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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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überlassen –, aber seine Drähte nutzten ihm wenig, da die Tür auf der anderen Seite verriegelt war. Er stocherte trotzdem ein wenig im Schloss und im Türspalt herum, mit dem einzigen Erfolg, dass sich sein Werkzeug verbog.
    Also legte er sich auf den Strohsack und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Wenn der Rudelführer seinen Dienst antrat, würde er ihn schon laufen lassen, und die angekündigte Tracht Prügel schreckte ihn auch nicht sonderlich. Er schloss die Augen und schlief ein.
    Am anderen Morgen brachte ein kleiner, stämmiger Ork mit einem Schafsgesicht und einem Paar kleiner, gedrehter Hörner auf der Stirn ihm einen Krug Wasser und einen Kanten Brot. Lluigolf riss hungrig ein Stück vom Brot, das noch warm vom Backofen war, und fragte: »Wann werde ich eurem Rudelführer vorgeführt?«
    Der Schafsgesichtige sah ihn stumpf an. »Weiß nicht«, blökte er und schloss die Tür.
    Lluigolf legte sich wieder auf den Strohsack und zählte die Fugen zwischen den Steinen der Mauer. Dann drehte er sich um und zählte die Steine auf der anderen Seite. Dann stand er auf und machte ein paar Kniebeugen.
    Er stellte sich unter den Lichtschacht und versuchte, mit den Fingern den unteren Rand des kleinen Fensters zu erreichen. Er zog sich hoch und starrte auf die Mauer des Schachtes. Oben erklangen laute Kommandos in einer bellenden Sprache. Anscheinend scheuchte der Rudelführer gerade seine Männer über den Hof.
    Es wurde dunkler in seiner Zelle, die Sonne ging unter. Lluigolf trommelte ein wenig gegen die Tür, wenig erbaut von dem Gedanken, eine weitere Nacht in Haft verbringen zu müssen. Außerdem hatte er Hunger.
    Als das letzte Sonnenlicht fort war und dämmriges Zwielicht den Raum erfüllte, brachte der Schafsgesichtige wieder Brot und Wasser und diesmal auch ein kleines Stück Käse und einen Apfel. Lluigolf stürzte sich auf das frugale Mahl, als wäre es der allerfeinste Festschmaus. »Wann findet der Rudelführer wohl Zeit für mich?«, fragte er kauend.
    Der Ork zuckte mit den Schultern. »Nicht da«, sagte er.
    Lluis hörte auf zu kauen, schluckte und starrte den Ork an. »Wieso – was meinst du damit?«
    Der Schafsgesichtige glotzte dämlich zurück. Die Frage schien ihn zu überfordern. »Nicht da«, wiederholte er. »Rudelführer«, setzte er noch hinzu, als hätte Lluigolf ihn womöglich nicht richtig verstanden.
    Â»Aber – er kommt doch bald wieder?«, insistierte Lluigolf mit steigender Verzweiflung.
    Der Ork zuckte wieder mit den Schultern und ging.
    Lluigolf lag lange schlaflos auf seinem Strohsack. Der Morgen kam und brachte Brot, Wasser, zwei Mohrrüben und den vergeblichen Versuch, die verschlossene Tür zu öffnen.
    Nachdem Lluigolf seine Werkzeuge allesamt verbogen und abgebrochen hatte, legte er sich wieder auf sein knisterndes Lager und starrte die Decke an. Er hörte die rauen Kommandos im Hof und gelegentlich Schritte auf dem Gang vor seiner Zelle.
    Lluigolfs Magen knurrte, und wie zur Antwort knallte der Riegel zurück und die Tür ging auf.
    Â»Essen«, verkündete der Schafsgesichtige.
    Lluigolf sprang auf und packte den Ork am Arm. Der blinzelte langsam und stellte den Wasserkrug ab. »Lass mich raus«, rief Lluigolf. »Ich habe nichts verbrochen! Ich will mit einem deiner Vorgesetzten sprechen oder mit sonst irgendjemandem!«
    Â»Rudelführer nicht da«, sagte der Ork stumpfsinnig und befreite seinen Arm. Er kratzte sich dort am Kopf, wo eins der gedrehten Hörner aus seinem Schädel wuchs. »Rauslassen?«, sagte er zögernd.
    Â»Ja, genau. Lass mich einfach laufen. Das merkt sicher keiner. Dein Rudelführer ist sowieso nicht da. Warum soll ich also hier herumhocken? Ich mache dir doch bloß Arbeit.«
    Der Ork nickte langsam. Dann zog Zweifel über sein Schafsgesicht. »Darf nicht.« Er deutete auf den Napf, den er auf den Boden gestellt hatte und führte die Finger zum Mund. »Essen?«, fragte er eifrig.
    Lluigolf sah ihn mit offenem Mund an. Die dunklen, feuchten Augen des Orks hingen hoffnungsvoll an seinem Gesicht. Lluis konnte nicht anders, er begann zu lachen.
    Das Schafsgesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. Der Wächter nickte heftig. »Essen, ja«, sagte er und deutete wieder auf den Napf. »Gut Essen«, setzte er hinzu und rieb sich mit den Händen über den

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