Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
produzieren. Mit den Dominie Dirtch sind sie jedoch so gut wie autonom und stehen praktisch außerhalb des Bundes der Midlands.
    Die Bindung war nie besonders stark. Wie schon die Mütter Konfessor vor mir habe auch ich sie gezwungen, meine Autorität anzuerkennen und sich an die Regeln des Rates zu halten, wenn sie ihre Waren verkaufen wollten. Nichtsdestoweniger sind die Anderier ein stolzes Volk, das sich immer abgesondert und für besser als andere gehalten hat.«
    »Das denken sie vielleicht, ich aber nicht – und bestimmt auch nicht Jagang. Was ist nun mit dieser Waffe? Könnte sie die Imperiale Ordnung aufhalten, was meinst du?«
    »Nun, sie wurde seit Jahrhunderten nicht mehr in großem Stil eingesetzt.« Kahlan strich sich mit einer Halmspitze übers Kinn, während sie sich die Frage durch den Kopf gehen ließ. »Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, warum nicht. Ihre ungeheure Wirksamkeit schreckt jeden Angriff ab, zumindestens in normalen Zeiten. Seit der letzten Auseinandersetzung wurde sie nur bei vergleichsweise geringfügigen Streitigkeiten eingesetzt.«
    »Was ist das für ein Schutzmechanismus?« fragte Cara. »Wie funktioniert er?«
    »Die Dominie Dirtch bestehen aus einer Verteidigungskette kurz hinter der Grenze zur Wildnis. Es handelt sich um eine Reihe gewaltiger Glocken, die in großen Abständen, allerdings in Sichtweite zueinander, angeordnet sind. Die gesamte anderische Grenze wird von ihnen bewacht.«
    »Glocken«, meinte Richard nachdenklich. »Wie bieten diese Glocken ihnen Schutz? Heißt das, man benutzt sie, um die Menschen zu warnen? Um die Truppen herbeizurufen?«
    Kahlan wedelte mit ihrem Grashalm wie eine Lehrerin mit einer Rute, die verhindern will, daß ein Schüler die falschen Schlüsse zieht. Zedd hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, auf fast dieselbe Weise mit seinem Finger zu wedeln, dazu setzte er allerdings noch sein schelmisches Lächeln auf, damit Richard nicht den Eindruck bekam, schroff behandelt zu werden, während er korrigiert wurde. Kahlan jedoch verbesserte ihn nicht, sie unterrichtete ihn. Und soweit es die Midlands betraf, hatte Richard noch sehr viel zu lernen.
    Der Begriff ›unterrichten‹ blieb ihm augenblicklich im Gedächtnis haften.
    »Nein, um solche Glocken handelt es sich nicht«, sagte Kahlan. »Abgesehen von ihrer äußeren Form sind sie Glocken nicht sehr ähnlich. Sie sind aus Stein gemeißelt, der im Laufe der Zeit mit einer Schicht aus Flechten und ähnlichem überwachsen ist. Sie gleichen alten Grabmalen. Furchteinflößenden Grabmalen.
    Wie sie aus dem Boden der Ebene ragen und sich in einer Reihe bis zum Horizont hinziehen, erinnern sie ein wenig an die Rückenwirbel eines riesigen, toten, endlos langen Ungeheuers.«
    Richard kratzte sich staunend am Kinn. »Wie groß sind sie?«
    »Sie ragen auf mächtigen Steinsockeln aus Gras und Weizen empor, deren Durchmesser etwa acht oder zehn Fuß beträgt.« Sie hielt sich die Hand über den Kopf. »Die Sockel haben ungefähr Körpergröße. In die einzelnen Fundamente hat man Stufen geschlagen, die bis zur Glocke hinaufführen. Die Glocken selbst sind mitsamt Halterung, ich weiß nicht, vielleicht acht oder neun Fuß hoch.
    Die Rückseite einer jeden Glocke, aus demselben Stein gehauen, ähnelt einem runden … Schild, vergleichbar etwa dem Reflektor hinter einer Wandlampe. Die anderische Armee hält sämtliche Glocken jederzeit besetzt. Nähert sich ein Feind, tritt der Soldat auf Befehl hinter den Reflektor, und die Dominie Dirtch – eben diese Glocken – werden mit einem langen, hölzernen Klöppel angeschlagen.
    Sie geben einen sehr tiefen, dunklen Klang von sich. Zumindest handelt es sich dem Vernehmen nach hinter den Dominie Dirtch um einen dunklen Klang. Kein Angreifer hat je überlebt, um berichten zu können, wie es auf der anderen Seite, in der Todeszone, klingt.«
    Richards Erstaunen war Verblüffung gewichen. »Was machen die Glocken mit den Angreifern? Was bewirkt dieser Klang?«
    Kahlan rollte die Halme zwischen den Fingern und zerdrückte sie dabei.
    »Er löst ihnen glatt das Fleisch von den Knochen.«
    Richard konnte sich etwas derart Entsetzliches nicht einmal vorstellen. »Ist das eine Legende, oder weißt du sicher, daß es sich um eine Tatsache handelt?«
    »Ich habe die Folgen mit eigenen Augen gesehen – ein primitives Volk der Wildnis beschloß als Vergeltung für das Leid, das einer ihrer Frauen durch einen anderischen Soldaten widerfahren war, einen Raubzug in ihr Land

Weitere Kostenlose Bücher