Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Kröte?«
    Er fuhr zurück, als hätte sie etwas Unflätiges gesagt. »Die Kröte. Du kennst diesen Mann.«
    Â»Er ist derjenige, der im Schweinekoben das Sagen hat«, erwiderte sie ungeduldig. »Jeder dort unten kennt die Kröte. Also, was willst du von ihm?«
    Er senkte den Blick. »Ich bin dabei, mich nach einer anderen Beschäftigung umzusehen«, sagte er so leise, dass sie ihn kaum verstand. »Ich denke, dass ich nicht mehr hier sein möchte, wenn du … Ich müsste dich suchen, dein Vater würde es von mir verlangen. Und was soll ich dann tun?«
    Sie starrte ihn an. Er hatte eine offene Frage gestellt, und das verschlug ihr den Atem ebenso wie die Qual in seiner Stimme.
    Â»Du kannst nicht für Vibol arbeiten«, sagte sie, weil ihr nichts anderes einfiel. »Wie hast du dir das vorgestellt – hier, direkt vor meines Vaters Nase?«
    Er starrte auf seine Hände nieder. »Ich habe keine Wahl. Ich kann nicht hierbleiben, wenn du fort bist. Ich kann dich auch nicht jagen wie einen Zwerg. Also muss ich fort.«
    Â»Das würdest du tun? Du würdest dein Rudel verlassen?«
    Der Blick aus eisblauen Augen, der sie traf, ließ Vanandel zurückweichen. »Ich habe mein Rudel bereits verlassen«, sagte er tonlos. »Vor langer, langer Zeit. Damals dachte ich, ich hätte nichts mehr zu verlieren. Ich habe mich geirrt, Prinzessin.«
    Vanandel legte das Kinn in die Hände. »Es hat keinen Sinn, wenn du dich an Vibol wendest«, sagte sie nachdenklich. »Der alte Fuchs würde dich mit Freude in seinen Dienst nehmen – er ist ehrgeizig und machthungrig. Er wird dich gegen die Interessen meines Vaters einsetzen, und mit dir als Hauptmann würde er in einen Krieg gegen sämtliche anderen Anführer in der Mark ziehen. Du stündest zwischen sämtlichen Fronten, Groszbarrt. Ich gäbe keinen Dan mehr für dein Leben.«
    Er blickte wieder auf seine Hände. »Das klingt doch ganz nach dem, was ich suche.«
    Vanandel seufzte. Sie lehnte sich ebenfalls vor und nahm Groszbarrts Hand, die er ihr widerstandslos überließ.
    Â»Rudelführer«, sagte sie sanft, »damit, dass ich dich ins Vertrauen gezogen habe, habe ich dich in eine unhaltbare und überaus unglückliche Lage gebracht, das sehe ich wohl. Es tut mir von Herzen leid. Lass mich nun auch überlegen, wie ich dich aus dem Schlamassel wieder heraushole, ich bitte dich. Und versprich mir, dass du keine übereilten Schritte unternehmen wirst! Noch bin ich hier!«
    Er nickte, aber ganz offensichtlich war er mit den Gedanken weit fort. Sein ohnehin melancholisches Gesicht erschien ihr noch ein wenig trauriger als gewöhnlich. Sie drückte seine Hand und sagte: »Groszbarrt, du weißt, dass ich früher oder später von hier fortgegangen wäre – so oder so.«
    Wieder nickte er. Sie sah am Zucken seines Gesichtes, dass er die Zähne fest aufeinanderbiss. Mit einem Seufzen stand sie auf. »Es tut mir leid«, sagte sie noch einmal und flüchtete aus der Wachstube.
    Sie rannte beinahe, ihre Röcke flogen höchst undamenhaft um ihre Knöchel, und als sie derart Hals über Kopf den kürzesten Weg zu ihren Gemächern quer durch den bisher friedlichen Obstgarten nahm, prallte sie unsanft mit jemandem zusammen, der mitten in ihrem Weg stand und keinerlei Anstalten machte, beiseitezugehen. Stattdessen breitete er die Arme aus und fing sie auf.
    Â»Maris«, sagte sie atemlos. »Maris, Lieber. Ich habe dich nicht gesehen.«
    Â»Aber ich habe dich gesehen«, sagte er triumphierend und deutete auf die Amsel, die bei ihrem Zusammenstoß erschreckt aufgeflogen war und jetzt leise vor sich hinschimpfend in einem nahen Apfelbaum saß.
    Vanandel lachte. »Frag deine Freundin bitte, ob uns jemand zusieht«, sagte sie.
    Er wandte den Kopf, und sie betrachtete sein Profil, das sich scharf gegen den hellen Himmel abzeichnete.
    Â»Nein«, sagte er nach einer Weile. »Wir sind unbeobachtet.«
    Â»Wie schön«, sagte sie zufrieden und hob das Gesicht, um sich von ihm küssen zu lassen.
    Â»Wir sollten nicht so unvorsichtig sein«, sagte er nach einer längeren Weile.
    Â»Nein, das sollten wir nicht«, gab sie sanft zurück.
    Â»Wir sollten irgendwohin gehen, wo man nicht über uns stolpert«, sagte er, wiederum nach einer längeren Weile.
    Dieses Mal antwortete sie nicht gleich, und als sie es

Weitere Kostenlose Bücher