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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Meeres.
    Elric preßte die Lippen zusammen, damit er nicht zuviel Wasser schluckte, und dachte über die Ironie der Situation nach. Nachdem er so vielen Gefahren entronnen war, schien ihm nun ein ganz normaler Tod bevorzustehen, der Tod des Ertrinkens. Nach kurzer Zeit verlor er das Bewußtsein und gab sich dem wirbelnden und doch irgendwie willkommenen Wasser des Ozeans hin.
    Er erwachte strampelnd.
    Hände berührten ihn. Er versuchte sie abzuwehren, doch er war zu schwach. Jemand lachte rauh und gutmütig.
    Das Wasser brauste und tobte nicht mehr. Das Heulen des Windes hatte aufgehört. Statt dessen hatte eine sanftere Bewegung eingesetzt. Er hörte Wellen gegen Holz schlagen. Er befand sich an Bord eines anderen Schiffes.
    Er öffnete die Augen, blinzelte in den freundlichen gelben Sonnenschein. Rotwangige vilmirische Seeleute grinsten auf ihn herab. »Du bist ein glücklicher Mensch - wenn du überhaupt ein Mensch bist!« sagte einer.
    »Mein Freund?« Elric suchte nach Smiorgan.
    »Ihm ist es besser ergangen als dir. Er ist unten in der Kabine bei Herzog Avan.«
    »Herzog Avan?« Elric kannte den Namen, doch in seiner Verwirrung wußte er den Mann nicht sofort unterzubringen. »Ihr habt uns gerettet?«
    »Ihr triebt an einer abgebrochenen Rah mit den seltsamsten Schnitzereien, die ich je gesehen habe. Ein melniboneisches Schiff, nicht wahr?«
    »Ja, aber ziemlich alt.«
    Man half ihm hoch. Die Männer hatten ihm die nassen Sachen ausgezogen und ihn in Wolldecken gehüllt. Schon trocknete ihm die Sonne das Haar. Er fühlte sich sehr schwach.
    »Mein Schwert?« fragte er.
    »Herzog Avan hat es unter Deck.«
    »Sagt ihm, er soll sich davor in acht nehmen.«
    »Das tut er bestimmt.«
    »Hier entlang«, sagte ein anderer Mann. »Der Herzog erwartet dich.«

Drittes Buch

1 FAHRT IN DIE VERGANGENHEIT
    Elric saß auf dem bequemen Stuhl und nahm den Weinbecher, den sein Gastgeber ihm reichte. Während Smiorgan sich an dem heißen Essen labte, das für die Schiffbrüchigen zubereitet worden war, musterten sich Elric und Herzog Avan abschätzend.
    Herzog Avan war etwa vierzig Jahre alt und besaß ein eckiges, gutaussehendes Gesicht. Er trug einen vergoldeten Silberpanzer, darüber einen weißen Mantel. Seine Hosen, die in schwarzen Schaftstiefeln steckten, waren aus beigefarbenem Wildleder. Auf einem kleinen Tisch neben ihm lag sein Helm, geschmückt mit einem, roten Federbusch.
    »Es ist mir eine Ehre, Herr, dich als meinen Gast an Bord zu wissen«, sagte Herzog Avan. »Ich weiß, daß du Elric von Melnibone bist. Seit mehreren Monaten bin ich auf der Suche nach dir, seit ich erfuhr, daß du deine Heimat (und deine Macht) verlassen hast, um inkognito durch die Jungen Königreiche zu reisen.«
    »Du weißt viel, Herr.«
    »Auch ich reise aus Passion. In Pikarayd hätte ich dich beinahe eingeholt, aber wie ich dann erfuhr, gab es dort Ärger. Du reistest schnell weiter, und da verlor ich deine Spur. Ich wollte meinen Plan, dich um Hilfe zu bitten, schon aufgeben, als mir das Glück zu Hilfe kam und ich dich im Wasser treibend fand!« Herzog Avan lachte.
    »Du bist mir in diesem Augenblick über«, sagte Elric lächelnd. »Du schneidest viele Fragen an.«
    »Er ist Avan Astran aus Alt-Hrolmar«, brummte Smiorgan, der gerade einen riesigen Schinkenknochen abnagte. »Er ist überall als Abenteurer, Forscher und Kaufmann bekannt. Sein Ruf ist untadelig. Wir können ihm vertrauen, Elric.«
    »Jetzt erinnere ich mich an den Namen«, wandte sich Elric an den Herzog. »Aber aus welchem Grunde solltest du meine Hilfe benötigen?«
    Der Geruch der Speisen auf dem Tisch tat endlich seine Wirkung, und Elric stand auf. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich während deiner Erläuterungen esse, Herzog Avan?«
    »Iß, iß, Prinz Elric. Es ist mir eine Ehre, dich zu bewirten.«
    »Du hast mir das Leben gerettet, Herr. Nie zuvor bin ich so höflich gerettet worden!«
    Herzog Avan lächelte. »Ich hatte auch noch nie das Vergnügen, einen so - sagen wir: höflichen Fisch an Bord zu ziehen. Wenn ich abergläubig wäre, Prinz Elric, würde ich annehmen, daß uns eine höhere Macht auf diese Weise zusammengeführt hat.«
    »Ich möchte das doch lieber als Zufall sehen«, sagte der Albino und begann zu essen. »Und jetzt, Herr, erzähl mir, wie ich dir helfen kann.«
    »Ich möchte keine Ansprüche an dich stellen, nur weil ich das Glück hatte, dir das Leben zu retten«, sagte Herzog Avan Astran. »Bitte vergiß das nicht.«
    »Ich werde es

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