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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ihr hin.
    Â»Du bist blass wie ein Laken«, sagte er. »Hat er dir die Haut abgezogen?« Seine leicht vorstehenden Augen ruhten mitfühlend auf ihr.
    Â»Es war unangenehm, aber ich habe es überlebt«, sagte sie. »Danke, Roske.« Sie schob das fast unberührte Glas von sich und wollte gehen, aber er hielt sie fest.
    Â»Dein Freund, der junge Lluigolf«, begann er.
    Â»Warum, beim warzigen Orkhintern, fragen mich nur alle nach diesem Versager?«, fuhr Vanandel auf.
    Roske zuckte nicht zurück, sein Blick war wachsam. »Er hält dich für eine Freundin«, sagte er mit leisem Vorwurf in der Stimme.
    Vanandel seufzte. »Roske, schau. Ich bin irgendwie mit daran schuld, dass Lluis jetzt in der Patsche sitzt. Aber er ist auf jeden Fall schuld daran, dass ich in der Klemme stecke. Also sind wir quitt. Oder?«
    Der Wirt schüttelte nur sacht den Kopf. »Denkst du das?«
    Vanandel verschränkte die Arme. »Dein teurer Lluis hat mich für die Kröte ausgeschnüffelt. Würdest du das mit jemandem machen, den du als Freund bezeichnest?«
    Roske seufzte und stützte sich auf den Schanktisch. »Vibol versteht es, seine Schützlinge an der Leine zu führen«, sagte er leise. »Und wenn es sein muss, benutzt er dabei auch mal die Peitsche. Du hast sie bisher noch nicht zu spüren bekommen, aber glaube mir …«
    Vanandel hob die Hand. »Halt mir keine Predigt«, sagte sie. »Ich kenne die Kröte. Er bekommt immer, was er will. Aber deswegen einen Freund zu verraten«, sie schüttelte den Kopf.
    Roske schnalzte mit der Zunge. »Es ist immer gefährlich, Vibol etwas zu verheimlichen. Er mag keine Geheimnisse, außer, es sind seine eigenen.« Sein Blick war eindringlich. »Sei vorsichtig, Mädchen. Wenn du glaubst, ihn zu kennen, dann könnte dich das leichtsinnig machen. Und Leichtsinn ist das Letzte, was man sich im Umgang mit ihm leisten darf.«
    Vanandel nickte schroff. »Danke für den Rat. Ich werde ihn beherzigen.«
    Â»Tu das«, murmelte Roske. Vanandel spürte seinen besorgten Blick im Rücken, als sie ging, aber sie wandte sich nicht mehr um.

Nach einer unruhigen Nacht, in der Lluis, äußerst verwirrt durch das seltsame Verhör und das Auftauchen Hadmuts, nahezu kein Auge hatte schließen können, sprang früh am Morgen die Tür zu seiner Zelle auf und schlug so heftig gegen die Wand, dass der Putz herabrieselte.
    Er setzte sich hastig auf, fest davon überzeugt, dass es ihm nun ernsthaft an den Kragen gehen würde. Der Trupp finster dreinblickender Orks ließ jedenfalls das Allerschlimmste fürchten.
    Wie erwartet, ergriffen zwei bullige Wächter ihn rechts und links und zerrten ihn auf die Beine. »He, sachte«, protestierte Lluigolf, der diese rüde Art der Behandlung allmählich satt hatte. »Ich kann schon alleine stehen, danke und verflucht noch mal!«
    Die beiden Orks starrten ungerührt geradeaus und ignorierten seine Versuche, sich aus ihrem Griff zu befreien.
    Â»Ja, wenn ich dann hier mal durch dürfte«, erklang eine näselnde Stimme aus dem Gang. »Bitte, meine Herrschaften. Du, äääh …«
    Â»Schafnase, Ääääxzellenz«, blökte ein Ork.
    Â»Ah ja. Führ mich zu dem Gefangenen, Schafnase.«
    Lluigolf verdrehte die Augen. Er erinnerte sich an die Stimme und an den kugelrunden kleinen Mann, der jetzt seine Zelle betrat und die versammelten Wächter musterte. »Was soll dieser Aufmarsch, äääh – Schafnase?«, fragte er milde verwundert.
    Â»Sicherheitsvorkehrung, Äääääxzellenz«, blökte der Angesprochene. »Der Gefangene könnte Ihnen gefääääährlich werden. Der Rudelführer mööööchte kein Risiko eingehen.«
    Der Kugelrunde zauberte ein Taschentuch hervor und schnaubte hinein. Lluigolf glaubte, ein unterdrücktes Lachen vernommen zu haben, aber die Miene des kleinen Mannes war unbewegt, als sein Gesicht aus dem Taschentuch auftauchte.
    Â»Das ist sehr nett vom Rudelführer«, sagte er ernsthaft. »Aber, meine Herren, ich denke, ich kann auf die Hilfe der meisten von Ihnen verzichten. Schafnase, bitte schicke deine Männer hinaus, bis auf …« Er starrte Lluigolf eindringlich an, griff nach dem Monokel, das am Band an einem Westenknopf baumelte und klemmte es ins Auge.
    Â»Du machst doch keinen Äää…

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