Die Seele der Elben
gewesen, die sich an ihn geschmiegt hatte â und der Betrunkene mit seinem Freund, der auch Gelegenheit genug gehabt hatte, ihm die Taschen auszuräumen.
Wutschnaubend trat er durch die Tür der Schenke und sah sich zuerst hastig, dann gründlicher um. Die beiden Trunkenbolde waren vor seinen Augen davonmarschiert, er rechnete nicht damit, sie hier zu sehen. Aber die Frau, die war sicher noch hier und lachte mit ihrem Buhlen über den dummen Jungen, den sie übertölpelt hatte!
Der Schankraum hatte sich etwas geleert, deshalb stand schnell fest, dass die Frau, die er suchte, nicht unter den Gästen war.
Der Wirt, ein magerer Mann mit hochrotem Gesicht, sah Lluis fragend an, als er sich an den Tresen lehnte. »Ich suche jemanden.« Der Wirt knurrte unverbindlich und warf ein Glas in einen Kübel mit schmutzigem Wasser. Lluis beschrieb die Frau, und der Wirt trocknete sich umständlich die Hände an seiner Schürze ab, ehe er sich am kahlen Kopf kratzte. Dann spuckte er ins Spülwasser und zuckte die Achseln. »Könnt schon sein, dass ich die kenne.« Er sah Lluis erwartungsvoll an. Als der Halbelbe keine Anstalten machte, seinen Geldbeutel zu zücken, sammelte er weiter schmutzige Gläser ein und warf sie in den Zuber, sodass das ölige Wasser nach allen Seiten herausspritzte. Es schien ihm herzlich egal zu sein, ob seine Gläser die raue Behandlung überlebten.
Lluis sah ein, dass er keine Antwort mehr zu erwarten hatte. Aber er entdeckte eine Tür in der Ecke hinter dem Tresen, die in den hinteren Teil des Hauses führte, und als der schwitzende Wirt von einem Gast abgelenkt wurde, schob er sich leise und verstohlen durch die Tür.
Er fand sich in einem dunklen Gang wieder. Eine Treppe führte ins Obergeschoss und eine Tür ganz am Ende wahrscheinlich in den Hof der Schenke. Lluis sah sich um und schalt sich einen Narren. Wahrscheinlich war die Frau längst fort, aber er wollte sich dessen wenigstens vergewissert haben, bevor er sein Geld endgültig abschrieb.
Behutsam näherte er sich der ersten Tür und lauschte. Da sich nichts dahinter regte, wagte er es, die Türklinke zu bewegen â aber die Tür war offenbar verschlossen und ebenso die nächsten beiden auf dieser Seite des Ganges.
Er schob die Hintertür auf, die wirklich in einen ummauerten Hof führte. Dort waren Kisten gestapelt, überall lag Abfall herum, und in der Ecke stand ein baufälliger Schuppen.
Lluis nahm sich die Türen auf der anderen Seite des Ganges vor, aber auch sie waren allesamt verschlossen. Er sah voller Unbehagen die Treppe an. Es schmeckte ihm nicht sonderlich, das Obergeschoss erkunden zu müssen. Er setzte gerade einen Fuà auf die unterste Stufe, als sich die Tür zum Gastraum öffnete und Licht in den dunklen Gang fiel. Lluis huschte so schnell und leise wie möglich die Treppe hoch und kauerte sich oben neben dem Geländer zusammen.
Entsetzt hörte er schwere Tritte die Stufen emporstapfen. Er schob sich von der Treppe weg und griff nach einer Türklinke, die er in seinem Rücken spürte. Er rechnete damit, dass auch diese Tür verschlossen sein würde, aber zu seiner Erleichterung öffnete sie sich und er schlüpfte hastig in das dunkle, leere Zimmer. Mit klopfendem Herzen hörte er die Schritte vorübergehen. Dann öffnete und schloss sich eine andere Tür, und es wurde wieder still.
Lluigolf wartete eine Weile, dann trat er aus dem Zimmer und schlich zur Treppe. Er war fast da, als erneut jemand aus dem Gastraum in den Flur kam. Lluis schob sich langsam rückwärts die Treppe hoch, hinaus aus dem Licht, das aus der Tür fiel. Der andere ging in den Hof hinaus, wobei er beide Türen offen lieÃ. Lluis hörte, wie drauÃen Kisten gerückt wurden. Dann kam der Mann schweren Schrittes zurück, eine leise klirrende Kiste in den Armen. Die Tür zur Schankstube schlug zu.
Gerade als Lluis erleichtert aufatmete, öffnete sich die Tür am oberen Treppenabsatz. Das Licht, das aus dem Zimmer fiel, lieà ihm keine Möglichkeit, ungesehen zu verschwinden.
»Wer ist da?«, rief eine Stimme. Lluis ergriff die Flucht, aber ehe er an der Tür war, hatte ihn sein Verfolger schon gepackt und zerrte ihn fluchend die Treppe hinauf.
Erst als er sich in einem Zimmer inmitten einer Gruppe finster blickender Männer wiederfand, hörte er auf, sich gegen den schmerzhaften Griff zu
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