Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich brauchte wieder jemand einen Handlanger. Er sah zu dem Mann auf, der vor ihm stand und sprang erschreckt auf, als er Chaantreas Vater erkannte.
    Der Elbe musterte ihn vom Kopf bis zu den Zehen. »So«, sagte er.
    Lluis erwiderte seinen Blick so frech, wie es ihm mit seinen weichen Knien möglich war. »Was wünschen Sie?«, fragte er.
    Â»Das ist also der junge Mann, den Chaantrea sich neuerdings in den Kopf gesetzt hat«, sagte er. »Ich habe dich hier noch nie gesehen. Wo kommst du her?«
    Â»Aus Weidenheim«, sagte Lluis.
    Â»Weidenheim«, wiederholte Uldis nachdenklich. »Befindet sich dort in der Nähe nicht das Jagdschloss des Markgrafen?«
    Lluigolf bejahte. Der Herr von Wasserberg schenkte ihm unverhofft ein Lächeln und deutete auf das Tor zum Park »Gehen wir ein Stückchen?«
    Lluis nickte. Was wollte Uldis von ihm? Wahrscheinlich das, was Elbenväter immer von den Verehrern ihrer Töchter verlangten: Lass die Finger von ihr. Geh deiner Wege. Lass dich nicht mehr in ihrer Nähe blicken.
    Uldis schwieg, bis sie unter den Ulmen angelangt waren. Dann atmete er tief ein und murmelte: »Ah. Wie sie es nur in diesen Steinansammlungen aushalten, diese Menschen!«
    Lluis wunderte sich. Das Haus des Herrn von Wasserberg hatte den Ruf, eines der schönsten Anwesen der Mark zu sein – aber es war ebenso aus Stein gebaut wie das Stadtschloss des Markgrafen.
    Uldis lächelte. »Ich sehe dir deine Gedanken an«, sagte er. »Ich lebe nun schon lange unter den Menschen und habe mich an ihre Sitten angepasst, das stimmt. Aber es gibt immer noch Tage, an denen ich mein eigenes Blut rufen höre, und dann hält es mich nicht zwischen Mauern aus Stein.« Er berührte einen der Bäume und blieb so stehen, die Handflächen auf die Rinde gelegt. »Ich glaube, du bist schuld daran, dass ich mich hier und heute so unwohl mit all dem Menschlichen fühle«, sagte er.
    Â»Ich?«, fragte Lluis verwundert. Das Gespräch mit Chaantreas Vater verlief äußerst ungewöhnlich. Der großgewachsene Elbe löste eine Hand vom Baum und drehte sein Haar zu einem festen Zopf. Er glich Maris, wie er da stand, die hellen Augen halb geschlossen und das Gesicht dem Wind und der Sonne zugewandt.
    Â»Ah«, machte er und reckte die Schultern. »Das ist gut.« Er ging weiter, und Lluis blieb stehen, unsicher, ob er dem Elben weiter folgen sollte oder nicht.
    Â»Komm, Junge«, sagte Uldis, ohne sich umzuwenden. Lluis biss die Zähne zusammen.
    Â»Ich bin kein Hund«, knurrte er.
    Uldis verharrte. Ohne sich umzuwenden, sagte er: »Ich bitte dich um Vergebung. Wie ist dein Name?«
    Lluigolf schüttelte den Kopf. »Was willst du von mir, Uldis, Herr von Wasserberg?«
    Der Elbe seufzte. »Du täuschst dich, wenn du glaubst, dass Chaantrea mit jedem herumtändelt, der ihr über den Weg läuft. Sie ist wählerisch, fast ein bisschen zu wählerisch für meinen Geschmack.« Jetzt wandte er sich doch um, und sein Blick war streng. »Sie ist an dir interessiert, und das macht mich neugierig.«
    Â»Lluigolf«, sagte Lluis. Der Herr von Wasserberg lächelte.
    Â»Danke«, sagte er. »Darf ich um deine Begleitung bitten? Ich möchte wissen, wer du bist.«
    Lluis ging neben ihm her, ein wenig befangen und seinerseits neugierig auf Uldis, den Elben, der unter Menschen lebte.
    Â»Erzähl mir von deiner Familie«, sagte Uldis. »Wer von ihnen ist der Elbe?«
    Lluis kreuzte die Arme vor der Brust. »Meine Mutter ist ein Mensch«, sagte er.
    Der Elbe nickte, als hätte er die Antwort erwartet. »Es leben einige Elben dort in Weidenheim, wenn ich mich recht entsinne.«
    Er stellte die Frage nicht, aber sie stand trotzdem deutlich in der Luft. Lluis seufzte. »Ich kenne meinen Vater nicht. Er ist nicht von dort.«
    Sie schwiegen eine Weile. Der Kies knirschte unter ihren Füßen, dann schwenkte Uldis auf ein kleines Rasenstück und führte sie zu einem der Labyrinthe. »Wartet zu Hause jemand auf dich?«, fragte er beiläufig.
    Â»Nein.«
    Â»Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, trugst du einen Ring. Einen Ring, der einer Frau gehört«, setzte Uldis in fragendem Ton hinzu.
    Lluis rieb über die nackte Stelle an seinem Finger. Wo habe ich diesen Ring nur verloren?, fragte er sich. »Er gehörte jemandem, der gestorben ist«, sagte er knapp.
    Â»Das

Weitere Kostenlose Bücher