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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gekämpft, Mutter Konfessor.« Chandalen zwinkerte ihr zu. »Du weißt, ich bin zu stark und klug, als daß Schwierigkeiten mir etwas anhaben könnten.«
    Während sie Chandalen nachsah, der sich seinen Weg durch die im Kreis herumirrende Hühnerschar bahnte, fragte Kahlan den Vogelmann: »Hast du etwas – Verdächtiges gesehen?«
    »Noch kann ich das Huhn, das keines ist, nicht sehen«, erwiderte der Vogelmann, »aber ich werde so lange suchen, bis ich es finde.«
    Kahlan dachte über eine Möglichkeit nach, ihn höflich zu fragen, ob er betrunken gewesen sei, beschloß aber dann, ihm eine andere Frage zu stellen.
    »Woran erkennst du, daß das Huhn kein Huhn ist?«
    Sein sonnengebräuntes Gesicht legte sich nachdenklich in Falten. »Ich spüre es.«
    Sie hatte keine andere Wahl. »Du hast mit berauschenden Getränken gefeiert, vielleicht hast du dir nur eingebildet, du hättest etwas gespürt?«
    Die Falten in seinem Gesicht verzogen sich zu einem Lächeln. »Vielleicht haben mich die Getränke so entspannt, daß ich klarer sehen konnte.«
    »Bist du immer noch … entspannt?«
    Er verschränkte die Arme und betrachtete die wimmelnde Hühnerschar. »Ich weiß, was ich gesehen und gespürt habe.«
    »Woran hast du erkannt, daß es kein Huhn war?«
    Er fuhr sich mit dem Finger an der Nase entlang und ließ sich ihre Frage durch den Kopf gehen. Kahlan wartete und beobachtete dabei Richard, der die Hühnerschar weiterhin hartnäckig sortierte, als suche er nach einem verlorengegangenen Lieblingstier.
    »Bei Feierlichkeiten wie eurer Hochzeit«, erwiderte der Vogelmann nach einer Weile, »führen unsere Männer Geschichten unseres Volkes auf. Es sind niemals Frauen, die diese Geschichten tanzen, nur Männer. In vielen Geschichten kommen aber Frauen vor. Hast du diese Geschichten gesehen?«
    »Ja. Gestern habe ich zugesehen, wie die Tänzer die Geschichte der ersten Schlammenschen erzählt haben: unserer Ahnenmutter und unseres Ahnenvaters.«
    Er lächelte, als ginge ihm die Erwähnung dieser speziellen Geschichte zu Herzen. Es war ein Lächeln, das insgeheim den Stolz auf sein Volk verriet.
    »Wäret ihr während dieses Tanzes eingetroffen und hättet ihr nichts über unser Volk gewußt, hättet ihr erkannt, daß der als Mutter unseres Volkes verkleidete Tänzer keine Frau ist?«
    Kahlan überlegte. Die Schlammenschen stellten ausdrücklich für diese Tänze reichverzierte Kostüme her, die für keinen anderen Anlaß hervorgeholt wurden. Für die Schlammenschen war es ein ehrfurchtgebietendes Erlebnis, die Tänzer in ihren außergewöhnlichen Kostümen zu sehen. Die Männer, die sich für die Geschichten als Frauen verkleideten, gaben sich größte Mühe, ihrer Rolle auch äußerlich zu entsprechen.
    »Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ich würde erkennen, daß es keine Frauen sind.«
    »Wie das? Wodurch könnten sie sich dir verraten haben? Bist du sicher?«
    »Ich glaube, das kann ich nicht erklären. Irgend etwas war an ihnen nicht ganz stimmig. Ich glaube, wenn ich sie vor mir hätte, wüßte ich, daß es keine Frauen sind.«
    Der konzentrierte Blick aus seinen braunen Augen richtete sich zum erstenmal auf sie. »Und ich wüßte, daß es kein Huhn ist.«
    Kahlan flocht die Finger ineinander. »Vielleicht wirst du morgen früh, wenn du ausgeschlafen hast, nur ein Huhn sehen, wenn du ein Huhn anschaust?«
    Er hatte für ihren Verdacht, seine Wahrnehmung könnte beeinträchtigt gewesen sein, nichts als ein Lächeln übrig. »Du solltest gehen und etwas essen. Nimm deinen frischgebackenen Ehemann mit. Sobald ich das Huhn gefunden habe, das keines ist, werde ich jemanden nach euch schicken.«
    Das schien in der Tat eine gute Idee zu sein, zumal sie Richard auf sich zukommen sah. Kahlan ergriff den Arm des Vogelmannes als stummes Zeichen ihres Einverständnisses.
    Es hatte den ganzen Nachmittag gedauert, die Hühner zusammenzutreiben. Beide den bösen Seelen vorbehaltene Gebäude sowie ein drittes leerstehendes Haus waren nötig, um sämtliche Hühner unterzubringen. Fast das gesamte Dorf hatte sich an dieser wichtigen Angelegenheit beteiligt; es war eine Menge Arbeit gewesen.
    Die Kinder hatten sich als unschätzbare Hilfe erwiesen. Angespornt von der Verantwortung, die eine solche, das gesamte Dorf betreffende Anstrengung mit sich brachte, hatten sie sämtliche Orte ausfindig gemacht, an denen sich Hühner versteckten und schliefen. Vorsichtshalber hatten die Jäger sämtliche Hühner eingesammelt, obwohl es ein

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