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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Kultur noch kennenlernen müssen. Ich freue mich auf die Gelegenheit, Eure edleren Sitten und Gebräuche zu erlernen.«
    Diesen präzise entwaffnenden Worten war es zu verdanken, daß der Mann in Daltons Einschätzung stieg. Steins ungepflegtes Haar täuschte. Was sich darunter befand, war längst nicht so ungeordnet.
    Falls Lady Chanboor den beißenden Sarkasmus in Steins schlagfertiger Antwort bemerkt hatte, so ließ sie sich davon nichts anmerken, als sie ihr Gesicht entspannte und es seinen üblichen süßsauren Zug annahm. »Dafür haben wir Verständnis, und wir bewundern Euer ernsthaftes Bemühen, Gebräuche zu lernen, die Euch zweifellos … fremd erscheinen müssen.« Mit den Fingerspitzen schob sie Stein seinen Kelch hin. »Bitte, so kostet doch von unserem ausgezeichneten Wein aus dem Nareeftal. Wir sind hier alle ganz verrückt danach.«
    Lady Chanboor mochte der feine Sarkasmus in Steins Worten entgangen sein, auf Teresa traf dies allerdings ganz und gar nicht zu. Im Gegensatz zu Hildemara hatte Teresa einen großen Teil ihres Erwachsenenlebens mit Scharmützeln an der vordersten Front der weiblichen Gesellschaft zugebracht, wo Worte wie Waffen geschwungen wurden, mit denen man blutige Wunden schlug. Je höher das Niveau der Auseinandersetzung, desto gewetzter waren die Klingen. Man mußte überaus erfahren sein, wenn man wissen wollte, ob man getroffen war und blutete oder ob die Wunde umso größer war, weil die anderen sie deutlich sahen, während man selber nichts davon bemerkte.
    Hildemara war auf die Klinge ihres Verstandes nicht angewiesen, ihr Schutz war unverfälschte Macht. Anderische Generäle griffen nur selten zum Schwert.
    Während sie das Ganze tunlichst fasziniert verfolgte, nahm Teresa einen kleinen Schluck, als Stein seinen Becher hochriß und in langen Zügen trank.
    »Er ist gut. Ich möchte sogar behaupten, es ist der Beste, den ich je gekostet habe.«
    »Es freut uns, die Meinung eines so weit gereisten Mannes zu hören«, erwiderte der Minister.
    Stein knallte seinen Becher auf den Tisch. »Ich habe genug gegessen. Wann kann ich endlich loswerden, was ich auf dem Herzen habe?«
    Der Minister zog eine Braue hoch. »Sobald die Gäste mit Speisen fertig sind.«
    Erneut grinsend spießte Stein ein Stück Fleisch auf und lehnte sich zurück, um es von der Messerspitze zu nagen. Kauend erwiderte er dreist die schwülen Blicke, mit denen er von einigen der Frauen bedacht wurde.

22. Kapitel
    Oben auf der Galerie stimmten Musiker ein Seemannslied an, während Zeremonienmeister lange blaue Banner in den Speisesaal hinab entrollten. Die Männerpaare, die die Banner festhielten, versetzten sie zum Rhythmus der Musik in eine wogende Bewegung, wodurch, als die auf die Banner gemalten Fischerboote über die blauen Stoffwellen zu tanzen begannen, der Effekt von Meereswellen entstand.
    Während die persönlichen Diener des Herrschers seine Tafel versorgten, wirbelten Knappen in der Livree des Anwesens um die Ehrentafel des Ministers und schleppten silberne Tabletts mit dem farbenprächtig arrangierten Fischgang heran. Der Minister wählte Langustenbeine, Lachsfilet, gebratene Elritzen, Brassen sowie Aal in Safransoße aus, woraufhin der Knappe jedes Teil zwischen dem Minister und seiner Gattin plazierte, damit sie es bei Bedarf auf ihren gemeinsamen Vorlegeteller übernehmen konnten.
    Minister Chanboor tunkte ein langes Stück Aal in die Safransoße und hielt es, über einen Finger drapiert, seiner Gattin hin. Liebevoll lächelnd nahm sie es mit den Spitzen ihrer langen Fingernägel von seinem Finger ab. Bevor sie es jedoch an ihre Lippen führte, legte sie es zunächst auf ihren Teller und wandte sich, als hätte eine plötzliche Neugier sie ergriffen, an Stein, um sich nach den Speisen seiner Heimat zu erkundigen. Dalton weilte erst seit kurzem auf dem Anwesen, hatte aber bereits herausgefunden, daß Lady Chanboor Aal mehr als alles andere verabscheute.
    Als ihnen einer der Knappen eine Platte mit Panzerkrebsen hinhielt, gab Teresa Dalton mit einem erwartungsvollen Heben der Augenbrauen zu verstehen, sie wolle gern davon probieren. Geschickt brach der Knappe den Panzer auf, entfernte die Körpervene, löste das Fleisch heraus und füllte die darunterliegende Schale, wie von Dalton gewünscht, mit ungesüßtem Zwieback und Butter. Mit seinem Messer nahm er eine Scheibe Schildkrötenfleisch von einer Platte, die ihm ein Knappe mit tief gesenktem Kopf zwischen seinen ausgestreckten Armen reichte.

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