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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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zweiten Hof. Hinter ihm erscholl lautes Rufen und das stampfende Geräusch von Füßen in schweren Stiefeln. Keuchend überquerte er den kleinen Hof und griff nach der Tür, durch die er gekommen war. Seine Finger glitten panisch über das glatte Holz, tasteten nach dem Türspalt, rüttelten an dem Knauf, der sich keine Haaresbreite bewegen ließ. Der Stein, mit dem er die Tür blockiert hatte, war verschwunden, die Pforte geschlossen. Lluigolf fischte hektisch nach seinen Werkzeugen, aber ehe er den dünnen Draht zu fassen bekam, packte ihn eine Hand am Arm und riss ihn grob herum. Ohne lange nachzudenken, ballte Lluis die Faust und schlug zu. Sein Gegner grunzte, ließ aber nicht los, sondern griff nach Lluigolfs anderem Arm und hielt ihn fest im Klammergriff. Hinter ihm kamen zwei weitere Wächter auf den Hof gerannt und stürmten auf ihn zu. Lluigolf rang mit seinem Gegner, doch die langen, sehnigen Arme hielten ihn wie in einem Schraubstock gefangen. Raubtieratem strich aus einem Maul voller spitzer Zähne über sein Gesicht. Lluigolf verdoppelte seine Anstrengungen, und es gelang ihm kurz, sich freizukämpfen, aber im gleichen Moment warfen sich zwei Wächter auf ihn und begruben ihn unter sich. Halb zerquetscht, beinahe erstickt und mit brummendem Schädel zappelte er schließlich zwischen zwei schwer atmenden Wächtern, die sich bemühten, so etwas wie Haltung anzunehmen, als ein kleiner, kugelrunder Mann den Hof betrat.
    Â»Was ist hier los?«, fragte der Mann und tupfte sich mit einem Spitzentüchlein die tränenden Augen. Seine Stimme klang nasal.
    Der säbelzahnige Ork, der als einziger die Hände frei hatte, salutierte zackig. »Ex’lenz, melde gehorsamst, Eindringling gefasst«, rief er, wobei bei jedem Zischlaut ein Sprühregen aus Speichel auf den kleinen Mann niederging. Der wich einen Schritt zurück und wischte sein Gesicht trocken.
    Â»So, was machen wir denn da?«, fragte er. Ȁh«, er sah den Ork hilflos an und schnippte mit den Fingern, Ȋh …«
    Â»Rattschwanz, Ex’lenz«, sprühte der Ork.
    Â»Ja, danke, Rattschwanz.« Der kleine Mann wich noch einen Schritt zurück. »Was machen wir denn in so einem Fall?«
    Â»Wir sperren das Subjekt ein und warten auf den Rudelführer, Ex’lenz«, sagte der Ork.
    Â»Das ist eine sehr gute Idee«, sagte der kleine Mann erleichtert. »Wir warten auf den Rudelführer, sehr gut.« Er wedelte mit dem Tüchlein, öffnete den Mund und explodierte in einem donnernden Nieser, der den Orks ein beifälliges Murmeln abrang. Nach einem trompetenähnlichen Schnauber in das viel zu kleine Taschentuch krächzte er: »Sperrt ihn also ein, Rattschwanz.« Ohne Lluigolf auch nur einen Blick geschenkt zu haben, drehte er sich um und trippelte davon.
    Lluis, vor dessen Augen sich immer noch alles drehte, schüttelte den Kopf, um das Klingeln aus seinen Ohren zu vertreiben. »He, lasst mich doch einfach laufen«, sagte er schwach. »Ich habe hier nur nach jemandem gesucht. Ich habe nichts angestellt.«
    Rattschwanz winkte den beiden Wächtern, die Lluigolf über den Hof und in das Gebäude schleppten. »Niemand dringt ausgerechnet hier ein, nur weil er jemanden sucht «, sagte er, während er neben ihnen herging. »Du könntest ein Attentäter sein.« Er musterte Lluigolf. »Na gut, du siehst nicht so aus«, räumte er ein. »Aber das wird der Rudelführer schon herausfinden. Weißt du, wir haben keine Lust, Ärger zu bekommen. Aber wenn du kein Attentäter bist, bekommst du nur eine Tracht Prügel fürs Eindringen, und dann kannst du fröhlich wieder deiner Wege ziehen.« Er grinste, was bei seinen Zähnen furchterregend aussah.
    Einen Aufschrei später fand Lluigolf sich auf dem Boden eines kleinen, sauberen Zimmers wieder. Ein Riegel knirschte, Schritte entfernten sich, dann war es ruhig.
    Lluigolf stand auf, klopfte sich ab und sah sich um. Das Zimmerchen war fensterlos bis auf einen winzigen Lichtschacht und wies nicht viel mehr Möbel auf als einen Strohsack und einen zerbeulten Eimer, dessen Funktion sich Lluigolfs empfindlicher Nase schnell erschloss.
    Lluigolf untersuchte die Tür, aber sie war aus dicken, dicht gefügten Bohlen und fest verschlossen. Die Wächter hatten ihn nicht durchsucht – wahrscheinlich wollten sie das auch dem Rudelführer

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