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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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nicht mehr seinem eigenen Willen gehorchten. Er biss die Zähne zusammen, dass sie knirschten, aber seine Beine folgten gehorsam den beiden Elben und trugen ihn seinem Verderben entgegen.

»Orrins verlauste Hose!«, fluchte der Zwerg. »Hier ist ja mehr Volk unterwegs als am Hammertag im Hauptstollen unter der Kronburg!« Er zog den letzten langen Dorn aus seiner Hose und warf ihn zu Boden.
    Vanandel verschluckte bei aller Sorge ein Lachen. Der Zwerg fluchte ununterbrochen, seit sie das Wäldchen erreicht hatten. Sie waren kaum eine Armlänge weit zwischen die Bäume gekommen, als der erste Karren an ihnen vorbeirumpelte und sie zwang, samt ihren Reittieren in das Gebüsch neben dem Weg zu flüchten. Und so war es weitergegangen, während sie sich dem Sitz des Wasserberg quälend langsam näherten.
    Â»Still«, flüsterte Vanandel und bedeckte die Nüstern ihres Pferdes mit der Hand. »Da kommt schon wieder jemand!«
    Â»Nicht noch einmal in diesen Busch dort«, sagte Trurre. »Ich weigere mich, wieder in diesen speziellen, unfreundlichen, stachligen …«
    Â»Ruhig. Und duck dich.« Vanandel zog ihn vom Weg hinunter.
    Trurre schimpfte unterdrückt und erbittert in seinen Bart.
    Â»Lass uns die Tiere hier anbinden«, sagte sie, als sie endlich wieder auf dem Weg standen. »Sie behindern uns nur. Wir könnten dann versuchen, uns abseits des Weges an das Anwesen heranzuarbeiten.«
    Â»Abseits? Quer durch das Gebüsch?« Trurre seufzte, aber er band Rosie an einen Baum neben Vanandels Stute. Die beiden Tiere senkten den Kopf und begannen, das Gras am Wegrand abzuweiden.
    Â»Hier fallen sie auf«, sagte Vanandel unzufrieden.
    Â»Ich kümmere mich darum«, sagte Trurre. Er runzelte die Stirn und sah sich um. »Augenkraut. Siehst du irgendwo Augenkraut?«
    Vanandel ging in die Hocke. »Da. Weg, Rosie, du verfressenes Vieh!« Sie schob das weiche Maul des Ponys beiseite und rupfte ein struppiges, graugrünes Pflänzchen aus. »Meinst du das hier?«
    Â»Perfekt«, sagte Trurre zufrieden. Er zerrieb das Kraut zwischen den Fingern und strich es dann den Pferden auf die Stirn. Rosie hörte auf zu kauen und blickte verdutzt auf ihren Reiter.
    Â»Und jetzt?«, fragte Vanandel gespannt.
    Â»Jetzt können wir uns meinetwegen in die Büsche schlagen«, erwiderte der Zwerg.
    Â»Aber«, sagte Vanandel und deutete auf die beiden Pferde. Oder besser gesagt, auf den Platz, wo die beiden Pferde gerade noch gestanden hatten. »Ach«, sagte sie fasziniert und machte einen Schritt zurück zu dem Baum. Trurre erwischte sie am Ellbogen und zog sie mit sich.
    Â»Dort geht es zum Haus«, sagte er.
    Â»Könntest du uns nicht damit einschmieren?«, fragte Vanandel, die immer noch über ihre Schulter zurücksah. Sie kniff nacheinander das linke und das rechte Auge zu, blinzelte, schielte …
    Â»Lauf nicht gegen einen Baum«, knurrte Trurre. »Nein, leider nicht. Wir müssten ruhig irgendwo herumstehen und Pferdegedanken denken. Dann ginge es.«
    Â»Schade«, sagte Vanandel enttäuscht. »Was man damit alles anstellen könnte.«
    Es wurde langsam dunkel.
    Â»Sind wir überhaupt in der richtigen Richtung unterwegs?«, keuchte Vanandel irgendwann.
    Trurre nickte und wischte sich Schweiß und ein paar Blättchen von der Stirn.
    Â»Dort hinter den Ulmen«, sagte er. »Siehst du die Mauer?«
    Die Gartenmauer war hoch und fest verfugt. Vanandel sah sich um. »Dort steht ein Graunussbaum direkt an der Mauer. Von ihm aus können wir uns auf die Mauerkrone hochziehen.«
    Â»Das heißt, wie ein Eichhörnchen an dem Baum hochklettern. Und dann ein gekonnter Klimmzug, richtig?« Der Zwerg schnaubte.
    Vanandel musterte ihn. »Ich helfe dir«, bot sie an.
    Trurre zog die Brauen hoch. »Danke, ich schaffe das schon alleine.« Er bestand darauf, als Erster den Aufstieg zu bewältigen. »Dann kann ich dich auf die Mauer ziehen«, sagte er.
    Vanandel verkniff sich eine schnippische Bemerkung und nickte nur.
    Trurre ignorierte ihr Angebot, seinen Rucksack zu nehmen, ebenso wie ihre hilfsbereit zusammengelegten Hände und hievte sich unter Stöhnen und Ächzen auf einen der unteren Äste des Nussbaums. Dort knotete er mit grimmiger Miene sein Halstuch neu, an dem er sich unter Mithilfe eines Astes fast stranguliert hätte, und spuckte in die Hände, um die
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