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Die Seele der Nacht

Die Seele der Nacht

Titel: Die Seele der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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überwinden können. Dann sind wir alle in Sicherheit und können in diesem Land in Frieden leben.«
    Die jungen Tashan Gonar redeten aufgeregt miteinander, einige jauchzten und jubelten, umarmten einander und klammerten sich an die neu erwachte Hoffnung.
    »Wir wollen mit Centhân nichts mehr zu tun haben«, zischte Granho. »Es war schon unangenehm genug, ihm in Krizha so unerwartet wieder zu begegnen.«
    »Vielleicht sollten wir es ihr erzählen«, murmelte die Mutter der Harmonie.
    Tahâma, die von einigen Mädchen und Jungen umringt war, hörte die Worte nicht, doch Wurglucks Kopf fuhr herum. Er wollte etwas sagen, in diesem Moment aber zupfte der Jäger ihn am Kittel.
    »Weiß sie, was sie da sagt?«, flüsterte Céredas. »Nie und nimmer wird er ihr helfen. Jetzt schon gar nicht mehr, nachdem sie mich befreit hat.«
    Wurgluck nickte. »Ich glaube auch, dass er nicht gerade begeistert wäre, wenn wir dort wieder auftauchen.«
    Diese Worte wiederholte der Erdgnom, als die drei später in der Gästehütte ruhten.
    Tahâma musterte ihn kühl. »Da magst du Recht haben, und ich werde niemanden bitten, mich zu begleiten. Du siehst die Verheerung, die der Lord in nur einer Nacht angerichtet hat. Wenn du eine andere Möglichkeit siehst, uns zu helfen, dann sprich schnell!«
    Der Erdgnom hob beschwichtigend die Hände. »Du musst nicht gleich garstig werden, nur weil ich meine sorgenvollen Gedanken ausspreche. Natürlich begleite ich dich. Wir sind doch Freunde.«
    Tahâma senkte den Kopf. »Verzeih, die Nacht hat mein Gemüt verdunkelt und meinen Blick getrübt.«
    Versöhnlich tätschelte der Gnom ihre Hand. »Sehr verständlich, meine Liebe.«
    Tahâma erhob sich und sah aus dem Fenster. Der Vormittag war noch nicht vorüber. Eine heitere Sonne schien vom Himmel, so als wäre die Welt noch die gleiche, die sie gestern gewesen war. »Dein Angebot ist sehr freundlich, aber es ist besser für meine Mission, wenn du nicht mitkommst, Wurgluck. Und für Céredas ist nun wohl die Stunde des Abschieds gekommen.«
    Céredas sprang auf. »Ich werde dich nicht allein durchs Land ziehen lassen. Ich werde erst gehen, wenn ich dich in Sicherheit weiß!«
    Wurgluck sah ihn scharf an. Seufzend erhob er sich und warf sein Bündel auf den Rücken. »Dann ist es also beschlossen. Wir reiten zusammen zu Aylana zurück und bringen Tahâma bis über die Brücke. Den Kampf gegen ihren Großvater muss sie allerdings allein bestehen.«
    Die drei Gefährten holten ihre Pferde aus dem Stall. Viele Tashan Gonar kamen, um sich zu verabschieden und ihnen Glück zu wünschen. Thurugea brachte ein Paket mit Verpflegung, und Granho wünschte ihnen die Gunst der Vorväter. Dann ritten sie aus dem zerstörten Tor, vorbei an zerwühlten Gemüsebeeten und durch den düsteren Hohlweg davon.
     

Kapitel 11
Die Tochter des Schattenlords
    Schweigend und voller Trauer ritt Tahâma hinter Céredas den Weg zurück, den sie erst gestern voll freudiger Erwartungen gekommen war. Die unheimliche Stille des düsteren Waldes bedrückte sie nun noch mehr und erfüllte ihr Herz mit tiefer Verzweiflung. Was konnte sie schon ausrichten? Sie war nur ein einfaches Mädchen. Wie sollte sie den Großvater überreden, den Tashan Gonar zu Hilfe zu eilen und das Dorf vor weiteren Angriffen zu schützen? Und selbst wenn ihnen das gelang, was war das für ein Land, in dem jede Nacht Verzweiflung und Tod brachte, um die Gier des Lords und seiner Geschöpfe zu befriedigen. Konnte man ein solches Land jemals Heimat nennen? Was aber blieb ihnen sonst? Weiter nach Norden ziehen? Wer konnte schon sagen, wie lang der Arm des Schattenlords war. Tahâma befürchtete, dass seine Macht weiter reichte, als die Mutter der Harmonie und der Sohn des Rhythmus es sich vorstellen konnten. Oder sollten sie Nazagur ganz verlassen? Wieder nach Süden ziehen? Schmerzliche Sehnsucht erfüllte sie. Wenn die Weisen Phantásiens einen Weg fänden, das Nichts zu besiegen, wenn der große Jäger Atreju die Kindliche Kaiserin heilen würde, dann könnten sie wieder nach Hause gehen.
    Nach Hause. Sie ließ die Worte in ihrem Herzen klingen. Würde es je wieder so sein wie früher? Nein, es war zu spät. Zu viel war geschehen. Ihr Blick ruhte auf dem Rücken des Jägers vor ihr, der wie immer aufrecht auf dem Pferd saß und keine Zeichen von Müdigkeit verriet. Wie würde Céredas’ Leben weitergehen? Würden sich ihre beiden Lebensstränge irgendwann wieder vereinen?
    Selbst das Wetter zeigte sich heute

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