hatten, denn der Dampf nahm ihnen die Sicht.
    Einmal fuhr etwas Grünes aus dem Meer empor, starrte sie unheilvoll an und verschwand wieder.
    Sie aßen und schliefen wenig, und Elric verließ das Poopdeck nur selten. Graf Smiorgan erduldete die Hitze klaglos, und Herzog Avan, der kein Unbehagen zu empfinden schien, stolzierte forsch auf dem Schiff herum und redete aufmunternd auf seine Männer ein.
    Das Phänomen faszinierte Graf Smiorgan. Er hatte von dem Meer erzählen hören, ohne es je durchfahren zu haben. »Dies sind nur die Randbezirke, Elric«, sagte er nicht ohne Erstaunen. »Stell dir vor, wie es in der Mitte aussehen muß!«
    Elric verzog das Gesicht. »Lieber nicht. Wie die Dinge liegen, fürchte ich zu Tode gesotten zu werden, wenn die Lage nicht bald anders wird.«
    Herzog Avan hörte seine Worte und versetzte ihm einen Schlag auf die Schulter. »Unsinn, Prinz Elric! Der Dampf tut dir gut! Etwas Gesünderes gibt es nicht!« Und er reckte die Glieder; offenbar fühlte er sich sehr wohl. »Holt alle Gifte aus dem Körper.«
    Graf Smiorgan bedachte ihn mit einem mürrischen Blick, und Herzog Avan lachte. »Kopf hoch, Graf Smiorgan. Nach meinen Karten - soweit man sich darauf verlassen kann - erreichen wir in ein paar Tagen die Küste des westlichen Kontinents.«
    »Der Gedanke muntert mich nicht gerade auf«, sagte Graf Smiorgan, doch

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