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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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so ganz beiläufig, hm?«, neckte er sie. Vanandel lächelte.
    Â»Ich glaube übrigens nicht, dass er seine Augen dazu benutzt, anderen hinterherzuspionieren. Er hat einmal gesagt, dass es sehr anstrengend ist. Vögel mögen es gar nicht, still sitzen zu müssen, und es ist nicht leicht für sie, ihre Augen nach seinen Wünschen zu bewegen. Nicht alle Vögel lernen es, und er hat immer einige, mit denen er lieber arbeitet als mit anderen.« Garness reckte sich und sah zum Haus. »Ich muss gleich wieder an die Arbeit«, sagte er. »Dein Vater wünscht, dass ich den Herren etwas Musikalisches darbiete, während sie sich seine Sammlung ansehen.«
    Er stand auf und verneigte sich tief. »Darf ich mich zurückziehen, Hoheit?«
    Â»Geh nur«, sagte sie müde. »Ich sehe dich nachher auf dem Ball.«
    Sie sah ihm nach. Wie es wohl gewesen wäre, mit ihm durchzubrennen? Sie hätte sich als Junge verkleidet und beide wären zum Bardenstein geritten. Als was hätte er sie dort vorgestellt? Als seinen Diener? Sie schnaubte und lachte leise.
    Â»Worüber amüsierst du dich?«, fragte Maris, der so leise näher gekommen war, dass sie ihn nicht gehört hatte.
    Â»Ãœber ein junges, dummes Ding, das geglaubt hat, in einen Mann verliebt zu sein, der nichts von ihr wissen will«, erwiderte Vanandel und raffte ihre Röcke, um ihm Platz zu machen. Sie bemühte sich um eine freundliche und neutrale Miene, um ihre Freude zu verbergen.
    Die hellbraune Taube auf seiner Schulter blinzelte ihr zu, und Vanandel wusste nicht, ob das etwas zu bedeuten hatte. Maris setzte sich neben sie und glättete sorgsam den hellen Wollstoff seiner langen Tunika. Heute trug er eine dunkle Hose darunter, stellte Vanandel fest. Sie sah neu aus, und auch die Tunika war deutlich weniger abgetragen als die Kleider, in denen sie ihn vorher gesehen hatte. Sein dunkelgrüner Umhang hatte eine gestickte Kante und war mit einer handgroßen, silbernen Brosche verschlossen. Er hatte sich für ihre Verlobungsfeier fein gemacht, erkannte sie mit einem kleinen Schreck, der sie warm und angenehm durchfuhr.
    Â»Und hat das Mädchen sich davon erholt?«, fragte er.
    Â»Welches …«, begann sie und lachte dann ein wenig ärgerlich. »Meine Verlobung schlägt mir aufs Gehirn«, sagte sie. »Verzeih mir, Maris, ich glaube, ich kann dir heute keine sehr anregende Gesellschaft bieten.«
    Der Barde lächelte und nahm ihre Hand, um einen höflichen Kuss darauf zu platzieren. »Sie sind immer eine anregende Gesellschaft, Hoheit.«
    Sie entzog ihm ihre Hand und räusperte sich verlegen. »Es ist schönes Wetter«, sagte sie und ohrfeigte sich im Stillen für diesen Satz.
    Â»Wunderbar«, antwortete Maris. »In jedem anderen Fall hätte ich gesagt Verlobungswetter . Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, müsste es dann heute wohl eher regnen.« Sein Gesicht war ruhig, aber in seiner Stimme lag etwas, was sie aufhorchen ließ.
    Â»Regen, Schnee, Blitz und Donner – alles wäre passender«, sagte sie und sah ihn abwartend an.
    Er berührte seine Mantelschließe mit den Fingerspitzen und verfolgte die Linien des fein ziselierten Metalls. Es stellte eine Möwe im Flug dar. »Sie ist sehr schön«, sagte sie.
    Â»Was ist schön?«
    Â»Die Möwe«, sagte sie und berührte ebenfalls die Schließe. Ihre Finger begegneten seinen, und seine Hand bewegte sich ein kleines Stück, um sich über ihre Finger zu legen.
    Â»Es bekümmert mich, dass dein Herz nicht für deinen Verlobten schlägt«, sagte er. »Ist es der andere Mann, der es besitzt?«
    Sie wagte kaum zu atmen. »Warum fragst du das?«
    Seine Finger zuckten kurz. Dann nahm er die Hand fort und legte den Zeigefinger auf seine Lippen. Seine Augen lächelten. Vanandels Herz schlug schneller.
    Â»Dein Vater hat einen jungen Halbelben in seinem Gefolge«, sagte Maris nach einer kleinen Pause.
    Vanandel sah ihn verständnislos an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ja, natürlich. Lluis.«
    Â»Du kennst ihn.«
    Â»Ich kenne ihn – recht gut. Was ist mit ihm?«
    Maris nickte ernst. »Ich habe ihn gestern getroffen, und ich glaube, dass ihm etwas Ähnliches zugestoßen ist wie mir vor langer Zeit.« Seine Hand berührte kurz seine Augen und sank wieder in seinen Schoß.
    Â»Lluis?«, fragte sie ungläubig.

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