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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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reagierten auf diese Bedrohung, indem sie auf alte abergläubische Vorstellungen zurückgriffen. Es gab Orte, an denen die Menschen zusammenkamen, um den bösen Seelen zu huldigen, die man auf die Welt losgelassen hatte. Opfergaben aus Speisen und Wein wurden auf Waldlichtungen oder brachliegenden Feldern zurückgelassen. Manche Leute waren der Überzeugung, die Menschheit habe moralische Grenzen überschritten und sei verdorben, und jetzt seien die rächenden Seelen vom Schöpfer geschickt worden, um die Welt zu bestrafen.
    Manche ließen mitten auf der Straße Opfergaben aus Steinen zurück und schichteten noch größere Steinhaufen an Kreuzungen übereinander. Niemand konnte Richard den genauen Grund nennen, und die meisten reagierten gereizt, wenn er die alten Sitten und Gebräuche in Frage stellte. Einige stellten um Mitternacht verwelkte Blumen vor die Tür. Glücksbringer waren überaus gefragt.
    Die Chimären töteten trotzdem.
    Allein Kahlan machte all dies erträglich. Wegen ihr waren die Mühen des Kampfes auszuhalten, für sie würde er alles auf sich nehmen.
    Kahlan hob einen Arm. »Gleich dort oben ist es.«
    Richard stieg gemeinsam mit ihr ab. Die meisten Bäume waren Fichten oder Kiefern. Richard sah sich um, bis er einen jungen, silberblättrigen Ahornbaum gefunden hatte, und band die Zügel seines Pferdes an einen tief hängenden Ast. Wenn man die Zügel an Fichten oder Kiefern oder, noch schlimmer, an Balsamtannen befestigte, hatte dies oft verklebte Zügel zur Folge.
    Als er ein Schnauben vernahm, sah Richard auf. Nicht weit entfernt beobachtete sie, die Ohren gespitzt, eine Stute. Gras hing ihr zu beiden Seiten aus dem Maul, sie hatte jedoch aufgehört zu kauen.
    »Hallo, altes Mädchen«, rief Richard.
    Auf der Hut, warf das Pferd den Kopf zur Seite und trat ein paar Schritte zurück, um den Abstand zu vergrößern. Als Richard sich zu nähern versuchte, ging es noch weiter zurück, also blieb er stehen. Das Tier war von cremig-kastanienbrauner Farbe und hatte einen seltsam spinnenförmigen schwarzen Flecken auf dem Hinterteil. Als Richard es durch wiederholtes Rufen näher heranzulocken versuchte, machte es kehrt und lief davon.
    »Was das wohl zu bedeuten hatte«, meinte er zu Kahlan.
    Kahlan reichte ihm auffordernd die Hand; Richard ergriff sie.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ist jemandem das Pferd weggelaufen. An unserer Gesellschaft scheint es jedenfalls nicht interessiert zu sein.«
    »Vermutlich«, meinte Richard, während er sich von ihr führen ließ.
    »Dies ist der einzige Weg dorthin«, erklärte sie, als sie parallel zum Seeufer gehend eine kleine Gruppe von Fichten passierten.
    Den ganzen Tag über waren Wolken aufgezogen und hatten mit Unwettern gedroht. Jetzt, als sie auf einen erhöhten, am Ende der flachen Landzunge aus dem Boden ragenden Fels hinaustraten, rissen die sich auftürmenden Quellwolken auf, und die Sonne kam hervor.
    Es war ein wundervoller Anblick, wie der warme Strahl des Sonnenlichts durch die bernsteinfarbenen Wolken brach und zwischen den Bergen hindurchfallend den still daliegenden See berührte. Auf der anderen Seite stürzte Wasser über eine vorspringende Felskante, einen wehenden Dunst in die warme Luft hochschleudernd, der über der goldenen Wasseroberfläche im Licht der Sonne glitzerte. Richard holte tief Luft und genoss den süßen Duft von Wald und See. Es war fast wie zu Hause.
    »Hier ist es«, erklärte Kahlan. »Dort, noch weiter oben, liegt jene gottverlassene Gegend, wo die Pakapflanze wächst und die Gambitmotte lebt. Das klare Wasser hier stammt aus jenem giftverseuchten Gebiet.«
    Die Luft schien im nachmittäglichen Licht zu flimmern. »Es ist wunderschön. Hier könnte ich für immer bleiben. Mir ist fast, als sollte ich neue Pfade auskundschaften.«
    Eine Zeit lang standen sie Hand in Hand da und genossen die Aussicht.
    »Richard, ich wollte dir nur sagen, dass ich während der letzten Wochen, in denen wir zu den Menschen hier in diesem Land gesprochen haben, wirklich stolz auf dich war. Stolz darauf, wie du den Menschen Hoffnung auf die Zukunft gegeben hast.
    Was immer geschieht, ich möchte, dass du das weißt. Ich bin stolz darauf, wie du das geschafft hast.«
    Er runzelte die Stirn. »Das klingt, als seist du von unserem Sieg nicht überzeugt.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Das ist nicht so wichtig. Was sein wird, wird sein. Die Menschen tun nicht immer das, was richtig ist. Manchmal erkennen sie das Böse nicht. Manchmal

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