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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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woanders. »Ja«, sagte Lluigolf deshalb laut. »Der bin ich. Siirans Liebster.«
    Der Elbe machte ein erstauntes Gesicht. »Siiran?«, fragte er. Er kam einen Schritt näher und hob die Hand. »Entschuldige«, sagte er, »ich habe meine Augen nicht dabei, sie sind mir dort draußen fortgeflogen. Darf ich dein Gesicht berühren?«
    Lluigolf machte einen Satz rückwärts, und jeder Rest an Benommenheit verschwand mit einem Schlag. Er stand hier unter einer Weide einem Wahnsinnigen gegenüber. Was machte er hier überhaupt? Er sollte im Haus sein und …
    Der Wahnsinnige begann zu lachen und wich ein Stück zurück. »Wie dumm von mir, du musst mich für vollkommen verrückt halten«, sagte er vergnügt. »Ich habe mich nicht einmal vorgestellt. Maris Elbenstern ist mein Name. Meinen Begleiter, Tijan den Schreiber, hast du bereits kennengelernt. Ich bin der Bibliothekar des Bardensteins.«
    Lluis atmete auf. Maris, der blinde Elbe. Er lachte und näherte sich Maris so weit, dass dieser ihn mit sachten Fingerspitzen berühren konnte.
    Â»Und wer ist Siiran?«, fragte der Blinde, während er Lluigolfs Gesicht erforschte.
    Lluis war verblüfft. Woher kannte Maris den Namen seiner Geliebten? Aus alter Gewohnheit fuhr er mit dem Daumen über den Ring …
    Â»Was ist?«, fragte Maris, als Lluis zusammenfuhr.
    Â»Ihr Ring ist fort.« Lluis sah sich aufgeschreckt um. »Ich muss ihn verloren haben – oder – nein. Sie hat ihn zurückgenommen und wollte mir etwas dafür geben …«
    Seine Stimme versiegte, während seine Gedanken rasten. Was geschah nur mit ihm?
    Er spürte kaum, wie Maris ihn am Arm nahm und aus dem Weidenversteck hinaus ins Freie brachte. Dann lag er am Ufer des Teiches und starrte in den Himmel, während in seinem Inneren der allergrößte Aufruhr herrschte.
    Â»Wann bist du ihnen begegnet?«, fragte der Barde leise.
    Lluis antwortete nicht. Er hatte die Frage zwar gehört, aber die Worte waren so bedeutungslos und nebensächlich wie das Gezwitscher der Vögel und das leise Plätschern des Teiches. Irgendwann war der Barde fort und nur noch das Wispern des Windes und das Rauschen der Blätter sprachen zu seinem verwirrten Gemüt.

    Â»â€¦ das schon öfter erlebt«, murmelte eine Stimme.
    Etwas Feuchtes berührte seine Stirn. Er wischte es unwillig fort und murmelte: »Lass!«
    Dann stach ein scharfer, unangenehmer Geruch in seine Nase. Er fuhr hoch und nieste und spuckte gleichzeitig aus. »Pfui Spinne«, sagte er keuchend, »seid ihr noch gescheit? Was soll denn das!«
    Â»Da ist er ja wieder«, sagte Trurre. Der Zwerg hockte an seiner Seite, kaum verhohlene Besorgnis im Blick. Neben ihm stand der Schreiber Tijan, an dessen Schulter sich ein hochgewachsener Elbe festhielt.
    Â»Was ist denn los?«, fragte Lluis und stand auf. »Kann man sich noch nicht mal ein Päuschen im Grünen gönnen, ohne dass es gleich einen Volksaufstand gibt?«
    Â»Du hattest wieder einen deiner Anfälle, auch wenn du das nicht gerne hörst«, erwiderte Trurre und korkte das kleine Fläschchen zu, das er Lluis unter die Nase gehalten hatte. »Maris war ziemlich besorgt und hat Tijan alarmiert, der wiederum mich gerufen hat.«
    Â»Eigentlich wollte ich Magister Davydd holen«, erläuterte der kleine Schreiber. »Aber Trurre hat mich überzeugt, dass er der richtige Mann für diese Angelegenheit ist.«
    Maris. Der Elbenbarde. Lluis hatte natürlich von seiner Ankunft gehört, auch wenn er ihm noch nicht persönlich begegnet war. Oder doch? Lluis ächzte leise und fuhr sich über die Stirn.
    Â»Ah, da bist du ja wieder«, sagte der Blinde laut und ein wenig ärgerlich. »Es war nicht sehr freundlich von dir, mich einfach so stehen zu lassen, Karkaras!«
    Eine schuldbewusst dreinblickende Dohle landete auf seiner Schulter und kratzte sich verlegen am Kopf. Dann sah sie Lluis an.
    Â»Ah, ja«, sagte der Elbe. Er legte Lluis eine Hand auf die Schulter und drehte ihn ins Licht, während die Dohle ihn weiter fixierte. »Würdest du sagen, dass du dich guter Gesundheit erfreust?«, fragte er. Lluis nickte verdutzt. »Du schläfst gut und tief? Dein Appetit ist normal?« Wieder bejahte Lluis. »Alle deine Sinne funktionieren wie immer? Oder hat sich dein Augenlicht verschlechtert, hörst du schwer?«
    Â»Er

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