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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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etwas verbarg.
    Â»Später«, murmelte er halblaut. »Auf dem Rückweg.«
    Â»Hm?«, machte Vanandel und schob einen zweiten Draht zu dem ersten, den sie mit zwei Fingern der Linken festhielt.
    Â»Nichts, nichts.«
    Â»Hm. Halt den Mund, ich muss mich konzentrieren. Ah, ja.«
    Es knackte und die Tür ließ sich aufdrücken. Vanandel steckte die Drähte ein und reckte den schmerzenden Rücken.
    Â»Ich gehe vor«, sagte der Zwerg. Er schob sich an Vanandel vorbei und betrat das dunkle Innere des Hauses.
    Niemand wartete hinter der Tür auf sie. Vanandel entließ den angehaltenen Atem und folgte Trurre, der sich langsam, aber zielstrebig einen langen Flur entlangarbeitete. Vanandel sah, dass er einen derben Knüppel in der Hand hielt, den er anscheinend aus seinem Rucksack gezogen hatte. Deshalb hatte er wohl darauf bestanden, das Bündel mitzuschleppen – aber er hätte wirklich für eine tauglichere Waffe sorgen können. So eine schöne, scharfe Zwergenaxt konnte ihnen womöglich noch gute Dienste leisten.
    Â»Hier entlang?«, hörte sie Trurre flüstern. Sie schloss zu ihm auf und legte neben ihm das Ohr an eine Tür. Irgendwo waren Stimmen und Schritte zu hören, aber hinter der Tür schien es ruhig zu sein. Vanandel nickte.
    Trurre legte die Hand auf die Klinke und drückte sie behutsam nieder. Er wartete einige Atemzüge lang, dann schob er die Tür auf und trat ein, wobei er den Knüppel vor sich hielt wie ein Schwert.
    Â»Leer«, sagte er leise. Vanandel, die beunruhigt auf näher kommende Schritte im Gang gelauscht hatte, huschte hinter ihm her und schloss die Tür. Beide hielten den Atem an und lauschten.
    Die Schritte, fest und laut, wie von einem Mann in schweren Schuhen oder festen Stiefeln, näherten sich der Tür, waren vor der Tür, gingen vorüber und verhallten in der Ferne.
    Trurre atmete aus und senkte seinen Knüppel. »Puh.«
    Vanandel sah sich um. Das schwindende Licht machte es schwer, das Innere des Zimmers in allen Einzelheiten zu erkennen, aber es war so sparsam möbliert, dass eine genauere Untersuchung Zeitverschwendung gewesen wäre. Hier jedenfalls wurde Lluigolf nicht festgehalten.
    Vanandel runzelte die Stirn. Warum war sie so fest davon überzeugt, dass Lluis hier gegen seinen Willen festsaß? Womöglich turtelte er gerade bei einem guten Essen mit seiner Angebeteten und ließ sich nach Strich und Faden verwöhnen. Was würde er sagen, wenn sie ihn fanden? »Hallo, liebe Freunde, setzt euch, trinkt etwas. Nett, euch zu sehen?« Oder eher: »Was wollt ihr denn hier?«
    Sie seufzte leise. »Gehen wir weiter«, flüsterte sie. »Wir sollten im Untergeschoss suchen.«
    Der Schreiber hatte von einem nahezu unbewohnten Haus gesprochen und dass es ihm nicht gelungen war, einen Blick in den Keller zu werfen. Keller bargen in der Regel kein größeres Geheimnis als altes Gerümpel, Mäusedreck und verschrumpelte Bungknollen, aber hier war das anders. Vanandel spürte das feine Kribbeln im Nacken, das ihr in der Vergangenheit oft genug den Weg zu den interessanten Bereichen eines fremden Hauses gewiesen hatte.
    Â»Sollten wir auf die anderen warten?«, murmelte sie, aber ihre Füße hatten schon entschieden und trugen sie weiter durch die verlassenen Korridore.
    Trurre blickte sich um. »Gespenstisch, dieses Haus.«
    Vanandel stimmte ihm im Stillen zu. Nach dem Gelärme im Hof war dieses leere, unbewohnt wirkende Haus eine seltsame, ein wenig beängstigende Erscheinung. Sie erwartete, jeden Moment in einen Trupp von Orks zu rennen oder über den Herrn von Wasserberg zu stolpern, der ohne Zweifel eine Erklärung verlangen würde, was sie in seinem Haus zu suchen hatten.
    Als Trurre unvermutet ihren Arm berührte, fuhr sie vor Anspannung beinahe aus der Haut. Er nickte beruhigend und zeigte auf das Ende des Ganges. »Treppe«, flüsterte er.
    Vanandel nickte angespannt. Das Treppenhaus mit der breit geschwungenen Treppe hinauf war hoch und düster. Daneben führte eine schmalere, steile Stiege hinab in tiefe Dunkelheit. Sie brauchten ein Licht.
    Trurres Überlegungen hatten in eine ähnliche Richtung geführt. »Man wird uns sehen, ehe wir jemanden sehen.«
    Â»Aber ohne Licht brauchen wir gar nicht erst hinabzusteigen.«
    Trurre hob mit einem Seufzer seinen Knüppel und murmelte: »Na gut.« Vanandel starrte
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