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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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schließlich doch tat, war sie außer Atem, als wäre sie lange und schnell gelaufen. »Das sollten wir tun«, sagte sie und löste sich widerstrebend aus seinen Armen.
    Sie gingen schweigend und Hand in Hand durch den Kräutergarten und ließen sich nur kurz los, als sie das Haus betraten und die Amsel davonflog. Als es um die Entscheidung ging, wohin sie sich wenden sollten, zögerten sie kurz und lenkten dann, ohne sich abzusprechen, ihre Schritte zum Gästeflügel. »Tijan?«, fragte Vanandel, als sie an der Tür zu seinem Zimmer waren, und Maris schüttelte den Kopf.
    Â»Er ist unterwegs. Und selbst wenn er da wäre – er würde uns nicht stören.« Der Elbe lächelte. »Unser Bruder Schreiber ist ein sehr diskreter Mann.«
    Vanandel errötete leicht. »Ich bin nicht ganz sicher, ob ich weiß, was wir hier tun«, sagte sie. »Wir sind doch wirklich verrückt, Maris. Ich bin es zumindest, und ich bringe dich in Gefahr.«
    Er öffnete die Tür und ließ ihr den Vortritt. »Mich in Gefahr zu bringen ist nicht allzu einfach«, sagte er. »Ich bin kein junger Elbe mehr, und manchmal fürchte ich, dass ich alles Gefährliche in meinem Leben schon lange hinter mir gelassen habe.«
    Die beiden Zimmer waren leer, wie Maris gesagt hatte. Vanandel blieb mit plötzlicher Befangenheit in der Mitte des großen, hellen Raumes stehen und drehte sich in einer ängstlichen Aufwallung wieder zur Tür um.
    Maris, der ihre Bewegung gespürt hatte, griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. »Lauf nicht fort«, sagte er und zog sie zum Diwan.
    Sie entzog sich seiner tröstlichen Umarmung. »Mein Vater«, sagte sie. »Mein Verlobter. Ich bin so gut wie verheiratet!« Sie sah ihn mit einem flammenden Blick an. »Ich dürfte nicht hier herumstehen und mit dir turteln, ich müsste mich darum kümmern, wie ich von hier verschwinden kann! Was ich geplant hatte, lässt sich nicht mehr verwirklichen. Und ich würde es auch gar nicht mehr wollen – jetzt nicht mehr«, setzte sie leiser hinzu.
    Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Du wolltest, dass dieser Verbrecher dir hilft, eine neue Existenz aufzubauen, richtig?«
    Sie nickte abwesend und genoss seine Finger auf ihrer Haut.
    Â»Und jetzt weißt du nicht, wo du hingehen sollst.«
    Sie seufzte und schmiegte sich in seinen Arm. »Ich weiß sehr gut, wo ich hingehen möchte. Oder besser gesagt, mit wem ich gehen möchte.«
    Er antwortete nicht.
    Vanandel löste sich aus seinem Arm und sah ihn an. »Maris!«, sagte sie empört und ungläubig.
    Er seufzte, und sein Gesicht ließ nichts davon erahnen, was er dachte oder fühlte. »Ich kann dich nicht zum Bardenstein mitnehmen«, sagte er langsam.
    Vanandel rückte mit einer heftigen Bewegung von ihm weg und legte das Gesicht in die Hände. »Lass mich«, sagte sie erstickt, als er Anstalten machte, sie zu berühren. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass du mich wie ein aufdringliches Dienstmädchen behandelst«, setzte sie grimmig hinzu und stand auf. »Anscheinend habe ich etwas falsch verstanden. Es tut mir leid, dass ich dich …«
    Er zog sie wortlos wieder auf den Diwan hinunter und schloss ihren Mund mit einem Kuss. »Ich kann dich nicht zum Bardenstein mitnehmen«, wiederholte er dann sanft. »Aber wir beide könnten fortgehen. Ich habe ein Haus in der Nähe von Weidenheim.«
    Â»Weidenheim«, wiederholte sie. »Lluis kommt aus …« Mit einer ärgerlichen Handbewegung wischte sie beiseite, was sie hatte sagen wollen. »Das meinst du wirklich ernst? Du würdest für mich deine Bücher verlassen?«
    Er nickte mit einem schwachen Lächeln. »Ich muss zugeben, die Wahl ist mir schwergefallen«, sagte er. »Bücher sind so schön still, sie reden nicht pausenlos und sie stellen keine Forderungen …«
    Er duckte sich geschickt unter ihrer Hand weg, und Vanandel sah sich eilig um. Im offenen Fenster saß eine unschuldig dreinblickende hellbraune Taube und putzte sich.
    Â»Lass uns praktisch denken«, sagte Vanandel und rückte ein Stück von ihm weg. »Wenn ich mit dir gehe, wird mein Vater mich suchen und zurückholen lassen. Und was er dann mit dir machen würde, möchte ich mir lieber nicht ausmalen.«
    Â»Was schlägst du also vor?«
    Sie schlang die Arme um ihre

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