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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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den morgigen Tee mit ihrem Verlobten zu schwänzen.
    Der Magister empfing sie allerdings recht ungnädig und reagierte gereizt auf ihre Frage nach dem Imago, deshalb zog sie sich eilig wieder zurück. Für heute hatte sie genug Stoff zum Nachdenken und keine Lust auf noch eine Auseinandersetzung.
    Sie stand ein wenig unschlüssig im Hof herum. Wenn sie sich in ihre Gemächer begab, war die Gefahr groß, dass ihre Zofe, die Putzmacherin, eine der Schneiderinnen oder Frau Rotraud sich die Gelegenheit zunutze machte, sie noch ein wenig zu quälen. Vanandel schüttelte sich. Keine Anproben, keine Nadeln, keine weitere Menüfolge oder Gästeliste mehr!
    Kurz entschlossen raffte sie ihre seidenen Röcke und stapfte quer über den Matsch des Pferdehofs hinüber zu den Stallungen. Sie nickte dem Stallburschen zu, der ihr auf eine Mistgabel gestützt verdutzt nachsah, und betrat den kleinsten Stall an der äußeren Mauer. Dort wurden erkrankte Pferde von den anderen getrennt versorgt, und sie wusste vom Stallmeister, dass er momentan leer stand. Sie betrat die Box, die am weitesten vom Eingang entfernt war. Hier würde sie ihre Ruhe haben. Zufrieden schob sie das herumliegende Stroh zu einem Haufen zusammen und legte sich hinein.
    Sie steckte einen Halm zwischen die Zähne und biss darauf herum. Groszbarrt. Was sollte sie nur tun? Es stand außer Zweifel, dass er sie nicht verraten würde, weder an ihren Vater noch an sonst jemanden. Aber welchen Preis würde sie dafür bezahlen müssen? Und hatte sie überhaupt das Recht, etwas von ihm zu verlangen, wofür sie nicht zu zahlen bereit war? Erbittert trat sie gegen die hölzerne Trennwand. Warum musste immer alles so schrecklich kompliziert sein? Warum konnte sie nicht einfach so leben, wie es ihr passte, ohne dass jedermann ihr hineinredete? Und jetzt auch noch das – ein verliebter Ork. Wenn sie nicht das Objekt seiner Gefühle gewesen wäre, hätte sie den Gedanken durchaus erheiternd finden können – so aber knirschte sie vor Erbitterung mit den Zähnen. Was bildete er sich eigentlich ein? Und was bildete der verfluchte Barde sich ein, nicht in sie verliebt zu sein? Waren die Männer denn alle vollkommen verblödet? Sie trat noch einmal gegen die Trennwand und wünschte sich von Herzen, es wäre Garness’ Hintern.
    Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn es war dämmrig und ihr Magen knurrte. Sie rappelte sich auf, klopfte ihr Kleid ab, so gut es ging, und zupfte einige Strohhalme aus ihrem Haar. Sie hoffte, ungesehen in ihre Gemächer schlüpfen zu können, aber im Tordurchgang lief sie ausgerechnet ihrem Vater und Erno in die Arme. Sie duckte sich hastig hinter einen Karren mit Pferdemist, wobei sie ihr Kleid noch mehr beschmutzte, aber ihr sonst so geistesabwesender Vater hatte sie bereits erspäht und tadelnd ihren Namen gerufen.
    Â»Hallo, Vater«, sagte sie. »Erno.« Sie nickte beiden zu und wollte sich vorbeidrücken, aber ihr Vater ergriff ihren Arm.
    Â»Wie siehst du aus? Hat man dich überfallen, ist dir etwas geschehen?«
    Â»Es ist alles in Ordnung«, murmelte Vanandel. »Ich habe mich in den Ställen umgesehen, weiter nichts.«
    Â»Und gleich beim Ausmisten geholfen?«, fragte der Markgraf ungläubig und hielt sie eine Armlänge von sich. »Du siehst aus wie ein Bettlermädchen.« Er fuhr mit dem Finger über einen Schmutzfleck an ihrer Wange und zog einen Halm aus ihrer ramponierten Frisur, den sie übersehen hatte. »Und dein schönes Kleid ist ganz und gar ruiniert, Kind. Wie konntest du nur so unachtsam sein!«
    Â»Ich habe doch so viele Kleider«, entgegnete Vanandel scharf. Sie hasste es, dass ihr Vater sie – noch dazu vor ihrem blöde grinsenden Verlobten – herunterputzte wie ein kleines Mädchen.
    Â»Sei nicht frech«, erwiderte der Markgraf. »Denkst du auch einmal darüber nach, was dein zukünftiger Gatte von deinem Aufzug halten mag?«
    Vanandel verkniff sich eine spitze Bemerkung und warf Erno einen warnenden Blick zu. Wenn er es wagte, in das gleiche Horn zu stoßen, würde er zum ersten Mal erleben, dass das Original wesentlich scharfzüngiger und weitaus weniger gefügig war als das Imago.
    Aber Erno lächelte nur stupide und sagte: »Sie ist entzückend. So natürlich. Außerdem bin ich sehr glücklich darüber, dass meine Verlobte Pferdeverstand

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