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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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fest, doch während sie noch versuchte, ihn in Reichweite des Barden zu treten, berührte er mit einem erstaunten Ausruf ihren Knöchel.
    Vanandel bückte sich blitzschnell, schnappte den glitzernden Ball und stürmte aus der Nische, wobei sie den Barden zu Boden stieß. Sie zog ihre Mütze tief in die Stirn und rannte los. Sie hörte, wie er hinter ihr herrief und beschleunigte ihr Tempo.
    Mit einem saftigen Fluch rappelte der Barde sich auf und rannte klimpernd hinter ihr her. »Verdammter Bengel«, hörte sie ihn schimpfen. »Wo kommst du überhaupt her? Au verflucht!« Es schepperte laut, anscheinend hatte ihr Verfolger die Ecke übersehen. Vanandel unterdrückte das Lachen, das ihr trotz der Panik, erwischt zu werden, in der Kehle kitzelte, schleuderte den Ball in seine Richtung und schlug den nächsten Haken. Der Barde war angetrunken und alles andere als reaktionsschnell. Wahrscheinlich würde sie ihn abhängen können, wenn sie nicht … und noch während sie das dachte, rutschte sie auf den glatten Bodenfliesen aus und fiel hart auf ihren Hintern. Mit einem unterdrückten Schmerzenslaut rappelte sie sich wieder auf und lief weiter, aber ihr Sturz hatte den Barden aufholen lassen. Sie hörte seinen keuchenden Atem direkt hinter sich, und kurz vor der Treppe packte er sie am Kragen und riss sie herum. Vanandel nutzte den Schwung aus und versuchte, ihn noch einmal zu überrennen, aber der Barde ließ sich nicht übertölpeln und stand wie ein Fels.
    Â»Lausebengel«, fluchte der Barde und hob die Hand zu einer Maulschelle. Vanandel wand sich wie ein Fisch und ließ den Schlag auf ihrer Schulter abprallen. Dabei rutschte sie halb aus ihrer Jacke, und es gelang ihr, den Ellbogen hochzureißen und den Barden am Kinn zu treffen. Er grunzte überrascht. Sein Griff lockerte sich, sie flutschte aus dem anderen Ärmel und stob davon.
    Mit einem lästerlichen Fluch machte sich der Barde erneut an ihre Verfolgung. Jetzt lachte Vanandel nicht mehr, sie konzentrierte sich nur noch darauf, ihn abzuschütteln. Ihre Füße in den Schuhen mit den weichen Sohlen verursachten kaum ein Geräusch auf dem glatten Steinboden. Sie bog um die Ecke, sprang auf Samtpfoten die Osttreppe bis zum ersten Absatz empor und drückte sich dort hastig in die tiefe Fensterlaibung.
    Unter ihr stürmte der Barde um die Ecke. Sein dunkler Zopf hatte sich gelöst und eine wirre Mähne umrahmte sein Gesicht, dessen wütender Ausdruck in einem absurden Gegensatz zu seiner närrischen Kleidung stand. Vanandels Herz klopfte hart und schnell, und sie genoss das Gefühl des rauschenden Blutes in ihren Adern. In solchen Momenten fühlte sie sich lebendig – wenn sie hingegen irgendwelche Zeremonien bei Hofe absitzen musste, hatte sie den Eindruck, ebenso blutleer wie ihr Imago zu sein.
    Ihr Verfolger stand still und lauschte. Er konnte den türlosen Gang in beide Richtungen einsehen und würde sich denken, dass sie keinesfalls dort entlang gelaufen war, denn dann hätte er sie noch sehen oder hören müssen. Vanandel biss sich auf die Lippe. Jeden Moment würde er die Treppe hinaufkommen und sie entdecken.
    Der Barde setzte seinen Fuß auf die erste Stufe, als im Gang Schritte zu hören waren. »Ah, der Narr«, erklang die Stimme ihres Bruders. Vanandel verdrehte die Augen. Der Barde hasste es, so genannt zu werden, und ihr Bruder wusste das genau. Sie konnte sich Wigands selbstzufriedene Miene in diesem Moment nur zu gut vorstellen.
    Der gedemütigte Barde verharrte äußerlich ruhig. »Hoheit«, erwiderte er zähneknirschend.
    Â»Was treibst du hier, Narr?« Wigand kam heran und sah sich um. »Deine Kammer ist, soweit ich mich erinnere, drüben im Westflügel.«
    Â»Ich komme – wie Sie auch, Hoheit – aus dem roten Bankettsaal«, sagte der Barde. Seine Stimme klang leicht gereizt.
    Â»Dieser Gang hier liegt aber mitnichten auf dem Weg vom roten Bankettsaal zum Westflügel, wenn ich mich nicht täusche.« Vanandel hörte förmlich, wie der Prinz eine Augenbraue lüpfte. Sie schauderte. Wigand hatte das vor dem Spiegel geübt, sie hatte ihn einmal dabei beobachtet. »Oder sollte Magister Davydd, während wir tafelten und deinen Künsten lauschten, gar insgeheim die Architektur des Schlosses umgestaltet haben?«, fuhr Wigand fort. Vanandel schauderte erneut. Seine Versuche,

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