Die Seele des Feuers - 10
das Gesicht mit einem feuchten Lappen ab. Kahlan fiel auf, dass auch Du Chaillus Gesicht von Sorgenfalten gezeichnet war.
Kahlan setzte ihre Untersuchung bei Richard fort und versuchte herauszufinden, ob er von irgendeiner Art Speer oder Bolzen getroffen worden war. Er zitterte heftig, fast krampfartig. Hektisch suchend wälzte sie ihn auf die Seite und untersuchte seinen Rücken, um endlich herauszufinden, woher seine Schmerzen rührten. Sie konzentrierte sich auf das, was sie tat, und versuchte nicht an ihre Besorgtheit zu denken, um nicht vom Schock überwältigt zu werden.
Du Chaillu, die offenbar kein Bedürfnis verspürte, nach einer Wunde zu suchen, streichelte Richard das Gesicht, als Kahlan ihn sachte wieder auf den Rücken wälzte.
»Ich kann nichts finden«, meinte Kahlan schließlich erbittert.
»Das werdet Ihr auch nicht«, meinte Du Chaillu kühl.
»Warum nicht?«
Die Seelenfrau der Baka Tau Mana flüsterte Richard zärtliche Worte zu. Obwohl Kahlan ihre genaue Bedeutung nicht verstand, begriff sie doch die Gefühle, die dahinter steckten.
Kahlan sah sich nach den Soldaten um, die einen Ring um sie gebildet hatten. Sie legte Richard die Hände schützend auf die Brust.
»Was soll das heißen?«
Du Chaillu schob Kahlans Hände sacht beiseite.
»Es handelt sich um eine Verletzung des unsterblichen Geistes. Der Seele. Lasst mich ihn versorgen.«
Kahlan legte Richard ihre Hand zärtlich aufs Gesicht. »Woher willst du das wissen?«
»Ich bin eine Seelenfrau. Ich sehe diese Dinge.«
»Nur weil…«
»Habt Ihr eine Wunde gefunden?«
Kahlan schwieg einen Augenblick und versuchte sich über ihre Gefühle klar zu werden. »Hast du eine Idee, wie wir ihm helfen können?«
»Dies übersteigt Eure Fähigkeit zu helfen.« Du Chaillu senkte ihren Kopf mit dem braunen Haarschopf und presste Richard die Hände auf die Brust.
»Überlasst das mir«, murmelte Du Chaillu, »sonst stirbt unser Gemahl.«
Kahlan ließ sich auf die Fersen sinken und sah zu, wie die Seelenfrau der Baka Tau Mana, den Kopf gesenkt, die Hände auf Richards Körper, die Augen schloss, als versinke sie in einer Art Trance. Man hörte leise geflüsterte Worte, die vielleicht ihr selbst galten, ganz sicher aber nicht für fremde Ohren bestimmt waren. Ihre Arme zitterten.
Du Chaillu verzog schmerzgequält das Gesicht.
Unvermittelt wich sie zurück und unterbrach die Verbindung. Kahlan hielt sie am Arm fest, damit sie nicht nach hinten kippte.
»Alles in Ordnung?«
Du Chaillu nickte. »Meine Kraft. Es hat funktioniert. Sie war wieder da.«
Kahlan blickte von der Frau zu Richard. Er wirkte ruhiger.
»Was hast du gemacht? Was ist passiert?«
»Irgendetwas hat versucht, seine Seele zu rauben. Ich habe diese Kraft mit Hilfe meiner Magie zunichte gemacht und verhindert, dass der Tod nach ihm greift.«
»Deine Kraft ist zurückgekehrt?« Kahlan zweifelte daran. »Aber wie ist das möglich?«
Du Chaillu schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Sie kehrte zurück, als der Caharin aufschrie und von seinem Pferd stürzte. Ich wusste es sofort, weil ich meine Bande zu ihm wieder spüren konnte.«
»Vielleicht sind die Chimären geflohen und in die Unterwelt zurückgekehrt?«
Wiederum schüttelte Du Chaillu den Kopf. »Was immer es war, es lässt bereits wieder nach. Meine Kraft wird wieder schwächer.« Sie starrte einen Augenblick vor sich hin. »Jetzt ist sie wieder fort. Sie war gerade lange genug da, dass ich ihm helfen konnte.«
Du Chaillu gab ihren Männern leise Befehl, zurückzutreten, es sei vorüber.
Kahlan war alles andere als überzeugt. Sie warf abermals einen Blick auf Richard. Alles deutete darauf hin, dass er ruhiger wurde. Sein Atem ging zusehends gleichmäßiger.
Unvermittelt schlug er die Augen auf. Er blinzelte in die Helligkeit.
Du Chaillu beugte sich über ihn und tupfte ihm mit dem feuchten Lappen den Schweiß von der Stirn.
»Jetzt seid Ihr wieder wohlauf, mein Gemahl«, sagte sie.
»Du Chaillu«, murmelte er, »wie oft muss ich es dir noch erklären, ich bin nicht dein Gemahl. Du deutest die alten Gesetze falsch.«
Du Chaillu sah lächelnd zu Kahlan auf. »Seht Ihr? Es geht ihm schon wieder besser.«
»Den Gütigen Seelen sei Dank, dass du hier warst, Du Chaillu«, meinte Kahlan mit leiser Stimme.
»Erklärt ihm das, wenn er das nächste Mal jammert, ich solle ihn verlassen.«
Kahlan konnte nicht anders, sie musste über Richards Hilflosigkeit gegenüber Du Chaillu sowie ihre eigene freudige
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