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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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und fingerte nervös in ihrer Tasche nach dem Tabakbeutel. Als sie das Stäbchen gerollt und vor sich auf den Tisch gelegt hatte, schob Vibol seinen Teller beiseite und wischte das Messer sauber, ehe er es zusammenklappte und in die Westentasche steckte.
    Â»Mein Kind«, sagte er und goss sich zwei Finger hoch aus einer kleinen Bouteille in ein Schnapsglas. Das Glas ließ er unberührt stehen. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Was ist geschehen, dass du dich so lange nicht bei mir gemeldet hast? Sollte ich dich unwissentlich gekränkt haben?«
    Â»Du hast Lluis angestiftet, mir hinterherzuschnüffeln.«
    Die Kröte spitzte die Lippen. »Habe ich das? Behauptet er das?«
    Sie starrte ihn an. »Er sagt, du verdächtigst mich, mit dem Pferdegesicht zusammenzuarbeiten.«
    Â»So«, sagte Vibol nur. »Und – hast du das getan?«
    Sie schlug auf den Tisch. »Kröte, du kennst mich«, sagte sie wütend. »Was sollte ich mit einem Holzkopf wie dem Pferdegesicht? Er ist ein grober, gewalttätiger Klotz und seine Methoden sind genauso unfein wie seine Tischmanieren.«
    Vibol verzog die Lippen, ohne dass das Lächeln seine Augen erreichte. »Gut gesagt«, sagte er nachdenklich. »Er ist wirklich kein feiner Mensch.« Er faltete die Hände und betrachtete sie nachdenklich. »Aber er könnte dir etwas angeboten haben, was seine Grobheit aufwiegt.«
    Â»Und was wäre das?« Vanandel seufzte. »Vibol, ich habe dir nie Grund gegeben, mir zu misstrauen, und ich habe dich nie hintergangen – obwohl ich sicherlich eine Menge Dinge weiß, die deine Konkurrenten interessieren könnten. Aber warum sollte ich dich verraten? Du bist der mächtigste Mann der Residenz.« Nach meinem Vater, setzte sie stumm hinzu. »Ich wäre doch wahrhaft schlecht beraten, dich mir zum Feind zu machen.«
    Er lächelte immer noch. »Du sprichst gut, kleine Freundin. Glattzüngig wie eine Schlange und klug wie ein Fuchs bist du. Aber leider auch genauso verlogen, fürchte ich.« Er stocherte nachdenklich mit seinem Fingernagel zwischen den Zähnen.
    Vanandel sah ihre Felle davonschwimmen. »Vibol«, sagte sie eindringlich, »ich brauche deine Hilfe. Deshalb bin ich hier. Ich muss aus der Residenz verschwinden.«
    Sein Blick wurde starr. »Ach, hast du es dir mit dem Pferdegesicht inzwischen etwa auch verdorben?«
    Â»Ich – paktiere – nicht – mit – dem – Pferdegesicht!«, schrie Vanandel, jede Vorsicht vergessend.
    Vibol blieb ungerührt. »Nun, du vielleicht nicht. Aber dieser undankbare Junge, den du angeschleppt hast – er lässt sich schon seit Tagen nicht mehr blicken.«
    Vanandel schnappte nach Luft. Zum ersten Mal beschlich sie der Verdacht, Vibol könne krankhaft misstrauisch sein. »Du hast ihn schließlich gezwungen, mir nachzuschnüffeln«, schnappte sie. »Wahrscheinlich sitzt er jetzt irgendwo in der Klemme und keiner kann ihm helfen, weil wir nicht wissen, wo er reingeraten ist. Hast du darüber mal nachgedacht?«
    Seine Krötenaugen starrten sie an, ohne zu blinzeln. »Wohin gehst du jeden Abend?«
    Â»Das geht dich einen feuchten Dreck an«, schnaubte Vanandel. »Was ist, hilfst du mir nun oder nicht?«
    Seine Augen quollen noch etwas weiter hervor, dann begann er zu lachen. »Freches kleines Ding«, sagte er bewundernd. »Und mutig wie zehn Männer. Oder sollte ich besser sagen tollkühn?« Er schüttelte den Kopf. »Gut, drehen wir den Spieß um. Wenn du dafür sorgst, dass der Junge sich hier bei mir meldet, werde ich dich nicht weiter behelligen. Und«, er hob die Stimme, als Vanandel protestieren wollte, » und ich helfe dir, von der Bildfläche zu verschwinden. Ist das ein Wort?« Er hielt ihr die Hand hin. Vanandel zögerte, dann schlug sie ein. »Nun, dann geh, mein Kind. Suche nach unserem verschwundenen Freund«, sagte Vibol jovial.
    Vanandel rannte die Treppe hinunter und polterte in die Gaststube. Roske blickte auf, und sie bemerkte die Sorge in seinem Gesicht.
    Â»Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Â»Ja.« Ihr war nicht nach einem Schwätzchen zumute – schon gar nicht mit Roske, der zu den maulfaulsten Menschen gehörte, die sie kannte. Aber der Wirt ließ dieses eine Mal nicht locker. Er winkte sie an den Schanktisch, schüttete ein kleines Glas voll scharfen Anisschnaps und schob es

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