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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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berührte seine Wange an der Stelle, wo ihre Lippen sie gestreift hatten, und nickte stumm.
    Â»Warte«, sagte er, als sie sich zum Gehen wandte. »Ich muss wissen, was ich mit dem Jungen machen soll.«
    Â»Kannst du ihn nicht einfach laufen lassen?«
    Â»Herr Anselm hat mich schon nach ihm befragt, er war bei seiner Festnahme dabei«, gab der Ork zu bedenken. »Es sähe seltsam aus, wenn ich ihn jetzt sang- und klanglos entlasse. Aber ich könnte ihm eine öffentliche Tracht Prügel verabreichen lassen, bevor ich ihn freilasse.«
    Â»Auf keinen Fall«, sagte Vanandel erschrocken. »Groszbarrt, ich dulde nicht, dass ihm auch nur ein Haar gekrümmt wird.«
    Â»An einer Tracht Prügel ist noch keiner gestorben«, wandte der Ork ein. »Und immerhin ist er hier eingedrungen.«
    Â»Er war ganz sicher auf der Suche nach mir«, gab sie kurz zurück. Ihre Miene verfinsterte sich. Das war etwas, was sie unbedingt mit Lluigolf klären musste. Und wehe ihm, wenn er keine einleuchtende Erklärung dafür hatte!
    Groszbarrt sah sie abwartend an. »Ich kümmere mich um Herrn Anselm«, sagte sie entschlossen. »Danke, Groszbarrt.«

    Der kleine, dicke Haushofmeister wirkte abgekämpft, als Vanandel ihn endlich im großen Bankettsaal aufstöberte. Er dankte ihr ehrlich erleichtert, als sie ihm einen Stuhl hinschob, setzte sich ächzend und hörte ihr aufmerksam zu.
    Â»Und Sie denken, Seine Hoheit wäre erfreut darüber?«, fragte er schließlich.
    Vanandel nickte. »Sogar sehr. Er hat neulich noch davon gesprochen.« Das war glatt gelogen.
    Herr Anselm faltete das Taschentuch sorgfältig zusammen und steckte es ein. Dann kräuselte er die Nase und zog es eilig wieder hervor. »Ich bitte um Verzeihung, Prinzessin«, näselte er und wandte sich ab, um hineinzuschnauben. Vanandel lächelte. Sie hatte als Kind oft auf des Haushofmeisters Schoß gesessen und kannte seine ständig gereizte Nase.
    Â»Aber er ist ein Eindringling«, wandte Herr Anselm ein, als er wieder Luft bekam. »Ist es nicht leichtsinnig, so jemanden …«
    Â»Aber nein«, sagte Vanandel schnell. »Ich habe mit dem Rudelführer darüber gesprochen, und er hält ihn für harmlos. Vielleicht ein wenig einfältig, aber das ist ja kein Verbrechen.«
    Der Haushofmeister nickte wenig überzeugt. »Wenn Sie glauben, dass es Ihren Vater erfreut, nun gut, Prinzessin.«
    Vanandel drückte seine mollige Hand. »Danke, Herr Anselm. Ohne Sie wären wir alle verloren!«
    Â»Oh, meine bescheidenen Dienste … kaum der Rede wert«, murmelte er geschmeichelt und machte eine kleine Verbeugung.
    Vanandel tat ihm den Gefallen, noch einige der Festvorbereitungen mit ihm zu besprechen – was bedeutete, dass sie nickte und »Hm-hm« machte und »Sehr gut« und »Ja, das denke ich auch«.
    Dann entfloh sie dem eifrigen kleinen Mann und lief zu ihren Gemächern. Ihre Zofe hatte sie vorausschauend fortgeschickt und auch sonst dürfte für den Rest des Tages niemand nach ihr suchen. Sie plante einen Ausflug, der ihr schon länger auf der Seele lag.

    Â»Hadmut«, empfing Roske sie überrascht. »Du warst lange nicht mehr hier!«
    Sie sah sich um. »Ist die Kröte hier?«
    Der sonst so stoische Wirt wirkte erstaunlich nervös. Er drehte den tropfenden Lappen zusammen und leckte sich über die Lippen, ehe er nickte. »Er ist oben.«
    Â»Allein?«
    Roske nickte wieder und wandte sich ab, um mit heftigen Bewegungen einen Tisch abzuschrubben.
    Ein ungutes Gefühl im Bauch, ging Vanandel die Treppe hinauf und klopfte dann oben an die Zimmertür.
    Â»Herein«, erklang es nach einer Weile. Sie trat ein, schloss die Tür hinter sich und wartete. Vibol, der gerade mit zierlichen Bewegungen eine Wurst in kleine Stückchen schnitt und in Senf stippte, blickte auf.
    Â»Hadmut«, sagte er milde überrascht und musterte sie vom Kopf bis zu den Füßen. »Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt, so lange hast du dich nicht blicken lassen.« Er wies auf einen Stuhl ihm gegenüber. »Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich esse.«
    Â»Ich störe dich«, sagte Hadmut. »Soll ich später …«
    Â»Nein, nein, bleib hier. Es ist ja nur ein kleiner Imbiss.« Er nahm Brot vom Tisch und brach ein Stück ab, das er in den Mund steckte.
    Hadmut setzte sich

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