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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Glieder floss. Lluigolf fühlte sich in seinen eben noch so feinen Kleidern mit einem Mal so dienerhaftärmlich, als trüge er immer noch eine Livree am Leib. Er zögerte, überlegte einen Lidschlag lang, ob er kehrtmachen und sich wieder in den Dienstbotenflügel flüchten sollte, aber da traf ihn Chaantreas Blick wie Feuer und Glut. Er blieb erstarrt stehen, und als sie lächelte und ihm eine Kusshand zuwarf, war es um ihn geschehen. Mit weichen Knien näherte er sich der Gesellschaft und machte formvollendet seine Aufwartung.
    Dann fand er sich mitten im prächtig mit Blumen und Girlanden geschmückten Ballsaal wieder, die Kronleuchter waren angezündet, überall standen Kerzenleuchter, die Luft war jetzt schon schwer von Parfüm und Kerzenrauch, Gelächter und Musik schwebten über dem Ganzen.
    Rund um die große Tanzfläche waren kleinere und größere Tische aufgebaut, an denen Leute saßen und standen und miteinander plauderten oder den Saal betrachteten. Überall standen Schalen und Platten mit Leckerbissen zwischen dem Blumenschmuck, und Diener liefen geschäftig umher und kümmerten sich um das Wohl der Gäste.
    Lluigolf reckte den Hals, aber er konnte weder Vanandel noch ihren Verlobten oder beider Väter entdecken – wahrscheinlich trafen sie erst später zur feierlichen Eröffnung des Balles ein.
    Herr Anselm ging gerade von Tisch zu Tisch und sprach mit jedem der Gäste ein paar Worte. Er trug feierliches Schwarz und Gold und sah sehr würdevoll aus.
    Â»Nun, junger Mann?«, sprach der Herr von Wasserberg ihn an. »Gefällt es dir?«
    Lluigolf gab eine wohlerzogene Antwort und klopfte sich innerlich auf die Schulter, da er dabei nicht gestottert hatte. Uldis, der Vater seiner Angebeteten, brachte ihn ein wenig aus der Fassung. Aber das war noch gar nichts im Vergleich zu der Verwirrung, die ihn überfiel, wenn er in Chaantreas Augen blickte.
    Sie hielt ihren Fächer vors Gesicht und lächelte ihn darüber hinweg an.
    Zur Gesellschaft gehörte noch der unfreundliche Vidas, den er jetzt zum ersten Mal ohne Maske sah. Das blondgelockte Haar umrahmte ein ovales Gesicht mit puppenhaft aufgeworfenem Mündchen, dem der mürrische Gesichtsausdruck schlecht stand. Vidas hatte Lluigolf zur Begrüßung nur einen abschätzigen Blick zugeworfen und ignorierte ihn dann vollkommen. Stattdessen plauderte er etwas angestrengt mit einer ungnädig dreinblickenden Elbin, die ihr glattes, weizenblondes Haar streng aus der hohen Stirn gekämmt trug und auch sonst erstaunlich wenig Schmückendes zur Feier dieses Tages angelegt hatte.
    Der Saal hatte sich gefüllt und die Musiker ließen eine aufmerksamkeitsheischende Fanfare erklingen. Die Tür des Saales öffnete sich und die Hauptpersonen traten ein.
    Vanandel sah erstaunlich entspannt und fröhlich aus, wie sie da am Arm ihres Vaters eintrat. Ihr Verlobter folgte ihr wie ein Hündchen, mit ebenso ergebenem Blick, ihm fehlten nur die Schlappohren. Lluis schüttelte den Kopf, und Chaantrea beugte sich zu ihm, hielt schützend den Fächer vor den Mund und flüsterte: »Was für ein Schwachkopf. Die Prinzessin kann einem richtig leidtun!«
    Â»Chaantrea«, sagte ihr Vater leise mahnend. Sie setzte sich aufrecht, machte ein unschuldsvolles Gesicht und blinzelte Lluis verschmitzt zu. Er lächelte sie an und nahm einen Schluck von seinem bisher unberührten Weinglas.
    Der Ball wurde eröffnet, und die ersten Paare wagten sich auf die Tanzfläche. Vanandel war ihrem Verlobten für den Eröffnungstanz in die Mitte des Saales gefolgt. Er wusste nicht, ob sie überhaupt tanzen konnte. Hadmut jedenfalls konnte er sich nicht tanzend vorstellen.
    Er bemerkte, dass Chaantrea ihn bedeutungsvoll ansah, und erhob sich mit einer hastigen Verbeugung vor Uldis. »Darf ich deine Tochter zum Tanz bitten?«
    Der Herr von Wasserberg nickte, und Vidas rümpfte die Nase und murmelte etwas vor sich hin. Chaantrea stand auf und reichte ihm eine kühle, zarte Hand, die Lluis mit durchaus gemischten Gefühlen ergriff. Was machte er sich Kopfzerbrechen darüber, ob Vanandel tanzen konnte? Er hätte sich lieber Gedanken machen sollen, ob er dazu in der Lage war, die komplizierten Schrittfolgen des Kontratanzes zu bewältigen. Mit klopfendem Herzen ließ er sich an seinen Platz in der Reihe weisen und erwartete wie alle anderen den

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