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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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war leer. Dann entdeckte er endlich in einem großen Salon das Gesuchte. Der Schrank war gut verschlossen und verlangte Fingerspitzengefühl sowie einen gut sortierten Satz Dietriche. Lluis öffnete ihn, wobei er ein wenig ins Schwitzen geriet, und entnahm das Beutelchen, hinter dem er her war. Zufrieden steckte er es in seine Tasche, sah sich den restlichen Inhalt des Schrankes an – uninteressantes Zeug – und packte sein Werkzeug zusammen. Sein Auftrag war erledigt, jetzt musste er nur noch unentdeckt von hier verschwinden.
    Die Hintertür stand einen Spalt offen, wie er sie von außen hinterlassen hatte. Zufrieden grinsend musterte er den Turm an Töpfen, Geschirr und Besteck, der hinter der Tür auf sein Eintreten gelauert hatte, und begann, ihn so lautlos wie möglich abzubauen. Dann zögerte er, die Hand am Türknauf.
    Mit einem leisen Fluch ließ er ihn los, drehte sich um und lief die Treppe wieder hinauf.
    Er betrat die Schlafkammer, in der der Schläfer immer noch behaglich sägte, und beugte sich über ihn. »He«, flüsterte er und rüttelte ihn an der Schulter. »He, wach auf.« Lluis gab ihm einen unsanften Klaps auf die Wange.
    Â»Hng?«, machte der Schläfer. »Mmmh. Hrrr…aua, hör auf!«
    Lluis hielt ihm den Mund zu und beugte sich zu seinem Ohr herab, wobei er den Weingeruch, den der Mann ausströmte, so gut es ging ignorierte. »Ich war hier und ich habe es mitgenommen«, flüsterte er. »Hast du verstanden?« Er sah den Mann eindringlich an.
    Der starrte zurück, verständnislos. Dann verdrehte er die Augen und stöhnte leise. Lluigolf wartete sein Nicken ab, dann ließ er ihn los und legte noch einmal den Finger auf die Lippen. Der andere nickte erneut, ächzte und richtete sich mühsam auf. Lluis machte ihm ein Zeichen, noch zu warten, und schlüpfte aus dem Zimmer, die Treppe hinab und durch die Hintertür.
    Im Hof des Hauses holte er tief Luft und stemmte die Arme auf die Knie. Ihm war ein wenig schwindelig, als wäre er sehr lange sehr schnell gelaufen.
    Eine Hand berührte ihn am Arm. Er richtete sich auf und sah in Meister Ingwins Gesicht. Mit einem Nicken holte er das Beutelchen aus der Tasche und reichte es dem Meister.
    Â»Gut gemacht, Junge«, sagte der zufrieden. »Was sagen die anderen?«
    Â»Soweit es mich betrifft, hat er alles richtig gemacht«, erscholl die Stimme Rutilos, der entspannt auf der Bank neben der Haustür saß.
    Â»Warum bist du oben eingestiegen?«, fragte Caledrain, gewohnt mürrisch. »Du hattest damit begonnen, die Hintertür zu öffnen. Was ein Fehler gewesen wäre, keine Frage.«
    Â»Ich hatte kein gutes Gefühl mit der Tür«, sagte Lluis. »Alle Eingänge unten waren perfekt gesichert, nur diese Tür hatte ein auffällig minderwertiges Schloss. Das roch nach einer Falle.«
    Caledrain nickte und sah sich um. »Wo ist – ah, da kommt er ja.« Aus dem Haus näherte sich schlingernd die massige Gestalt Jazeps.
    Â»Alles gut gemacht«, schnaufte er und warf Lluis einen hastigen, dankbaren Seitenblick zu. »Er war so leise, dass ich ihn fast nicht gehört hätte. Und er hat alles gründlich untersucht. Exzellent bestanden.«
    Â»Gut, du hast bestanden«, sagte Meister Ingwin. »Ich beglückwünsche dich, Geselle. Deine erste Prüfung hast du geschafft. Und jetzt ab ins Bett mit dir.« Er blickte die anderen Lehrer an. »Wir sehen uns noch auf einen Schlummertrunk?«

    Jazep blieb ein wenig zurück und drückte Lluigolfs Schulter. »Du hast mir den Hintern gerettet«, murmelte er verlegen. »Junge, du hast wirklich was gut bei mir.«
    Lluis schüttelte den Kopf. »Lass gut sein«, sagte er leise. »Du hast mir eine Menge beigebracht. Das war ich dir schuldig.«
    Der Ältere schnaufte bekümmert und wischte sich übers Gesicht. »Ingwin hätte mich rausgeschmissen«, gestand er. »Ich bin sozusagen auf Bewährung. Wenn noch mal was passiert, was mit meinen – nun – kleinen Angewohnheiten zusammenhängt, dann kann ich meine Sachen packen.«
    Lluis wusste nicht, was er erwidern sollte. Er räusperte sich unbehaglich. »Ist schon gut, Jazep«, murmelte er. »Von mir wird keiner was erfahren.«
    Jazep klopfte ihm stumm auf die Schulter. Bis zum Kollegium schwiegen sie, dann trennten sie sich mit gemurmeltem Gruß. Lluigolf sah

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