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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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zu sorgen – obwohl das die Riesenadler in der Regel wenig kümmerte. Wahrscheinlich wollte er nur vermeiden, von irgendwelchen übereifrigen Burschen mit Armbrustbolzen oder Pfeilen beschossen zu werden. Das Schlossgelände tauchte unter uns auf, und gerade fragte ich mich noch, wie er das mit der Landung hinbekommen wollte, als er auch schon »Festhalten« rief und in einen schwindelerregenden Sturzflug überging. Gefolgt von Ranvidar, die förmlich an seinen Schwanzfedern klebte, schraubte er in einer engen Spirale abwärts. Ich muss zugeben, dass ich die Augen schloss, mich festklammerte und ein Stoßgebet zu sämtlichen mir bekannten Göttern sandte, Orrin und Himmelsfurz eingeschlossen.
    Der erwartete Aufprall blieb aus, wir landeten im inneren Hof des Schlosses und ich stieg mit wackligen Beinen von Ranvidars Rücken. »Das war lustig, was, Kleiner?«, sagte sie fröhlich.
    Ich schluckte die eine oder andere unpassende Bemerkung hinunter und bedankte mich für den ansonsten angenehmen Flug. Sie rief: »Bis zum nächsten Mal« und flog mit brausendem Flügelschlag davon.
    Ich sah mich nach meinem Begleiter um. Maris stand mit bemerkenswert gelassener Miene neben seinem Adler und redete leise mit ihm. An den Fenstern des Schlosses tauchten neugierige Gesichter auf, es durfte also nicht mehr allzu lange dauern, bis jemand zu unserer Begrüßung geeilt kam.
    Und wirklich, in dem Moment, als auch Gurmendor mit seinem Start beinahe einen kleinen Busch entlaubt hatte, knallte die Pforte des Seitenflügels auf und eine kugelrunde Gestalt eilte mit ausgestreckten Händen auf uns zu, einen Strom von Begrüßungsworten, gelegentlichen Niesern und Entschuldigungen ausstoßend.
    Â»Herr Anselm«, sagte ich, mich an den Namen des Haushofmeisters erinnernd, »danke für den herzlichen Empfang, den du zwei müden, hungrigen und staubbedeckten Reisenden bereitest.« Na gut, dachte ich noch, falls sich während unseres Fluges wirklich Staub angesammelt haben sollte, war der durch die beiden abfliegenden Adler sicherlich in alle vier Winde zerstreut worden – aber ich erlaubte mir ein wenig dichterische Freiheit.
    Â»Vergib mir meine Nachlässigkeit, Herr Kasti…, Herr Kasjan … verehrter Bruder Schreiber«, beeilte sich der Haushofmeister zu sagen. »Edler Barde. Ich lasse euch sofort in eure Gemächer führen.« Ein dezenter, aber durchaus neugieriger Blick galt der hochgewachsenen Gestalt an meiner Seite. Maris Elbenstern stand still neben mir, die Hand auf meiner Schulter, und nickte nur, als der Haushofmeister ihn begrüßte. Anscheinend hatte der Flug ihn doch mehr erschöpft als mich.
    Â»Bitte folgt mir.« Herr Anselm eilte davon, nicht ohne vorher einem Diener ein Zeichen gegeben zu haben, er solle unser Gepäck tragen. Ich lehnte höflich, aber bestimmt ab, also griff der Mann nur nach Maris’ Reisesack und folgte uns ins Haus.
    Wir hatten kaum die Schwelle überschritten, als hinter uns jemand laut unsere Namen rief. Es war Garness, der mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf uns zukam. »Maris, was für eine seltene Ehre«, begrüßte er den Elbenbarden und wandte sich dann nicht minder herzlich an mich, obwohl wir uns kaum kannten: »Bruder Schreiber, wie schön, dass wir uns wieder einmal treffen. Was treibt euch beide hierher?« Er nahm ohne weitere Umstände Maris beim Arm und ging plaudernd und lachend an seiner Seite, was mir erlaubte, mein Bündel über die andere Schulter zu werfen und mich umzusehen. Dies war beileibe nicht mein erster Besuch im Schloss des Markgrafen, aber ich hatte bei meinen vorherigen Aufenthalten nur einen Teil des weitläufigen und recht verwinkelten Anwesens kennengelernt.
    Â»Und was hat dich nun aus deiner Klausur getrieben und hierher verschlagen?«, hörte ich Garness fragen. Maris’ Antwort erfolgte zu gedämpft, als dass ich sie hätte verstehen können, aber Garness war offenbar nicht damit zufrieden. »Immer noch der alte Geheimniskrämer? Bitte, dann setze ich eben deinen Begleiter unter Alkohol und hole alles aus ihm heraus!«
    Ich hörte Maris lachen und schmunzelte. Das war es, was ich an Garness am meisten schätzte, er war einer der wenigen, die es schafften, Maris Elbenstern zum Lachen zu bringen – und ich rechnete es ihm hoch an, dass er in seinem Bemühen niemals nachgab. Es war bedauerlich, dass

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