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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Viehmarktes, und beinahe ebenso hoch trug er seine edel gebogene Nase.
    Â»Den Gaul kenne ich doch«, rief Garness aus. »Die Kutsche gehört dem Wasserberg.« Da hielt das Gefährt auch schon vor ihnen an, der Kutscher sprang ab und öffnete den Schlag. Das Innere der Kutsche war dunkel.
    Die Freunde schauten erwartungsvoll, aber nichts geschah. Der Kutscher stand wartend da, der Schimmel schlug mit seinem Schweif und blickte hochmütig auf seine Umgebung. Zwei Straßenbengel, die gerade um die Ecke kamen, stießen sich gegenseitig die Ellbogen in die Rippen und bückten sich nach Matschklumpen und faulendem Gemüse in der Gosse, das sie gegen die Kutsche zu schleudern gedachten.
    Garness und Trurre warfen sich Bemerkungen über die geduldig wartende Kutsche zu, aber Lluigolf war es, als sprächen sie eine fremde Sprache. Das Klingeln in seinen Ohren hatte sich in ein lieblich tönendes Singen verwandelt, in dem er seinen Namen zu vernehmen glaubte. Halb betäubt und von einer plötzlichen, sehrenden Sehnsucht erfüllt, machte er einen Schritt auf den offenen Schlag der Kutsche zu.
    Trurre rief ihm etwas zu, aber er beachtete es nicht. Der Kutscher, ein gleichmütig dreinblickender Mensch, trat beiseite, um ihm den Weg freizumachen, und bevor noch einer seiner Freunde etwas tun konnte, war Lluis in die Kutsche gestiegen, der Kutscher hatte sich auf seinen Bock geschwungen, die Zügel schnalzen lassen, und schon rollte die Kutsche munter klappernd über das unebene Pflaster die Straße hinab, verfolgt von den wild schreienden, lachenden und mit allerlei Unrat nach ihr werfenden Gassenjungen.

Ihre Pläne waren ein einziger großer Scherbenhaufen, ihr Mentor Vibol würde wahrscheinlich versuchen, sie umzubringen, Lluigolf war gerade von Lanto böse zusammengeschlagen worden und benahm sich ansonsten so seltsam, dass sie ihn beinahe nicht wiedererkannte, ihre Verlobung lag hinter ihr und damit war die Hochzeit in bedrohliche Nähe gerückt – aber trotz all dieser Widrigkeiten fühlte sich Vanandel so leicht, zuversichtlich und nahezu übermütig, wie sie es noch nie zuvor empfunden hatte.
    Sie lächelte wohl gerade wieder, als sie Groszbarrt in die Arme lief, denn er entblößte kurz sein beeindruckendes Gebiss und sagte: »Es geht dir gut, Vanandel.«
    Â»Danke«, sagte sie. »Ja, es überrascht mich zwar selbst, aber mir geht es wirklich gut.«
    Er nickte, zögerte und wies dann mit einer unbeholfenen Geste, die gar nicht recht zu ihm passte, auf die Wachstube. »Du wolltest mich besuchen. Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen.«
    Vanandel wollte verneinen, aber dann sah sie seinen enttäuschten Blick und nickte kurz entschlossen. »Ich wollte dich besuchen, Groszbarrt. Du hast doch sicher eine schöne Tasse Tee für mich.«
    Dann saß sie in ihrem alten Stuhl, streckte die Füße zum bollernden Ofen, hielt den Becher mit der kleinen Kerbe am Rand in den Händen, roch das bittersüße Aroma des starken Tees und genoss es, einmal für ein paar Augenblicke über nichts nachdenken zu müssen.
    Groszbarrt saß neben ihr, ebenso in den Stuhl gelümmelt wie sie, und blickte sie nicht an.
    Â»Hast du etwas auf dem Herzen, Groszbarrt?«, fragte Vanandel, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten.
    Er räusperte sich und schüttelte dann den Kopf. »Nein, ich denke nicht.«
    Vanandel drehte sich zu ihm. »Groszbarrt, ich kenne dich jetzt wirklich lange genug, um zu merken, wenn dich etwas bedrückt. Also rück schon heraus mit der Sprache.«
    Er beugte sich vor und faltete die Hände vor den Knien. »Dein Freund. Lluigolf.« Seine lange Nase zuckte unruhig. »Er ist fort, zurück in die Stadt.«
    Vanandel hob die Brauen. »Nein, das ist er nicht. Er hatte etwas unten zu erledigen, aber er kommt zurück.«
    Der Ork nickte zweifelnd. »Ich glaube, dass er jemanden kennt«, sagte er, sich mit jedem Wort langsam vortastend, als beträte er morastigen Grund. »Ich wäre sehr interessiert daran, mit dieser Person einmal zu … zu sprechen.«
    Vanandel musterte ihn misstrauisch. »Wen? Und warum?«
    Er seufzte. »Ich glaube nicht, dass du das wissen möchtest. Es ist niemand, der – es ist keine gute Gesellschaft.«
    Â»Groszbarrt, du gehst mir auf die Nerven«, sagte sie. »Hör auf, mich schonen zu wollen. Was willst du von der

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