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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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versetzte Dalton dabei einen Stoß in die Rippen, damit ihm der Anblick nicht entging.
    Lady Chanboor bemerkte den abschweifenden Blick ihres Mannes, ließ sich aber nichts anmerken; das tat sie nie. Sie genoß die Macht, über die sie verfügte, und war bereit, den erforderlichen Preis dafür zu zahlen.
    Waren sie jedoch unter sich, schlug Lady Chanboor gelegentlich mit irgendeinem griffbereiten Gegenstand auf Bertrand ein, wahrscheinlich aber eher wegen einer gesellschaftlichen Kränkung denn eines ehelichen Vertrauensbruchs. Sie hatte keinen triftigen Grund, Einwände gegen seine Tändeleien zu erheben, auch sie war nicht gerade treu und erfreute sich gelegentlich der verschwiegenen Gesellschaft von Liebhabern. Dalton fertigte in Gedanken eine Liste ihrer Namen an.
    Dalton vermutete, ihre Partner fühlten sich, wie viele Affären ihres Gatten, von ihrer Macht angezogen und hofften, sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Die meisten Menschen hatten nicht die geringste Ahnung, was sich auf dem Anwesen abspielte, und vermochten sie sich nicht anders vorzustellen denn als treue, liebende Gattin, eine Vorstellung, die sie selbst nach Kräften förderte. Das anderische Volk verehrte sie wie die Menschen anderer Länder eine Königin.
    In vielerlei Hinsicht war sie die Macht hinter dem Amt des Ministers. Sie war geschickt, gut unterrichtet, konzentriert. Während Bertrand sich oft vergnügte, erteilte sie hinter verschlossenen Türen die Befehle. Er verließ sich auf die Sachkenntnis seiner Frau, oft gab er ihr in wirtschaftlichen Dingen nach, weder interessierte es ihn, welche Schurken sie mit ihrer Protektion bedachte, noch welches kulturelle Blutbad sie hinterließ.
    Was immer sie privat über ihren Gemahl denken mochte, Hildemara arbeitete hingebungsvoll am Erhalt seiner Herrschaft. Stürzte er, würde sie gewiß mit ihm stürzen. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann war Hildemara selten betrunken und beschränkte ihre Begattungsakte diskret auf mitten in der Nacht.
    Dalton war nicht so unklug, sie zu unterschätzen. Sie unterhielt ihre eigenen Spinnennetze.
    Die Gesellschaft verfiel in ein überrascht entzücktes Jauchzen, als ein ›Matrose‹ hinter dem Marzipanschiff hervorgesprungen kam, eine fröhliche Fischermelodie auf seiner Querflöte pfiff und sich dabei selbst auf einem an seinem Gürtel hängenden Tambourin begleitete. Wie viele andere auch, applaudierte Teresa lachend.
    Sie drückte unter dem Tisch das Bein ihres Mannes. »Ach, Dalton, hast du je geglaubt, wir würden an einem so großartigen Ort wohnen, so prächtige Menschen kennenlernen und derart wundervolle Dinge zu sehen bekommen?«
    »Selbstverständlich.«
    Abermals lachend stieß sie ihn mit der Schulter an. Dalton beobachtete, wie Claudine an einem Tisch weiter rechts applaudierte. Links von ihm spießte Stein soeben ein Stück Fleisch auf und zog es in schamloser Manier mit den Zähnen vom Messer. Offenen Mundes kauend, verfolgte er das Programm. Es entsprach ganz offenkundig nicht der von Stein bevorzugten Art von Unterhaltung.
    Servierer hatten bereits damit begonnen, die silbernen Platten mit dem Fischgang hereinzutragen. Sie trugen sie zur Anrichte hinüber, wo sie vor dem Servieren mit Soßen versehen und zurechtgemacht wurden. Der Herrscher hatte seine eigenen Diener an einem Serviertisch stehen, wo sie seine Speisen vorkosteten und zubereiteten. Mit mitgebrachten Messern schnitten sie für den Herrscher und seine Familie die erlesene obere Kruste von Brötchen und Broten herunter. Sie besaßen weitere Messer ausschließlich für das Präparieren der Vorlegeplatten, auf denen die Speisen für den Herrscher serviert wurden, und die, im Gegensatz zu den Tellern der anderen, nach jedem Gang ausgewechselt wurden. Sie hatten ein Messer für das Abschneiden, eines für das Zurechtschneiden und eines für das Anrichten auf den Platten.
    Der Minister beugte sich herüber, eine Scheibe soeben in Senf getunkten Schweinefleischs in den Fingern. »Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, denen zufolge eine gewisse Frau den Hang verspüren könnte, unerfreuliche Lügen zu verbreiten. Vielleicht solltet Ihr der Sache nachgehen.«
    Mit Daumen und Zeigefinger fischte Dalton eine in Mandelmilch eingelegte Birnenscheibe von der Platte, die er mit Teresa teilte. »Ganz recht, Minister. Das habe ich bereits getan. Sie hatte keinerlei Respektlosigkeit im Sinn.« Er warf sich die Birne in den Mund.
    Der Minister zog eine Braue hoch. »Dann ist ja alles

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