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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sein Lachen löste die Spannung in ihrem Gesicht. Sie holte tief Luft und lächelte etwas verkrampft.
    Â»Nein, Lluis, wirklich nicht. Ich bin vielleicht zurzeit etwas unter Druck.« Sie zögerte. »Und ich mache mir Sorgen um dich.«
    Â»Um mich? Aber warum?« Er breitete die Arme aus. »Es geht mir wirklich gut, ehrlich. Ich fühle mich großartig!« Es stimmte und doch auch wieder nicht. Ein Teil von ihm lachte mit der Sonne, sang mit den Vögeln, lief mit dem Wind um die Wette. Aber ein anderer Teil stand im eiskalten, fließenden Wasser, die Füße an einen Stein gefesselt, und sah zu, wie der reißende Strom immer höher stieg. Er riss sich mit Macht von dem Bild los und schüttelte den Kopf. Seine Hand ging zum Mund und er berührte den Ring mit seinen Lippen. Das Prickeln vertrieb das bedrohliche Bild aus seinem verwirrten Kopf.
    Â»Was ist los?« Vanandels Stimme und der feste Griff ihrer Hand um seinen Arm holten ihn zurück in die Wirklichkeit.
    Â»Nichts, warum?«, erwiderte er verwundert. »Warum gehen wir nicht weiter?«
    Vanandel setzte zu einer Antwort an, die, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, recht scharf ausfallen würde. Aber sie schluckte sie zu seiner Überraschung hinunter. »Gehen wir«, sagte sie knapp.
    Der Schweinekoben bot den vertrauten Anblick, den gewohnten Lärm und den üblichen Angriff auf die Geruchsnerven. Lluis dehnte die Schultern, sog die Luft durch die Nase und fühlte eine Last von sich abfallen, die er zuvor gar nicht bemerkt hatte. »Ich habe das hier vermisst«, sagte er.
    Vanandel sah ihn kurz von der Seite an und hob einen Mundwinkel – die nächste Annäherung an ein Lächeln, die sie in der letzten Stunde zuwege gebracht hatte. »Ich auch.«
    Lluigolf hielt sie fest, als sie weitergehen wollte. »Sollten wir uns nicht kurz besprechen, ehe wir uns in die Drachenhöhle begeben?«
    Vanandel runzelte die Stirn. »Was sollen wir besprechen? Ich werde Vibol bitten, uns zu helfen. Wir können für ihn irgendwo anders arbeiten und ihm unsere Schulden zurückzahlen.«
    Lluis sah sie zweifelnd an. »Darüber haben wir uns schon einmal gestritten«, sagte er. »Ich fürchte, dass ich in meiner Einschätzung von Vibols menschenfreundlicher Ader nicht ganz so optimistisch bin.«
    Â»Warum bist du dann überhaupt mitgekommen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Du hast mich darum gebeten. Es ist dir sehr wichtig. Und vielleicht irre ich mich ja, und du hast recht. Das ist schon vorgekommen, weißt du?«
    Jetzt lächelte sie wirklich. Sie gab ihm einen kleinen Knuff und sagte: »Dann komm, alte Unke. Stürmen wir die – wie hast du es genannt? – Drachenhöhle.«

    Roske fegte gerade die Gaststube des Einäugigen , als Vanandel mit Lluigolf eintrat. Er hörte auf, den Besen zu schwingen und sagte: »Oho.«
    Dann wischte er seine Hände an der Schürze ab, kratzte sich an der Nase, sah zur Treppe, zog die Brauen hoch, sah wieder zu Vanandel und Lluis, die ihn fasziniert beobachteten, und schüttelte sacht den Kopf.
    Â»Was …«, begann Vanandel, aber Roske hob abwehrend beide Hände und deutete zur Tür.
    Â»Geht«, sagte sein Gesicht und seine ganze Haltung. »Geht schnell!«
    Â»Wer ist gekommen, Roske?«, hörten sie die Kröte von oben rufen.
    Die Schultern des Wirtes sanken herab. »Hadmut und Lluis«, sagte er mit erhobener Stimme.
    Â»Schick sie hoch.«
    Der Wirt winkte resigniert zur Treppe. »Das habt ihr davon«, murmelte er.
    Lluigolf schluckte und sah Vanandel an. Sie war blass geworden, zuckte aber scheinbar gleichmütig mit den Schultern. »Komm«, sagte sie.
    Sie stiegen die Treppe empor, bis sie vor Vibols Tür standen, und Lluis wischte sich die Handflächen an der Hose ab, ehe er sie aufschob.
    Â»Wen sehe ich da?«, rief die Kröte gut gelaunt und breitete die Arme aus. »Meine ungetreuen Kinderchen, alle beide! Kommt herein, kommt nur herein!«
    Sie traten ein, Vanandel mit einem Lächeln der Erleichterung, Lluis mit einem unverändert mulmigen Gefühl im Bauch. Vibol deutete auf die Stühle am Tisch: »Setzt euch, seid nicht ungemütlich.« Er setzte sich in seinen Sessel, legte die Hände auf den Tisch und schaute Lluigolf an. »Nun, mein Junge?«, sagte er und legte den Kopf schief. »Wo hast du dich herumgetrieben? Wir haben

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