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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Vater wird von der ganzen Angelegenheit nichts erfahren, wenn wir keinen Fehler machen.« Sie nickte ihm verschwörerisch zu, und der Magister erwiderte es automatisch. »Ich habe mir gerade angesehen, was das Imago heute erlebt hat«, fuhr sie fort. »Aber einiges davon verstehe ich nicht. Gibt es eine Möglichkeit, dass das Ebenbild auch Gehörtes wiedergeben kann?«
    Magister Davydd runzelte zweifelnd die Stirn. »Das …«, begann er und wurde durch das Aufschwingen der Tür unterbrochen. Er setzte zu einem ärgerlichen Ausruf an, den er aber hinunterschluckte, als er erkannte, wer sein Allerheiligstes betrat. »Oh, du bist es«, brummte er missmutig.
    Vanandel starrte den Neuankömmling verblüfft an. Der Magister erklärte: »Mein neuer Lehrling. Ich hoffe, er stellt sich weniger dämlich an als der letzte«, und widmete sich wieder seiner Schriftrolle. »Mach Feuer«, knurrte er noch.
    Der Lehrling nickte Vanandel freundlich zu und wandte sich dem Ofen zu. Vanandel starrte seinen Rücken an.
    Â»Ã„h«, sagte sie. Die Stimme ihrer Gouvernante, die sich schon lange nicht mehr zu Wort gemeldet hatte, erwachte und sagte spitz: »Mach den Mund zu, Mädchen. Hast du keine Manieren?«
    Der Lehrling schloss die Ofenklappe, klopfte die Hände an seiner Hose ab und sagte mit einer tiefen Verbeugung: »Trurre Silberzunge, immer zu Diensten.«
    Â»Vanandel«, erwiderte sie. Ȁh, du bist ein Zwerg.« Im gleichen Moment hätte sie die Worte am liebsten gepackt und zurück zwischen ihre Zähne gezerrt. Davydds Lehrling musste sie ja für vollkommen beschränkt halten.
    Der Lehrling hustete. »Gut beobachtet«, sagte er höflich.
    Jawohl, er hielt sie für vollkommen beschränkt. Vanandel bemerkte das Funkeln in seinen nussbraunen Augen und biss die Zähne aufeinander.
    Der Zwerg offenbarte zwei blendend weiße Zahnreihen hinter seinem lockigen Bart. Vanandel schluckte und lächelte zurück. »Das war dumm von mir«, sagte sie.
    Â»Einigermaßen«, erwiderte der Zwerg. Vanandel seufzte, und er schlug ihr tröstend auf die Schulter, was sie ein wenig in die Knie gehen ließ. »Nimm’s nicht zu schwer«, empfahl er. »Wir sind daran gewöhnt, dass ihr Großen ein wenig langsam im Kopf seid.«
    Magister Davydd, der bis dahin in seine Schriftrolle vertieft gewesen war, hob ruckartig den Kopf. »Wie redest du denn mit der Prinzessin?«
    Trurre legte den Kopf schief und musterte Vanandel von der unordentlichen Frisur bis zu den derben Stiefeln, die unter einem ausgefransten Rocksaum hervorlugten.
    Â»Soso«, sagte er. »Eure Hoheit«, er verbeugte sich noch tiefer als beim ersten Mal, »verzeihen Sie einem einfachen Zwerg, dass er nicht gleich erkannte, wen er vor sich hat.«
    Vanandel lachte und reichte ihm die Hand. »Ich vergebe dir, wackerer Zauberer-in-der-Ausbildung«, sagte sie großmütig.
    Â»Das ist nett«, erwiderte Trurre und drückte ihre Hand. »Wenn du mich mal brauchst, ruf einfach nach mir.«
    Magister Davydd schlug auf den Tisch. »Jetzt ist es aber gut! Hinaus mit dir, du unbotmäßiger Lümmel!«
    Trurre nickte ungerührt und wünschte allerseits eine gute Nacht.
    Der Magister hob entschuldigend die Hände, als der Zwerg hinausgegangen war. »Er ist erst seit Kurzem in der Stadt. Ein ungeschliffener Stein, wie alle diese Stollengräber.« Er wischte sich über die Stirn.
    Â»Warum hast du ihn dann als Lehrling aufgenommen?«, fragte Vanandel interessiert.
    Der Magister blickte verkniffen drein. »Dein Vater …«, begann er.
    Vanandel winkte ab. »Schon verstanden. Er ist ein Zwerg, und noch dazu einer, der Zauber wirken kann. Ein wahres Schmuckstück in seiner Sammlung.«
    Â»Vom Wirken irgendwelcher Zauber kann da noch lange nicht die Rede sein«, gab der Magus leicht pikiert zurück. »Er hat eine gewisse Begabung, das ist wahr – aber ungeschliffen.«
    Â»Magister«, unterbrach Vanandel hastig, »verzeih mir, aber ich würde deinen interessanten Ausführungen gerne später einmal lauschen. Vielleicht könntest du dich jetzt meiner Frage widmen?«
    Davydd hüstelte. »Hilf mir auf die Sprünge, liebes Kind«, sagte er ein wenig verlegen. Er hörte ihr zu und kratzte sich am Kinn. »Das ist schwierig«, sagte er schließlich. »Das Imago hat nur ein

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