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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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in einer dunklen Ecke zusammengerollt und geschlafen.
    Doch jetzt musste er Siiran befreien. Er durchsuchte den Raum und fand ein stumpfes Messer, das er triumphierend zu ihr trug. Er begann, die zähen Riemen durchzusäbeln, die ihre Handgelenke banden. »Warum haben deine Eltern das getan?«, fragte er.
    Â»Damit wir uns nicht mehr treffen«, erwiderte Siiran.
    Er hörte auf, an dem Riemen herumzusägen, und sah sie ungläubig an. »Aber das ist doch völlig irrsinnig!«
    Â»Mach weiter«, drängte sie. Der Glanz in ihren Augen verstärkte sich. »Mir ist schon wieder so kalt, Liebster.«
    Er sägte verbissen weiter. Das Messer war schon stumpf gewesen, als er begonnen hatte, und inzwischen war es beinahe völlig nutzlos. Der Schweiß lief ihm in die Augen, und er wischte sich mit dem Arm über die Stirn.
    Der Riemen, der ihre gefesselten Hände mit dem Gestell verband, riss endlich. »Jetzt die Füße«, drängte sie. »Schnell. Wenn du mich losgemacht hast, können wir den Rest irgendwo im Wald …« Sie schrie plötzlich auf, entsetzt und enttäuscht. Schritte näherten sich eilig, dann rissen grobe Hände ihn von Siiran fort.
    Â»Du dummer Junge«, rief ihr Vater und zerrte Lluigolf mit sich. »Du willst doch nicht – weg von ihr!« Er schob Lluigolf so heftig fort, dass er gegen die Wand prallte, packte ihn dann erneut am Arm und schob ihn in den Gang. Lluigolf hörte Siiran jämmerlich nach ihm rufen und wehrte sich gegen den eisenharten Griff des Elben.
    Der zog und schob ihn bis vor die Tür, wo er schwer atmend stehen blieb. Dann stürmte er mit weitausgreifenden Schritten los. Siirans Vater war selbst für einen Elben ungewöhnlich hochgewachsen und kräftig, und so zerrte er Lluis am Nacken mit sich wie einen Welpen.
    Lluigolf hörte erst auf, sich zu sträuben und Siirans Vater zu beschimpfen, als er erkannte, wohin der Elbe ihn brachte – Alfrieds Haus tauchte vor ihnen auf, und ausgerechnet Alfried selbst stand am Eingang zum Hof und sah zu, wie sein Stiefsohn abgeliefert wurde wie ein Gepäckstück.
    Siirans Vater schleifte ihn auf den Hof und schob ihn dem Alten in die Arme. »Hier«, sagte er. »Der Bursche ist in mein Haus eingedrungen. Ich wäre sehr dankbar, wenn du dafür sorgen könntest, dass das künftig unterbleibt.«
    Alfried packte Lluigolf an der Schulter und hielt ihn fest. »Hiergeblieben«, knurrte er und hielt dem Elben die andere Hand hin. »Ich bitte für meinen Stiefsohn um Verzeihung.«
    Der Elbe übersah die Hand des Menschen. »Meine Tochter ist schwer erkrankt. Ich möchte nicht, dass sie aufgeregt wird, schon gar nicht durch deinen missratenen Zögling!«
    Lluigolf spürte, wie sein Blut zu kochen begann. »Krank?«, rief er. »Du hältst sie gebunden wie Schlachtvieh. Sie hat mich angefleht, sie zu befreien!«
    Sein Stiefvater schüttelte ihn unsanft durch, ohne seine Worte zu beachten. »Ich werde den Jungen von deinem Haus fernhalten«, sagte er eilfertig. »Ich wünsche deiner Tochter baldige Genesung!«
    Der Elbe drehte sich wortlos um und ging. Lluigolf schüttelte Alfrieds Hand ab und starrte ihn wütend an. » Ich werde den Jungen von deinem Haus fernhalten «, äffte er seinen Stiefvater nach. »Wie willst du das anstellen?«
    Â»Indem ich dich in die Kammer sperre«, erwiderte der Alte und rief nach Brant.
    Lluigolfs kräftiger Bruder half seinem Vater, den brüllenden und um sich schlagenden Halbelben ins Haus zu schleifen.
    Sie warfen ihn in die Vorratskammer. Er hörte, wie Alfried rief: »Kühl dich ein bisschen ab, Junge«, dann schlug die Tür zu und etwas Schweres scharrte über den Boden.
    Lluis rüttelte vergebens an der Tür, trommelte dagegen, rief und brüllte, bis er heiser war. Dann sank er vor ihr in die Hocke und starrte in die Dunkelheit. Es roch nach Obst und Wurzeln, Honig und Gewürzen, Moder und Erde. In der Ecke mit den alten Getreidesäcken raschelten emsige kleine Füße und etwas Winziges, Vielbeiniges lief kitzelnd über seine Hand.
    Lluigolf rappelte sich auf und tastete über das Regalbord, das der Tür am nächsten war. Seine Finger stießen auf etwas Kleines, Hartes, das in etwas Feuchtes, Weiches eingewickelt war. Zufrieden brummend packte er den Glühstein aus dem immerfeuchten Moos aus und hielt ihn an

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