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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wehren. Die Männer, die gespenstisch beleuchtet in dem dunklen Zimmer um einen Tisch versammelt saßen, starrten ihn zornig an. Der Imposanteste von ihnen, ein wahrer Hüne mit rotblondem Vollbart und mächtigen Fäusten, grollte: »Warum belauschst du uns, Bürschchen? Und überlege gut, was du sagst, denn wenn deine Antwort mir nicht gefällt, bist du Hundefutter.«
    Â»Ich habe euch nicht bespitzelt«, erwiderte Lluigolf. »Und es tut mir leid, wenn ich euch belästigt habe. Aber ich bin auf der Suche nach jemandem, man hat mich heute Abend hier bestohlen, und ich will mein Hab und Gut zurück.«
    Einen Augenblick lang herrschte verblüfftes Schweigen, die Männer starrten Lluigolf ungläubig und aufgebracht an. Er fragte sich, was er Falsches gesagt haben mochte, und dachte voller Unbehagen an die Aussage des Hünen, ihn zu Hundefutter zu verarbeiten.
    Plötzlich lachte jemand leise und amüsiert. Ein Mann, der entspannt an der Schmalseite des Tisches saß, lehnte sich vor ins Licht. Ein sanftmütiges Gesicht mit kurzsichtigen Augen hinter einer randlosen Brille blickte Lluigolf an, der das Lächeln des Mannes unwillkürlich erwiderte.
    Â»Weißt du überhaupt, mit wem du es hier zu tun hast?«, fragte der Mann.
    Lluigolf schüttelte den Kopf. »Ich bin erst seit Kurzem in der Stadt und kenne niemanden hier«, erwiderte er. Dann fiel ihm etwas ein. »Hadmut«, sagte er unwillkürlich.
    Eine Bewegung ging durch die Versammelten, der rotbärtige Hüne hob den Kopf und starrte erst Lluigolf, dann den Unscheinbaren fragend an. Wieder war es der kleine Mann, der sprach: »Hadmut?«, fragte er. »Was ist mit Hadmut?«
    Â»Ihn kenne ich. Er sagte mir, ich solle hier nach ihm fragen, wenn ich Hilfe brauche.«
    Der Unscheinbare tippte nachdenklich mit dem Zeigefinger gegen seine Lippe. Seine grüngoldenen, etwas vorstehenden Augen fixierten Lluis mit unergründlichem Blick.
    Â»So«, sagte der Mann nach einer Weile. »Das hat er zu dir gesagt?« Wieder glitt ein Lächeln über sein Gesicht. Er gab dem Kerl, der Lluis festhielt, einen Wink. Der nickte und ging hinaus. Lluis fühlte sich immer unbehaglicher. Der starre Blick des kleinen Mannes und seine sanftmütige Miene waren nicht zu deuten und ausgesprochen beunruhigend.
    Die anderen Männer saßen reglos um den Tisch. Es war offensichtlich, dass der Unscheinbare hier das Sagen hatte – aber wobei? Lluis musterte die Versammelten, die nicht gerade nach ehrbaren Bürgern der Stadt aussahen.
    Die Tür in seinem Rücken öffnete sich. »Du hast nach mir geschickt, Vibol?«, fragte eine kecke helle Stimme.
    Der Unscheinbare winkte ungeduldig. »Dieser Bursche behauptet, dass er dich kennt«, sagte er.
    Lluis drehte sich um und erblickte Hadmut, der die Hände in die Hüften gestemmt hatte und ihn musterte. »Ah. Hallo, Lluigolf. Was machst du denn hier?«, fragte der Bursche gleichgültig.
    Â»Ach du meine Güte«, sagte Lluigolf verdutzt. Er hörte, wie der Unscheinbare – Vibol – leise lachte. Hadmut warf den langen, dunklen Zopf über die Schulter und legte den Kopf schief. Lluis fragte sich, wie er sie für einen Jungen hatte halten können. Gut, es war dunkel gewesen und der Zopf hatte wohl in ihrem Jackenkragen gesteckt. Und ihre Kleider waren die eines Mannes, das hatte ihn getäuscht. Aber hier, selbst im schwachen Schein der Lampe, war es unverkennbar, dass in der abgetragenen Hose und der groben Jacke ein schmaler Frauenkörper steckte, und das dreieckige Gesicht mit dem energischen Kinn gehörte ebenso offensichtlich zu einer jungen Frau wie die großen Augen mit den langen Wimpern.
    Â»Also gut«, sagte Vibol, »dann klären wir alles Weitere unter uns.« Er wandte sich an die Umsitzenden. »Meine Herren, ich denke, wir haben alles besprochen. Wir sehen uns dann in der nächsten Woche, wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht.«
    Die Männer erhoben sich. Der rotbärtige Hüne blieb jedoch, als alle gegangen waren, neben der Tür stehen und verschränkte mit finsterer Miene die Arme vor der breiten Brust.
    Â»Lanto, du kannst ruhig hinuntergehen«, sagte Vibol. »Ich denke nicht, dass der junge Mann vorhat, mich zu meucheln.« Der Riese nickte knapp und ging hinaus. Kurz darauf hörte Lluigolf seine schweren Schritte die Treppe hinunterpoltern.
    Vibol lehnte sich

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