Die Seele des Feuers - 10
meinte Richard, »wenn das nicht seltsam war.«
»Wenigstens wissen wir jetzt, dass es eine Chimäre war. Offenbar hat die eine, die du im Dorf der Schlammenschen abgeschossen hast, die anderen informiert.«
Richard schüttelte verwirrt den Kopf. »Vermutlich.«
»Ich will nicht, dass du in diesem See schwimmst, Richard. Es könnten Chimären darin lauern, deshalb wäre es töricht, schwimmen zu gehen, solange die Chimären auf freiem Fuß sind.«
»Aber sie scheinen sich vor mir zu fürchten.«
Sie legte ihm die Hand seitlich an den Hals, um zu verhindern, dass er den Kopf wegdrehte.
»Und wenn sie dich nur in falsche Sicherheit wiegen und hinaus ins tiefe Wasser locken wollen? Kannst du dir das vorstellen? Zedd hat gesagt, wir sollen dem Wasser fernbleiben.«
Sie rieb sich die Arme, schien plötzlich zu frieren.
»Bitte, Richard, lass uns von hier fortgehen, ja? Irgendetwas an diesem Ort…«
Richard streifte sein Hemd über und zog sie heran.
»Ich glaube, du hast Recht. Es ist wirklich nicht nötig, ein großes Risiko einzugehen, nicht nach einem Zusammenstoß mit einem Raben, der keiner ist. Außerdem wäre Du Chaillu so wütend über unseren Tod, dass sie ihr Kind vor der Zeit zur Welt bringen würde.«
Kahlan packte sein Hemd, sie wirkte plötzlich mitgenommen. »Richard, meinst du … wir könnten…«
»Könnten was?«
Sie ließ sein Hemd los und gab ihm einen Klaps auf die Brust. »Wir könnten diesen Ort sofort verlassen?«
»Ich denke, das sollten wir sogar.«
Sie rannten zurück, mittlerweile konnten beide es kaum erwarten, den See hinter sich zu lassen. Er half ihr aufs Pferd. »Jedenfalls glaube ich, wir haben gefunden, wonach wir gesucht haben – das Gestein, aus dem die Dominie Dirtch hergestellt wurden. Vermutlich werden wir unsere Pläne ändern müssen.«
»Was soll das heißen?«
»Ich denke, wir sollten nach Fairfield zurückreiten und uns im Hinblick auf unsere neuen Erkenntnisse sämtliche Bücher noch einmal vornehmen.«
»Aber was wird aus der Abstimmung? Mit den Orten, die wir noch aufsuchen müssen?«
»Wir werden die Männer ohnehin aufteilen und losschicken müssen, um Abstimmung und Auszählung zu überwachen und das Ergebnis anschließend nach Fairfield zu bringen. Dann können wir sie auch gleich aussenden und sie vorher zu den Menschen in sämtlichen Ortschaften sprechen lassen. Es sind Männer darunter, denen ich zutraue, an unserer Stelle zu sprechen. Sie haben oft genug gehört, was wir zu sagen haben.
Also können wir sie auch gleich hier aufteilen und sie losschicken, während wir uns auf den Weg zurück zum Anwesen machen. Es wäre bestimmt kein Fehler, dafür zu sorgen, dass wir alle Menschen in Fairfield überzeugen, für den Anschluss zu stimmen.«
Kahlan nickte. »Unsere oberste Verantwortung gilt den Chimären. Es nützt uns nichts, die Abstimmung zu gewinnen, solange die Chimären jeden töten.«
Etwas erregte plötzlich Richards Aufmerksamkeit. Er schwang sich aus dem Sattel und warf Kahlan die Zügel seines Pferdes zu. Durch das Gras stapfte er zurück zu der Fichtengruppe.
»Was ist es?«, rief Kahlan, die es eilig hatte, aufzubrechen.
Richard hob einen vertrockneten Ast hoch. »Ein Sattel. Jemand hat seine Sachen hier zurückgelassen und sie zugedeckt, damit sie trocken bleiben.«
»Wahrscheinlich der Besitzer des Pferdes, das wir gesehen haben«, meinte sie.
»Vielleicht gehört er einem Fallensteller«, rief Richard. »Er sieht allerdings so aus, als läge er bereits eine Weile hier.«
»Gut, Richard, wenn du nicht die Absicht hast, jemandem seine Ausrüstung zu stehlen, dann lass uns jetzt von hier fortreiten.«
Der Rabe stieß einen Schrei aus, und Richard eilte zu seinem Pferd zurück. »Ich finde es einfach nur seltsam, das ist alles.«
Als sie sich den Pfad hinunter auf den Weg machten, schaute Richard noch einmal über die Schulter zurück. Hoch oben am Himmel sah er mehrere Raben kreisen. Welcher von ihnen der unechte Rabe war, wusste er nicht. Vielleicht waren sie alle unecht.
Er löste den Bogen aus seiner Halterung am Sattel und hakte ihn sich stattdessen über die Schulter.
57. Kapitel
Dalton schaute aus dem Fenster seines Büros, während er zuhörte, wie Stein Bericht über Anzahl und Standort der Soldaten der Imperialen Ordnung erstattete, die mittlerweile innerhalb Anderiths als Gardisten der anderischen Sondereinheit stationiert waren. Die Dominie Dirtch befanden sich praktisch in Jagangs Hand. Sollte Lord Rahl seine
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