Die Seele der Elben
der Schafskopf? Aber wo denkst du hin. Sie ist verliebt, aber doch nicht geisteskrank!«
Garness schüttelte lächelnd den Kopf, aber seine Augen blickten reserviert, beinahe ablehnend. »Nein, sie hat eine noch seltsamere Wahl getroffen«, sagte er. »Oder er hat es ihr eingeredet, ich weià es nicht. Er war immer schon sehr gut darin, andere von etwas zu überzeugen.«
Trurre sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Eifersucht? Das hätte ich nicht von dir gedacht, Garness. Du bist doch gar nicht an ihr interessiert.«
»Das ist es auch nicht«, erwiderte er erstaunlich heftig. »Sie ist eine gute, eine sehr gute Freundin. Ich kenne sie, seit sie ein junges Mädchen war. Ich mache mir einfach Sorgen um sie. Was soll daraus werden? Es hat doch keine Zukunft. Und er ist so unendlich viel älter als sie.«
Lluis schlug mit der Hand auf den Tisch. »Also hört auf, mich zu foltern«, sagte er. »Wer ist es? Etwa Magister Davydd?« Er erwartete, dass die anderen über seinen Scherz lachten, aber stattdessen wechselten sie nur wieder bedeutungsvolle Blicke. Er wurde unsicher, fragte sich, ob die beiden ihn einfach nur auf den Arm nahmen.
Aber ehe er sie deswegen zur Rede stellen konnte, schrie Roske nach ihm.
Eine atemlose Weile später kehrte etwas Ruhe ein. Lluigolf füllte die nächste Lage Bierkrüge und ging zu seinen Freunden zurück.
Trurre lehnte an der Wand, hatte die Beine auf einen Stuhl gelegt und sah Garness beim Pfeilspiel zu. Lluigolf stellte die Krüge auf den Tisch und schob sich neben ihn auf die Bank. Beide hoben einen Krug zum Mund, tranken und stellten ihn wieder ab. »Also, erzähl schon. Ihr wollt mich veräppeln, stimmtâs?«
Der Zwerg schüttelte mit sorgenvoller Miene den Kopf. »Leider nein. Garness nimmt es ziemlich schwer, fürchte ich, und das macht mir Kopfschmerzen. Er kennt Maris schlieÃlich von uns allen am besten.«
Es dauerte eine Weile, bis der Sinn seiner Worte Lluis erreicht hatte. »Maris?«, fragte er halb entsetzt, halb belustigt. »Der blinde Elbe? Du machst Witze!«
»Leider nein.« Er trank und wischte sich den Mund.
Lluis schüttelte den Kopf, wusste nicht, ob er lachen oder sich entrüsten sollte. »Aber Trurre, das kannst du nicht ernst meinen. Er ist ein Elbe und sie ist ein Mensch! Er ist ⦠wie alt ist er eigentlich?«
Trurre zuckte die Achseln. »Ich weià es nicht. Das solltest du Garness fragen.«
Lluigolf drehte sich zu dem Barden um und machte ihm Zeichen. Garness legte seine Pfeile hin und kam an den Tisch. »Ah, etwas zu trinken«, sagte er erfreut. »Du musst Gedanken lesen können, mein Lieber!«
Lluis wartete ungeduldig, bis der Barde getrunken hatte. Dann klopfte er auf die Bank, sagte: »Setz dich« und legte Garness den Arm um die Schulter, damit er ihm nicht gleich wieder davonlief. »Nun rück schon raus mit der Sprache. Was ist zwischen Maris und Vanandel?«
»Die beiden sind ein Herz und eine Seele«, sagte Garness. »Unsere Freundin muss aufpassen, dass es nicht allen auffällt, so sehr kleben sie aneinander. Wenn du einen von beiden suchst, findest du unweigerlich auch den anderen. Du müsstest doch wissen, wovon ich rede!«
»Er ist ein Elbe«, sagte Lluis erneut.
Garness hob die Schultern. »Na und? Chaantrea ist eine Elbin.«
Das tat weh. Lluis verzog das Gesicht. »Das ist doch ganz etwas anderes!«, sagte er abwehrend.
»Warum?« Garness tat erstaunt. »Sie ist eine Elbin und du bist zur Hälfte ein Mensch. Sie ist wahrscheinlich viel älter als du. Nein? Na gut, dann wird sie wahrscheinlich viel älter werden als du.« Er musterte Lluigolfs Gesicht. »Das habe ich dich nie gefragt, was hast du von deinem Elbenvater auÃer den spitzen Ohren noch alles geerbt?«
Lluis kniff die Lippen zusammen. Das war eins der Themen, die ihm nicht behagten. »Ich weià es nicht«, sagte er kurz. »Und ich kenne keine anderen Halbelben. Deshalb kann ich dir nicht sagen, welches Lebensalter ich erreichen werde.« Er räusperte sich. »Ich wollte nicht über mich sprechen.«
Garness holte Luft, und Trurre legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Lass gut sein«, sagte er. »Wir beide sind schlieÃlich ebenso besorgt um unsere Freundin wie Lluigolf.«
»Sorge ist nicht das richtige Wort«, sagte Garness. »Maris ist ein Ehrenmann und einer
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