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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Wie alle, machte auch der Knappe einen Knicks, bevor er sich tänzelnden Schritts entfernte.
    Teresa rümpfte die Nase und sagte, sie wolle keinen Aal. Er selber nahm sich ein Stück, doch nur, weil der Minister ihn mit seinem Nicken und Grinsen dazu aufforderte. Anschließend beugte der Minister sich zu ihm und meinte leise: »Aal ist gut für den Aal, wenn Ihr mir folgen könnt.«
    Dalton lächelte einfach und tat, als sei er für den Hinweis dankbar. Er war mit den Gedanken bei seiner Arbeit und der bevorstehenden Aufgabe, zudem beschäftigte ihn die Sorge um seinen ›Aal‹ nicht sonderlich.
    Teresa kostete von ihrem mit Ingwer gewürzten Karpfen, während Dalton den gebackenen Hering mit Zucker probierte und dabei die hakenischen Knappen beobachtete, die sich wie eine einfallende Armee auf die Tafeln der Gäste stürzten. Sie trugen Servierteller mit gebratenem Hecht, Barsch und Forelle herein, mit geschmortem Neunauge, Schellfisch und Seehecht, mit geröstetem Flußbarsch, Lachs, Robbe und Stör, mit Krabben und Langusten sowie Schnecken auf glasiertem Rogen. Es folgten Terrinen mit Fischsuppe aus gewürzten Kammuscheln sowie Mandelfischeintopf, dazu farbenprächtige Soßen jeder nur erdenklichen Art. Andere Speisen wurden in einfallsreichen Präsentationen mit Soßen und in überladen wirkenden Zusammenstellungen aus einer Vielzahl von Zutaten gereicht, angefangen bei Schildkröte mit Erbsen in Zwiebelweinsoße, über Störrogen mit Knurrhahnflanken, bis hin zu einer Pastete aus Schollen und jungem Kabeljau in grüner Soße.
    Der Überfluß an Speisen, die in so kunstvoll durchdachter Fülle gereicht wurden, diente nicht ausschließlich dem politischen Spektakel, in dem sich Macht und Reichtum des Ministers für Kultur offenbarte, sondern sollte auch – um den Minister vor Vorwürfen prunkvoller Ausschweifung zu schützen – eine tiefgreifende religiöse Bedeutung vermitteln. Im Grunde war dieser Überfluß ein Beweis für die Erhabenheit des Schöpfers und trotz der scheinbaren Opulenz nichts weiter als eine winzige Kostprobe seiner grenzenlosen Mildtätigkeit.
    Man hatte nicht zu diesem Fest geladen, um einer Gruppe von Personen ein Vergnügen zu bereiten, sondern einen bestimmten Personenkreis herbeizitiert, um sich ihrer Anwesenheit bei diesem Fest zu versichern – ein feiner, aber entscheidender Unterschied. Daß dieses Fest nicht aus einem gesellschaftlichen Anlaß – sagen wir wegen einer Hochzeit oder zur Feier des Jahrestages irgendeines militärischen Sieges – abgehalten wurde, betonte noch seinen religiösen Charakter. Die Anwesenheit des Herrschers als Stellvertreter des Schöpfers in der Welt des Lebendigen weihte lediglich die religiösen Aspekte des Festes.
    Wenn die Gäste vom Reichtum, von der Macht und der Vornehmheit des Ministers und seiner Gattin beeindruckt waren, so war dies ebenso zufällig wie zwangsläufig. Ganz zufällig bemerkte Dalton eine große Zahl von Leuten, die zwangsläufig beeindruckt waren.
    Der Saal hallte wider von den immer wieder von glockenhellem Lachen unterbrochenen Gesprächen, während die Gäste am Wein nippten, lustlos von Speisen aller Art kosteten und mit verschiedenen Fingern eine Vielfalt von Soßen probierten. Die Harfenspielerin hatte die Unterhaltung der Gäste, während diese speisten, wieder aufgenommen. Der Minister aß Aal, während er sich mit seiner Frau, Stein und den beiden reichen Hintermännern am anderen Ende der Tafel unterhielt.
    Dalton wischte sich die Lippen ab und beschloß, in die Bresche zu stoßen, die sich durch die entspannte Stimmung bot. Er nippte ein letztes Mal an seinem Glas, dann beugte er sich hinüber zu seiner Frau. »Hast du bei deinen Gesprächen vorhin etwas herausgefunden?«
    Teresa zerteilte mit dem Messer ein Stück gebratenen Hechts, nahm ihr Stück mit den Fingern auf und tunkte es in rote Soße. Sie wußte, er sprach von Claudine. »Nichts Bestimmtes. Ich nehme aber an, das Lamm ist nicht in seinem Pferch eingesperrt.«
    Teresa wußte weder, um was es bei der Sache ging, noch, daß Dalton die beiden hakenischen Jungen angeheuert hatte, um Claudine eine Lektion zu erteilen, aber sie begriff, daß Claudine vermutlich Schwierigkeiten wegen ihres Stelldicheins mit dem Minister machte. Sie sprachen zwar niemals über Einzelheiten, trotzdem war Teresa sich darüber im klaren, daß sie nicht an der Ehrentafel saß, weil Dalton das Gesetz vorwärts und rückwärts beherrschte.
    Teresa senkte die Stimme. »Während ich

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