Die Seele des Feuers - 10
in D’Hara gewesen sein.«
Im Gegensatz zu Richard, der den Strafer aus Hochachtung für jene beiden Frauen trug, die gestorben waren, während sie sie beschützt hatten, trug Kahlan den Strafer Dennas, jener Mord-Sith, die Richard auf Geheiß Darken Rahls gefangengenommen und fast zu Tode gefoltert hatte. Denna hatte beschlossen, Richard zu ihrem Gefährten zu erwählen, hatte jedoch nie durchblicken lassen, daß es sich dabei um eine Ehe handelte. Für Denna war es lediglich eine weitere Möglichkeit gewesen, ihn zu erniedrigen und zu foltern.
Am Ende verzieh Richard Denna, was sie ihm angetan hatte. Denna, die wußte, daß er sie töten würde, um fliehen zu können, vermachte ihm ihren Strafer mit der Bitte, sich stets daran zu erinnern, daß sie im Leben nicht immer nur eine Mord-Sith gewesen war. Sie bat ihn, ihren letzten Atemzug mit ihr zu teilen. Durch Denna hatte Richard gelernt, diese Frauen zu verstehen und sich in sie hineinzuversetzen, weswegen er als einziger je den Mord-Sith hatte entkommen können.
Richard war überrascht, daß Kahlan bereits ›nachgerechnet‹ hatte. Er hatte nicht erwartet, daß sie an ihm zweifeln würde, doch da hatte er sich getäuscht. Sie schien ihm seine Gedanken an den Augen abzulesen.
»Man tut das einfach, ohne nachzudenken«, meinte sie leise. »In Ordnung? Bitte, Richard, sag mir, was hier gespielt wird.«
»Du bist die Konfessor. Du weißt, wie unterschiedlich die Übereinkünfte sein können, durch die bei den verschiedenen Völkern die Ehe geregelt wird. Außer dir haben alle Konfessoren ihre Gefährten stets aus ganz eigenen Gründen erwählt – Gründen, die nichts mit Liebe zu tun hatten – und sie anschließend vor der Hochzeit mit ihrer Kraft überwältigt. Der Mann hatte keinerlei Einfluß darauf.«
Der Mann, den eine Konfessor sich zum Gemahl aussuchte, wurde fast ausschließlich wegen seines Wertes als Zuchtvieh ausgewählt. Da sie den Erwählten gegen seinen Willen mit ihrer Kraft zerstören würde, stand eine Liebesheirat für eine Konfessor von vornherein außer Frage. Eine Konfessor erwählte einen Mann aufgrund der Eigenschaften, die dieser an die gemeinsame Tochter weitergeben würde.
»In meiner Heimat«, fuhr Richard fort, »wurden die Ehepartner der Kinder häufig von den Eltern ausgewählt. Gewöhnlich kam ein Vater eines schönen Tages dann zu seinem Kind und meinte: ›Dies wird dein Ehemann werden‹ oder ›Dies wird deine Ehefrau werden.‹ Andere Völker, andere Sitten und Gesetze.«
Kahlan warf Du Chaillu einen verstohlenen Blick zu. Zweimal hielt ihr Blick dabei inne, einmal auf Du Chaillus Gesicht, das andere Mal auf ihrem Bauch.
Als Kahlan ihn wieder ansah, hatte ihr Blick eine unmenschliche Härte angenommen. »Dann erkläre mir ihre Gesetze.«
Richard glaubte nicht, daß Kahlan merkte, wie sie den dunklen Stein an der feinen, goldenen Kette befingerte, den Shota ihr zum Geschenk gemacht hatte.
»Dies ist mein Geschenk an Euch beide. Ich tue dies aus Liebe zu Euch, und für niemanden sonst. Solange Ihr ihn tragt, werdet Ihr keine Kinder gebären. Genießt Euer Zusammensein und Eure Liebe. Jetzt habt Ihr beide einander, so wie Ihr es Euch immer gewünscht habt.
Vergeßt nie meine Worte – nehmt es niemals ab, wenn Ihr zusammen seid. Ich werde nicht zulassen, daß ein aus dieser Vereinigung hervorgegangenes männliches Kind überlebt. Das ist nicht als Drohung gemeint, sondern als Versprechen. Mißachtet Ihr meine Bitte, bekommt Ihr die Folgen meines Versprechens zu spüren.«
Anschließend hatte die Hexe Richard in die Augen geblickt und gesagt: »Besser, Ihr bekämpft den Hüter der Unterwelt als mich.«
Shotas reich verzierter Thron war mit der Haut eines erfahrenen Zauberers überzogen, der sich ihr in den Weg gestellt hatte. Richard wußte wenig über sein Geburtsrecht der Gabe. Er glaubte nicht unbedingt Shotas Behauptung, ihr Kind würde ein Satan werden, den man auf die Welt losließ, fürs erste jedoch hatten Kahlan und er beschlossen, die Warnung der Hexe ernst zu nehmen; etwas anderes blieb ihnen kaum übrig.
Kahlans Finger auf seiner Wange bewogen ihn, sie anzusehen, und erinnerten ihn daran, daß sie noch immer eine Antwort verlangte.
Richard war bemüht, seine Worte zu mäßigen. »Du Chaillu stammt aus der Alten Welt, von der anderen Seite des Tales der Verlorenen. Ich half ihr, als Schwester Verna mich in die Alte Welt hinüberbrachte.
Ein anderes Volk, die Majendie, hatte Du Chaillu gefangengenommen und
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