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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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der Ork. Er legte eine Hand auf sein Herz. »Du sagst, du hast niemanden, dem dein Herz gehört«, sagte er. »Ich dagegen …«, er verstummte und wandte sich mit einer hoffnungslosen Geste ab.
    Vanandel schloss die Augen. »Es tut mir leid, Groszbarrt«, flüsterte sie. »Es tut mir sehr leid.« Sie stand auf. »Ich sollte besser gehen.«
    Seine Hand schoss vor und schloss sich um ihr Handgelenk. »Ich muss mich entschuldigen«, sagte er. »Es war ungehörig von mir. Bitte vergessen Sie meine Worte, Prinzessin. Und was immer Sie von mir verlangen – ich bin Ihr Diener.«
    Â»Nein«, sagte Vanandel, »nein, ich werde deine Worte nicht vergessen. Und ich danke dir.«
    Sie standen da und sahen sich verlegen an. »Also gut«, brach Vanandel endlich das Schweigen. »Groszbarrt, ich möchte mich dir so gerne anvertrauen, aber ich fürchte, dass ich dich damit in eine üble Zwickmühle bringe. Sei mir nicht böse, ich muss erst über all das nachdenken.« Sie trat einen Schritt zurück und legte in einer Nachahmung seiner vorherigen Geste die Hände aufs Herz. »Ich bewahre das«, sagte sie ernst. »Es ist mir viel wert. Du darfst niemals denken, dass ich dieses Geschenk verachte, Groszbarrt.«
    Er nickte steif und wandte sich ab, und sie floh aus der Wachstube.
    Erst als sie wie von Geistern gejagt den kleinen Hof passierte, fiel ihr der Brief ein, den Groszbarrt ihr gegeben hatte. Sie machte kehrt und lief zum Westflügel hinüber. »Magister Davydd«, rief sie ins Souterrain hinunter, »ich brauche deinen Lehrling.«
    Es kam keine Antwort, aber dafür hörte sie jemanden die Treppe hinauflaufen. Es war Trurre, der sich die farbig gefleckten Hände an einem Lappen abwischte. »Wir räumen auf«, sagte er zur Erklärung. Er grinste sie fröhlich an. »Danke, dass du mich erlöst hast. Der Ruf der Prinzessin steht glücklicherweise über jeder Pflicht.« Erleichtert folgte er ihr in den Hof.
    Vanandel setzte sich auf die Bank unter den Fliederbusch, die vom Haus aus nicht einzusehen war, und bat Trurre mit einer Handbewegung, sich neben sie zu setzen. Dann zog sie den Brief aus der Tasche. »Kannst du das übersetzen?«
    Er entfaltete das Blatt und las mit gerunzelter Stirn. »Hm«, machte er. »Woher hast du das?«
    Â»Kannst du es übersetzen?«, fragte Vanandel ungeduldig.
    Trurre ließ das Blatt sinken. »Na, wir sind aber gut gelaunt«, sagte er.
    Vanandel schnaufte. »Entschuldigung. Ich hatte einen schweren Tag.«
    Trurre nickte und blickte wieder auf den Brief. »Er stammt von einer Zwergin namens Ferun«, begann er und runzelte wieder die Stirn. Irgendetwas schien ihn an dieser Tatsache zu ärgern. »Sie grüßt einen unbenannten Freund und schreibt, dass die Sippe von Eskil Granitherz in diesem Sommer wieder auf Ork-Jagd gehen wird.« Er hob den Kopf und erläuterte: »Das ist eine Zwergensippe aus dem Östlichen Feuergebirge, eine wilde Bande, fast mehr Strauchdiebe und Wegelagerer als anständige Erzhauer und Minenbauer.« Er knurrte. »Ork-Jagd. Das wird ein übles Gemetzel. Nicht, dass die Krummbeine es nicht gelegentlich verdient hätten.«
    Vanandel seufzte. Anscheinend erhielt Groszbarrt immer noch Nachrichten aus seiner Heimat – aber wieso schrieb ihm eine Zwergin, und noch dazu in Zwergenrunen, die der Ork nicht lesen konnte?
    Â»Möchtest du mir nicht verraten, woher du diesen Brief hast?«, fragte Trurre.
    Â»Wenn du so nett wärst und ihn dem Empfänger übersetzt.«
    Trurre nickte ungeduldig.
    Â»Warum interessiert dich dieser Brief eigentlich?«, konnte Vanandel sich nicht bremsen zu fragen.
    Der Zwerg blickte finster. »Ich kenne die Schreiberin.« Sein Mund klappte zu, ganz offensichtlich wollte er sich dazu nicht weiter äußern.
    Vanandel fragte nicht weiter, aber ihre Neugier war entfacht. Sie bat Trurre, mit dem Brief zu Groszbarrt zu gehen und schärfte ihm ein, zu niemandem ein Wort darüber zu verlieren.
    Trurre zeigte kein Erstaunen, er nickte nur und stand auf. »Entschuldigst du mich bei Magister Davydd?«, bat er noch, dann stapfte er davon. Vanandel sah zu, wie die stämmige Gestalt durch den Torbogen marschierte, dann stieg sie hinunter in des Magiers Reich. Vielleicht hatte Davydd ja inzwischen das Imago wieder gebändigt, das würde ihr erlauben, wenigstens

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