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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Lluigolf den Kopf und sah den Mann an.
    Starre gelbe Vogelaugen in einem hageren, spitzschnäuzigen Gesicht erwiderten seinen Blick. Lluigolf spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte, bevor es in einem schnelleren Takt weiterschlug.
    Â»Du da«, sagte der Ork. »Küche oder Stall?«
    Lluigolf blinzelte mehrmals. Der Ork war, wenn auch nachlässig, in eine Uniform gekleidet. Also gehörte er wohl zu der Garde, vor der er damals Hadmut verborgen hatte.
    Â»K-Küche«, stotterte er. Was auch immer das bedeuten sollte.
    Der Ork deutete mit grimmiger Miene über seine Schulter zu dem entfernten Durchgang. »Dann sieh zu, dass du Land gewinnst«, grollte er. »Und lass dich nie wieder hier erwischen. Du weißt, dass euch der Haupthof verboten ist!«
    Lluigolf zog den Kopf ein und lief in die angegebene Richtung.
    Anscheinend beherbergte dieser weitläufige Gebäudekomplex eine so große Anzahl an Bewohnern, dass ein fremdes Gesicht nicht weiter auffiel. Das war zwar sein Glück – aber seine Hoffnung, Hadmut doch noch zu finden, sank damit gegen null. Andererseits … Vibol hatte von ihm nicht mehr verlangt, als herauszufinden, wohin Hadmut jeden Abend verschwand. Wenn die Kröte damit nicht zufrieden war, musste sie sich eben selbst bemühen.
    Lluigolf betrat den nächsten Hof, der kleiner war als der, den er gerade durchquert hatte, aber immer noch größer als der erste. Die Gebäude, die den Hof umgaben, waren ebenfalls weniger prächtig. Da der Ork-Wächter ihn für einen Küchenjungen gehalten hatte, fanden sich hier wohl die Wirtschaftsgebäude und Quartiere der Dienerschaft.
    Wenn er der Kröte Bericht erstatten wollte, galt es jetzt zuerst einmal herauszufinden, wo er sich überhaupt befand. Was war das für ein Anwesen und wer bewohnte es?
    Er ging über den kleinen Hof und sah sich um. Hier jemandem über den Weg zu laufen war sicherlich weniger unproblematisch als die Begegnung mit dem Ork. Selbst wenn das Küchenpersonal Kompaniestärke hatte, würden sich die Bediensteten doch untereinander kennen.
    Durch ein geöffnetes Fenster drang Klirren, Scheppern und lautes Stimmengewirr. Er hörte Lachen und Scherzworte, und als er sich heranschlich und durch das Fenster lugte, sah er eine große, mit Schwaden von Wasserdampf gefüllte Spülküche, in der eine Gruppe halbwüchsiger Jungen und Mädchen über große Zuber gebeugt Berge von Geschirr, Töpfen und Pfannen abwusch.
    Lluis huschte an der Hauswand entlang und warf, wo es möglich war, Blicke in die Fenster. Seine Vermutung war augenscheinlich richtig gewesen. Hier befanden sich die Wirtschaftsräume. Er blickte in unordentliche Werkstätten, leere Waschküchen, in denen sich saubere und schmutzige Wäsche häufte, eine stille, halbdunkle Küche und verschiedene Räume, deren Zweck sich ihm entzog. Dann hatte er den Hof halb umrundet und stand vor dem großen Tor auf der anderen Seite, das wahrscheinlich hinaus auf die Straße führte. Es war fest verschlossen und verriegelt, dort konnte er nicht hinaus. Es schien ihm nichts anderes übrig zu bleiben, als den Rückweg auf die gleiche Weise anzutreten, wie er hereingekommen war. Dann konnte er das Anwesen umrunden und erkunden, welchem reichen Herrn es wohl gehören mochte.
    Als er kehrtmachte, trat eine abgearbeitet aussehende ältere Frau aus dem Haus und kam auf ihn zu. Erst als sie auf seiner Höhe war, belebte sich ihr müder Blick und wurde scharf und misstrauisch. »Wo gehörst du hin?«, fragte sie. »Du bist keiner von meinen Jungen.«
    Â»Ich gehöre zum Stall«, sagte Lluigolf.
    Die Frau starrte ihn weiter an. »Ich habe dich nie beim Essen gesehen.«
    Â»Ich bin erst seit Kurzem hier.« Lluigolf lächelte, aber ihr Gesicht verlor seinen Argwohn nicht.
    Â»So«, sagte sie. »Unter wem arbeitest du?«
    Lluis schluckte. »Unter …«
    Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Sonnwin«, rief sie scharf. »Lauf und hol mir einen vom Rudel. Ich glaube, wir haben hier einen Eindringling.« Von hinten kam ein zustimmender Ruf, dann lief ein Junge über den Hof.
    Lluigolf wollte nicht herausfinden, was das Rudel war. Er warf sich herum und rannte in den Durchgang, während die Frau anfing, laut zu schreien.
    Lluis floh wie von Wölfen gehetzt über die glatten Steine des großen Hofes und erreichte den

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